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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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begangen hätten.
    Seit Ostern war Rose nicht mehr in Denham gewesen – sie konnte es nicht mehr als ihr Zuhause betrachten –, sie hatte Angst vor dem, was sie sagen oder tun könnte, wenn sie zu Besuch fuhr. Nicht zu John – John war nicht derjenige, der sie verletzt und hintergangen hatte. Nein, Amber war es, der sie aus dem Weg ging, damit der Schmerz und das Entsetzen, die in ihr gefangen waren, nicht herausplatzten. Es war besser, wenn kein Wort darüber fiel. Was sollte es auch nützen? Nichts. Doch der schreckliche Schmerz und der Zorn waren auf ewig in ihr Herz eingebrannt. Hatte ihre Tante nicht überlegt, was passieren könnte? Hatte sie nicht gespürt, nicht geahnt, dass Rose sich zu John hingezogen fühlen könnte und, in Unkenntnis ihrer möglichen Blutsverwandtschaft, etwas Verbotenes tun könnte? Oder war es, wie Lady Fitton Legh angedeutet hatte: Lag ihrer Tante so wenig an Rose, dass es ihr egal war, ob sie eine solche Sünde beging? Die Tatsachen sprachen für sich. Amber hätte es ihr sagen können, sie hätte ihr vertrauen können, sie hätte sie schützen können – selbst wenn sie sie nicht so lieben konnte, wie sie immer vorgegeben hatte.
    »Hör mal, hättest du Lust, heute Abend mit mir auszugehen? Ich habe von einem neuen Jazzclub gehört.«
    Joshs Frage brachte Rose zurück in die Gegenwart. Sie schenkte ihm ein Lächeln, dankbar, wieder auf sicherem Grund zu sein.
    »Was ist los? Hat deine neueste Freundin keine Lust?«
    Josh setzte eine Miene verletzter Unschuld auf. »Ich möchte dich mitnehmen.«
    »Ich wollte mir einen gemütlichen Abend zu Hause machen.«
    »An einem Samstagabend? Sei nicht dumm, das ist was für Spießer. Komm, es wird dir guttun.«
    Er hatte ja recht. Es war sinnlos, zu Hause zu hocken und zu grübeln.
    »In Ordnung«, sagte sie, »aber du läufst nicht davon und lässt mich allein da hocken, nur weil du ein Mädchen gesehen hast, das dir gefällt, wie das letzte Mal, als ich mich von dir beknien ließ, mit dir auszugehen.«
    »Als würde ich so etwas tun«, protestierte Josh. »Ich hol dich gegen acht ab, okay?«
    Zwei junge Frauen, die gerade den Frisiersalon betreten hatten, sahen Rose an, und dann flüsterte eine der anderen etwas zu. Die Fotos, die Ollie gemacht hatte, als Josh Rose die Haare geschnitten hatte, schmückten inzwischen die Wände des Treppenhauses. Sie waren auch in Vogue erschienen und hatten eine ganze Schar junger Frauen angelockt, die denselben Haarschnitt haben wollten. Es sprach sich immer noch herum.
    Fast über Nacht und zu ihrem großen Erstaunen und, wenn sie ehrlich war, Unbehagen war Rose zu einer Art Berühmtheit geworden. Man hatte ihr sogar Arbeit als Mannequin angeboten, und zig Männer hatten sie gebeten, mit ihnen auszugehen. Janey hatte sie angefleht, die Kleider zu präsentieren, die sie zum Ende des Studienjahres für die Modenschau von St. Martins entwerfen wollte.
    Sogar ihr Chef zog sie mit ihrer neu entdeckten Berühmtheit auf, und der Gemahl einer ihrer wichtigsten Kundinnen bedachte sie mit zudringlicher Aufmerksamkeit, was ihr sehr unangenehm war.
    Als Mr Russell in das Wohnzimmer der eleganten Wohnung gekommen war, die er mit seiner Frau bewohnte, während Rose dort sorgfältig die Maße zweier Bergère-Sessel nahm, welche neu bezogen werden sollten, hatte sie sich nichts dabei gedacht. Doch dann war er näher gekommen und hatte sich, als er in dem engen Raum zwischen den Sesseln und dem Fenster hinter ihr durchgehen wollte, von hinten an sie gedrückt und ihr eine Hand auf die Schulter gelegt, damit sie sich nicht vom Fleck rührte. Mit der freien Hand hatte er über ihr Haar und ihren Hals gestreichelt und bemerkt, wie seidig ihr Haar und wie weich ihre Haut doch sei.
    Zuerst war Rose zu schockiert gewesen, um irgendetwas zu sagen oder zu tun, ja, sie hatte Mühe zu begreifen, was da mit ihr geschah. Der Mann der Kundin war Ende vierzig – das, was er da gerade getan hatte, war doch sicher unmöglich. Zu ihrer Erleichterung hatte das Telefon geklingelt, und sie hatte der Situation entfliehen können.
    Sie hatte nicht vorgehabt, irgendjemandem davon zu erzählen, doch dann hatte Janey sie und Ella überredet, etwas trinken zu gehen, und in einem Pub in der King’s Road war sie zufällig Josh über den Weg gelaufen und hatte sich zu ihrer Überraschung ihm anvertraut.
    Josh hatte gelacht und gemeint, was sie bräuchte, wäre eine lange, dünne Hutnadel. Als sie sich das nächste Mal gesehen hatten, hatte

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