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Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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aus einer reichen Familie stammt. Später starb ihr Vater, und sie blieb bei ihrer Tante Emily wohnen. Sie mochte die alte Dame sehr, und sie kamen prima miteinander aus, auch wenn der Altersunterschied zwischen beiden gewaltig war. Ich denke, das ist der Grund, warum Sally so jung geheiratet hat. Sie war erst neunzehn. Die Tante hatte keine Einwände, weil Liam ein hübscher junger Doktor war, der, wie es in Emilys Generation so schön heißt, die besten Aussichten hatte.«
    »Ich nehme an, es gelang Liam, freundlich zu Tantchen Emily zu sein?«
    »Er ist nicht zu jedem so abweisend!«, verteidigte Meredith zu ihrer eigenen Überraschung Liam Caswell, was sie in eine unangenehme Position brachte. Sie legte das Messer und die Gabel ab und fuhr gestikulierend fort:
    »Weißt du, damals, in Holland Park, da wirkten Liam und Sally sehr glücklich, und er hat sich ganz anders benommen, zumindest mir gegenüber. Aber Liam ist ein Genie, verstehst du? Schneid nicht so eine Grimasse! Er begann als eines dieser hoch begabten Kinder und wurde dann der brillante Student, auf den von Anfang an eine besonders steile Karriere wartet. Wenn er deswegen eingebildet wurde, dann ist das nicht weiter überraschend.«
    »Ein paar der begabtesten Leute, denen ich begegnet bin, gehörten darüber hinaus zu den bescheidensten«, entgegnete Alan streitlustig.
    »Liam ist nicht bescheiden. Es wäre schön, wenn er bescheiden wäre, aber das war er nie. Man hat ihm immer gesagt, er wäre etwas Besonderes, schon in frühester Jugend. Er glaubt einfach, dass er anders ist. Alle haben es ihm immer wieder bestätigt. Manchmal wird so etwas von einer natürlichen, angenehmen Ausstrahlung kompensiert. Das ist etwas, was Liam völlig abgeht, wie ich zu meinem großen Bedauern eingestehen muss.«
    »Und deswegen tritt er jedem auf die Zehen und benimmt sich wie ein Flegel?« Es war offensichtlich, dass Alan eine Abneigung gegen Liam entwickelt hatte. Zu dumm, da er Caswell zugleich vor weiteren Anschlägen schützen sollte. Andererseits liegt die Schuld dafür einzig und allein bei Liam Caswell, dachte Meredith.
    »Lass es mich so sagen«, erwiderte sie.
    »Einige von uns sind anderen gegenüber höflich, weil wir vom Charakter her freundliche Zeitgenossen sind.«
    »Anwesende eingeschlossen«, wagte Alan das Kompliment.
    »Einige von uns sind höflich«, fuhr sie entschieden fort, »weil sie sich davon erhoffen, dass andere ebenfalls höflich zu ihnen sind. Eine Methode, wie man in der Gesellschaft miteinander auskommt.«
    »Tu das, was du von anderen erwartest.«
    »Genau. Aber jemand wie Liam muss sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, ob ihn die Leute mögen oder nicht. Er besitzt eine außergewöhnliche Begabung. Die normalen gesellschaftlichen Regeln gelten für ihn nicht. Jedenfalls sieht er es so.«
    »Willst du mir ernsthaft klar machen, dass er herumgeht und jeden beleidigt, gerade so, wie er will?« Alan klang ehrlich erstaunt und starrte sie an.
    »Nein, natürlich nicht! Ich versuche doch nur, dir zu erklären, wie dieser Mann sich benimmt! Wenn er jemanden gegen sich aufgebracht hat, hat er sich noch nie darüber Gedanken gemacht. Viele Leute würden ihn als exzentrisch bezeichnen. Oder dass sein Verhalten ein Kennzeichen von Genialität ist. Ich sage nicht, dass ich dieser Meinung bin! Offen gestanden, es macht mich verrückt! Obwohl er, wie gesagt, normalerweise einigermaßen freundlich zu mir ist. Aber ich weiß auch, dass seine Arroganz im Lauf der Jahre schlimmer geworden ist, und sie wird nicht mehr durch extreme Jugend gemildert wie früher. Die Leute sehen bei jungen Menschen über schlechtes Benehmen hinweg, das sie älteren nicht verzeihen – das ist nun einmal so! Liam kann sehr selbstherrlich sein, und er verträgt keinerlei Opposition.« Meredith grinste.
    »Seine Karriere ist eine Kette von Streitigkeiten mit so ungefähr jedem, dem er begegnete: Kollegen, Behörden, Herausgebern von wissenschaftlichen Zeitschriften, Taxifahrern, such dir aus, was du willst. Selbst damals in Holland Park gab es Ärger wegen der Parkplätze draußen vor dem Haus. Der andere Fahrzeugbesitzer war zu einem Kompromiss bereit, aber Liam beschloss, auf stur zu schalten.«
    »Genau wie mit seinem Nachbarn in Castle Darcy, nicht wahr?«, hakte Alan nach.
    »Du meinst den alten Mann, Bodicote?« Meredith dachte darüber nach.
    »Glaubst du, er könnte hinter den anonymen Briefen stecken?« Sie überlegte, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Er

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