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Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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ist schon so gut wie tot, obwohl er noch herumläuft! Und Leute wie Caswell interessieren ihn längst nicht mehr. Fahren wir zurück.« Mit plötzlicher Wildheit fügte er hinzu:
    »Machen wir, dass wir wegkommen aus diesem Höllenloch!«
    Meredith war bei der Auktionshalle angekommen. Der trübe Tag hatte potenzielle Bieter nicht abhalten können. Eine große Menschenmenge hatte sich bereits eingefunden, und viele von ihnen hielten Kataloge in den Händen. Einige hatten sich bereits mit den obligatorischen Nummernschildern bewaffnet. Seit dem gestrigen Tag waren noch eine Menge weiterer Auktionswaren eingetroffen. Es passte nicht alles in die Halle, und der robustere und weniger wertvolle Teil der Waren war im Hof aufgebaut. Rostige Farmgerätschaften lagerten neben leeren Bilderrahmen, Kisten mit gemischtem Geschirr und Stapeln fleckiger Bücher von Romanciers, die einst beliebt gewesen und heute längst in Vergessenheit geraten waren.
    Meredith rieb sich die kalten Finger und schob sich aus dem Wind in die Verkaufshalle. Dort warfen die Besucher letzte Blicke auf die nummerierten Waren. Austin Bailey war nirgendwo zu sehen, doch am hinteren Ende der Halle hatte man ein Podium errichtet, auf dem ein mit grünem Stoff dekoriertes Lesepult stand. Ted stand in seiner Schürze an der Mauer zwischen einer Wanduhr und einer Leinenpresse und beobachtete die Menge mit scharfen, abschätzenden Blicken.

    »Hallo«, begrüßte er Meredith.
    »Kann sein, dass Sie ein wenig mehr für Ihre Gläser bieten müssen. Die Händler sind hier. Dieser Typ …«, er nickte zur anderen Seite des Raums, wo ein stämmiger Mann mit einer Tweedmütze das Porzellan und die Gläser untersuchte, »… dieser Bursche kauft eine Menge Glas und Porzellan, alles aus der edwardianischen oder der viktorianischen Epoche. Er hat eine Reihe von Antiquitätengeschäften.«
    Doch Merediths Aufmerksamkeit wurde von einer anderen Gestalt in Beschlag genommen, die sie unerwarteterweise unter dem Publikum entdeckte. Hinter dem Porzellan und den Gläsern bückte sich Bodicote über alte Bücher, die auf einem abgewetzten Küchentisch aus Weichholz aufgestapelt waren. Er hatte den Schildkrötenkopf weit aus dem Kragen gestreckt, um die Schrift auf den Buchrücken zu entziffern. Auf seiner Nasenspitze saß eine Lesebrille.

    »Entschuldigen Sie mich bitte«, murmelte Meredith an Ted gewandt. Sie schob sich durch die Menge zu den Büchertischen und näherte sich Bodicote, ohne dass dieser sie bemerkte.

    »Guten Morgen, Mr. Bodicote!«, sagte sie strahlend freundlich. Bodicote erstarrte. Langsam drehte er sich um und blickte sie über den Rand seine Brille hinweg an, ohne ihren Gruß zu erwidern. Er trug einen alten Regenmantel aus Gabardine, der ihm in Falten bis fast zu den Knöcheln hing und entweder für eine größer gewachsene Person gemacht oder in einer Zeit gekauft worden war, als Bodicote noch ein schwerer, kräftiger Mann gewesen war. Vom Stil her erinnerte er an körnige Schwarzweißstreifen aus der Sowjetzone der 50er-Jahre. Sein Alter, erkennbar an den gewaltigen Revers, qualifizierte das Kleidungsstück schon beinahe selbst als Antiquität. Keine zwei Knöpfe daran waren noch gleich. Endlich gelang es Bodicote, Meredith einzuordnen.
    »Sie sind diese Frau, die gestern Abend bei den Caswells zu Besuch war!«
    »Das ist richtig. Ist heute wieder alles in Ordnung, Mr. Bodicote?«
    »Schätze schon. Mir fehlt jedenfalls nichts«, fügte er bedeutsam hinzu.
    »Wenn Sie Mrs. Caswell suchen, die ist hinten im Büro.« Er nickte in Richtung des kleinen Raums.
    »Vielleicht wollen Sie Mrs. Caswell fragen, ob sie heute auch wieder in Ordnung ist.«
    »Ja, das hatte ich vor.« Meredith nickte zu dem Weichholztisch mit den Büchern.
    »Sie interessieren sich für diese Bücher? Werden Sie darauf bieten?« Langsam drehte Bodicote den Kopf auf dem dünnen Schildkrötenhals in die Richtung, in die Meredith genickt hatte.
    »Ich mag gute Geschichten«, sagte er.
    »Aber heute schreibt keiner mehr so wie früher. Niemand mehr.«
    »Draußen stehen auch noch Bücher«, erzählte sie ihm.
    »Romane.«
    »Ich hab sie gesehen«, entgegnete Bodicote abfällig. Er ging ein paar Schritte zur Seite und begann durch einen Stoß vergilbender Automagazine zu blättern. Meredith hob das oberste, in Leder gebundene Buch auf dem Tisch auf. Der Titel lautete: Das Kleriker-Vademecum. Als sie es aufschlug, sah sie, dass es 1790 herausgegeben worden war. Auf dem Inneneinband stand

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