Ein Hauch Von Sterblichkeit
Stellen fleckiger Haut an Whelans Unterarmen gezogen. Als er damals zur Polizei gegangen war, hatte er auf grausame Art und Weise mit dem plötzlichen Tod Bekanntschaft gemacht: Ein Leichnam, der von Schulkindern entdeckt worden war, halb verscharrt im Wald. Die Leiche hatte bereits einige Zeit dort gelegen, und die Verwesung war relativ weit fortgeschritten. Pearce als junger Constable hatte auf sie herabgesehen und sich auf eine Weise, die ihn selbst befremdet hatte, über die vielen eigenartigen Farben des faulenden Fleisches gewundert. So lange jedenfalls, bis ihm der Gestank in die Nase gestiegen war und er sich abgewandt hatte, um sich zu übergeben. Es war peinlich gewesen, doch der Dienst habende Sergeant damals hatte nur fröhlich gemeint, dass jeder Polizist sich früher oder später an den Anblick gewöhnen würde. Pearce hatte sich tatsächlich daran gewöhnt. Bis zu einem gewissen Punkt jedenfalls. Hin und wieder brachte irgendetwas eine Erinnerung an jenes Ding in den Wäldern zurück, den eigenartig süßlichen, widerlichen Gestank und die vielen Farben, die Grün- und Gelb- und Purpur- und Schwarztöne … Farben wie jene auf den Innenseiten von Whelans Armen, böse Vorzeichen dessen, was noch kommen würde, Whelan sagte wieder etwas, und Pearce riss sich gewaltsam von seinen Erinnerungen los, um in die Gegenwart und die verwahrloste Küche ihres Gastgebers zurückzukehren.
»Ich habe nichts mehr mit der Gruppe zu schaffen.« Die Worte sprudelten monoton aus Whelan hervor, als hätte Prescotts Frage das automatische Abspielen einer aufgezeichneten Nachricht ausgelöst.
»Sie nehmen keinen Kontakt mehr zu mir auf.« Seine Stimme klang fester. Er richtete seine dunklen, fiebrig glänzenden Augen auf Pearce.
»Meine Deckung ist aufgeflogen, verstehen Sie?« Pearce begriff. Whelan war den Behörden zu gut bekannt und hatte im Gefängnis gesessen. Beim ersten Anzeichen von Problemen stand die Polizei bei Whelan auf der Matte. Seine alten Bekannten hatten ihn fallen lassen. Er war zu gefährlich geworden für sie. Er war auf sich allein gestellt.
»Also schön«, sagte Pearce.
»Danke für Ihre Hilfe. Möglicherweise werden wir uns noch einmal melden.« Als sie auf dem Weg zur Tür waren, zögerte er jedoch.
»Brauchen Sie vielleicht medizinische Hilfe? Sollen wir bei der Fürsorge anrufen?«
»Diese Mistkerle sollen bleiben, wo der Pfeffer wächst!«, stieß Whelan hervor, und zum ersten Mal seit seiner Bemerkung, dass ihm das Schicksal von Tieren immer noch nicht gleichgültig wäre, klang seine Stimme energisch.
»Wie Sie meinen. Aber es gibt Einrichtungen, wo man Ihnen helfen …« Pearce brach ab. Prescott bedachte ihn mit einem merkwürdigen Blick, und so raffte sich Pearce auf:
»Es gibt Surrogate …«
»Mir fehlt nichts!«, unterbrach ihn Whelan. Sein flacher Tonfall lag in seltsamem Kontrast zu dem flackernden Licht in seinen Augen.
»Ich hab einen Anflug von Grippe, das ist alles.« Er erschauerte, wie um seine Worte zu untermauern.
»Sobald er vorbei ist, bin ich wieder munter. Im Augenblick ist die Grippe überall, wissen Sie?« Er schob den Kopf vor und lächelte nervös.
»Und? Was meinen Sie?«, fragte Prescott, als sie wieder im Wagen saßen.
»Was nimmt er Ihrer Meinung nach? Heroin? Wie lange hängt er schon an der Nadel? In seinen Akten findet sich kein Hinweis darauf, dass er zum Zeitpunkt seiner Verurteilung drogenabhängig war.«
Pearce zuckte die Schultern. Ihm war bewusst, dass er sich hatte gehen lassen, genau wie damals im Wald neben dem verwesenden Leichnam. Wie zur Wiedergutmachung war sein Tonfall nun kompromisslos und hart.
»Vielleicht hat er es sich im Gefängnis angewöhnt.«
»Wir sollten versuchen herauszufinden, woher er das Zeug kriegt«, schlug Prescott vor. Dave Pearce starrte ihn entsetzt an.
»Sehen Sie sich doch um! In dieser Gegend können Sie alles kaufen! Wen sollen wir fragen? Whelan? Die Frau von vorhin, mit dem Kind? Die Nachbarn? Glauben Sie, dass man uns irgendetwas erzählen wird? Oder glauben Sie, dass wir Whelan überwachen können, bis wir sehen, wie die Päckchen den Besitzer wechseln? Das können Sie vergessen! Diese Leute hier riechen einen von uns einen Kilometer weit gegen den Wind!« Prescott schwieg. Nach einer Weile drehte er den Zündschlüssel um.
»Wie lange geben Sie ihm noch?«, fragte er. Der Motor erwachte zum Leben.
»Wer weiß? Ein Jahr? Ein paar Monate? Vielleicht noch weniger, wenn er Nadeln mit anderen teilt. Er
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