Ein Hauch Von Sterblichkeit
Spring Farm hatte eine Arbeit. Die meisten waren mit der Miete im Rückstand. Und nicht wenige waren vorbestraft und im Gefängnis gewesen. Inspector Pearce und Sergeant Prescott saßen im Wagen gegenüber dem niedrigen Plattenbau, in dem Michael Whelan wohnte. Sie tranken Kaffee, den sie unterwegs gekauft hatten, während sie überlegten, wie sie ihre Aufgabe am besten würden erledigen können. Über ihre Kaffeebecher hinweg behielten sie die Umgebung wachsam im Auge. Die Polizei war in Spring Farm nicht gern gesehen. In dem Plattenbau gab es sechs Wohnungen, drei auf jeder Seite des Haupteingangs. Whelan wohnte im Erdgeschoss rechts. Die Wohnung im Erdgeschoss links stand offensichtlich leer. Die Fenster waren vernagelt, die Bretter mit Graffiti besprüht. Whelans Fenster waren mit schmutzigen Vorhängen verhängt, so dass niemand hineinsehen konnte. Eine Scheibe war gesprungen und mit Teppichband provisorisch geflickt. Das Fenster stand ein paar Zentimeter weit offen. Der schmuddelige Vorhang bewegte sich im Zug und gab den Blick frei auf ein Spülbecken. Wie es aussah, war es die Küche. Draußen und direkt unter dem Fenster stand eine Mülltonne ohne Deckel. Offensichtlich öffnete Whelan einfach das Fenster, wenn er Müll zu entsorgen hatte, und ließ den Abfall in die dort wartende Tonne fallen.
»Was für eine Müllkippe!«, meinte Prescott und stellte seinen leeren Styroporbecher auf dem Boden ab. Dave Pearce brummte zustimmend.
»Bringen wir es hinter uns.« Sie stiegen aus. Das Schlagen der Wagentüren hallte durch die leere Straße. Wenn jemand ihre Anwesenheit bemerkt hatte, dann so, dass die beiden Beamten es ihrerseits nicht bemerkten. Die Bewohner von Spring Farm waren mit dem Gesetz in all seinen Formen bestens vertraut. Zivilkleidung und zivile Polizeifahrzeuge konnten sie nicht täuschen. Sie erkannten einen Polizisten auf hundert Meter Entfernung und mit verbundenen Augen. Einige versteckten wahrscheinlich gerade hastig Mikrowellen und Fernsehgeräte, deren Herkunft sie nicht erklären konnten. Der Anblick wurde noch abstoßender, je näher die beiden Polizeibeamten dem Gebäude kamen. Im Hausflur des heruntergekommenen Blocks stank es nach kaltem Urin. Überall lagen zerknüllte Zigarettenpackungen, leere Bier- und Coladosen und Aluminiumfolie herum. Prescott deutete schweigend auf die Folie. Bevor Pearce etwas dazu sagen konnte, hörten sie das Klappern von Absätzen durch das mit Schmierereien verunzierte Treppenhaus, und über ihnen auf dem Treppenabsatz erschien eine junge Frau mit einem Baby auf dem Arm. Sie war hager, hatte strähnige Haare und ein gewöhnliches Gesicht. Sie trug Leggings, Schuhe mit hohen Absätzen und einen weiten malvenfarbenen Pullover, und sie rauchte. Das Kind, das sie in ihrem Arm hielt, war vielleicht ein Jahr alt. Frau und Kind hatten dringend ein Bad und saubere Wäsche nötig. Die Mutter starrte zu den beiden Beamten herunter. Ihre freie Hand hing an der Seite herab, und Rauch stieg von der Zigarette zwischen ihren Fingern auf.
»Wen suchen Se denn?«, fragte sie kampflustig.
»Michael Whelan«, antwortete Pearce. Sie wirkte erleichtert und nahm hastig einen Zug von ihrer Zigarette, um ihre Gefühlsregung zu verbergen.
»Hab den seit ’ner Woche nich’ mehr geseh’n«, erklärte sie.
»Is’ wahrscheinlich nich’ da. Warum versuchen Se’s nich’ im Pub, dem unten an ner Straße?« Zu Anfang hatte sie unverkennbar Angst gehabt, die beiden Beamten würden jemand anderen suchen. Doch obwohl Whelan ihr nichts bedeutete, startete sie ein Ablenkungsmanöver. Auf diese Weise gewann er Zeit, um sich zu verstecken oder zu vernichten, was den Beamten nicht in die Finger fallen durfte. Die Bewohner von Spring Farm hielten zusammen, wenn es gegen die Behörden ging, auch wenn sie ansonsten untereinander zerstritten waren und sich bekämpften bis aufs Blut.
»Er wohnt aber noch hier?« Der Rauch von der Zigarette trieb dem Baby ins Gesicht. Es hob die kleinen Fäustchen in einem vergeblichen Versuch, seine Augen zu schützen, dann begann es zu wimmern. Sie schaukelte es auf dem Arm, um es zu beruhigen, doch sie kam nicht auf den Gedanken, die Ursache für sein Unbehagen zu beseitigen.
»Das Baby kriegt Rauch in die Augen!«, fauchte Prescott ärgerlich. Sie sah ihn überrascht an.
»Oh. Tatsache …« Sie wedelte mit der Hand, in der sie immer noch die Zigarette hielt, um den Rauch zu vertreiben, mit dem Erfolg, dass sie ihn vermehrte.
»Wohnt Whelan hier?«,
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