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Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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in schnörkeliger schwarzer Schrift: Reverend J. F. Farrar 1797. Die Seiten fühlten sich an wie Krepppapier, und die Lettern waren unregelmäßig und offensichtlich von Hand gesetzt. Meredith hob den Band näher ans Gesicht und atmete ein. Der Duft von altem Papier, Leim aus Tierknochen, Staub und Druckerschwärze stieg ihr in die Nase, doch es war noch mehr dabei. Verlockende Spuren von allem, was in den letzten zweihundert Jahren in der Nähe dieses Buchs gewesen war. Kohlefeuer, Kerzenwachs, Staub, Glühwein, Kampfer. Sie konnte förmlich das achtzehnte Jahrhundert riechen, das zwischen den Einbänden des Sprüchebüchleins eines Landpfarrers erhalten geblieben war. Sie klappte das Buch vorsichtig zu und legte es zurück. Die anderen Bücher hatten ähnliche würdevolle Themen zum Inhalt. Alle waren in Leder gebunden. Einige Rücken waren gebrochen. Die Titel waren in Gold geprägt. Moralisch Erbauliches fürs gemeine Volk … falls Bodicote eine
    »gute Geschichte« suchte, dann würde er sie hier bestimmt nicht finden. Meredith verließ den Tisch und wanderte in den hinteren Teil der Auktionshalle und zum Büro. Sie suchte nach Sally Caswell. Das Büro war klein, und Sally verschwand beinahe hinter einer Ansammlung von Auktionsbesuchern, die bestrebt waren, noch eine Nummer zu erhalten, bevor die Auktion anfing. Meredith wartete geduldig, bis das Gedränge abgeebbt war und alle ihre Karten mit Nummern hatten, dann streckte sie den Kopf durch die Tür und rief:
    »Hallo!«
    »Meredith!« Sally blickte von ihrem Schreibtisch auf und lächelte erfreut.
    »Ich bin ja so froh, dass du es geschafft hast! Hast du deine Karte?«
    »Noch nicht. Wie läuft es?« Meredith betrachtete ihre Freundin sorgenvoll. Auf Sallys Stirn prangte noch immer ein großes Pflaster. Sally reichte ihr eine weiße Karte, in deren Mitte eine Perforation verlief.
    »Prima. Füll die untere Hälfte mit deinem Namen und deiner Telefonnummer aus und gib sie mir zurück. Mit der oberen Hälfte winkst du Austin zu, wenn du ein Gebot abgeben willst. Wenn er dich nicht sieht, musst du rufen.« Während Meredith die Karte ausfüllte, erzählte Sally weiter.
    »Es war ein Schock gestern, aber ich bin entschlossen, darüber hinwegzukommen. Ich schulde es Liam. Wir wurden nicht verletzt, weder er noch ich, und das ist das Wichtigste! Liam lässt sich nicht davon einschüchtern und schreibt unbeirrt an seinem Buch weiter, also mache ich auch unbeirrt weiter wie üblich! Wir stehen diese Sache zusammen durch!« Sie nickte entschlossen. Alles schön und gut, dachte Meredith, und absolut britisch! Doch es gab auch noch andere Dinge als Liams Buch! Nicht, dass Liam so denken würde – wohl kaum. Trotzdem, es war so, wie Alan vorhin am Telefon gesagt hatte – letztendlich war es Sallys Sache. Meredith reichte ihr die ausgefüllte Karte.
    »Bodicote ist draußen in der Auktionshalle. Hat er sich auch eine Karte geben lassen?«
    »Ja, hat er.« Sally verzog das Gesicht.
    »Er kommt zu jeder Auktion.« Meredith zeigte ihre Überraschung.
    »Und was kauft er so?«
    »Jede Menge Bücher und Porzellan und eigenartige Dinge aus Eisen. Gott weiß, was er damit macht, aber die Leute auf dem Land sind alle so. Sie finden einen Verwendungszweck für Dinge, die der Rest der Welt nur als Abfall betrachtet. Oder besser, sie finden eine Zweckentfremdung für gute Dinge, die uns nacktes Entsetzen einjagen würde. Ich wage gar nicht, Austin davon zu erzählen, aber Bodicote hat eine wirklich schöne viktorianische Jardiniere draußen vor seiner Hintertür. Glasiertes Steingut mit Blumen und Vögeln darauf. Und weißt du, wofür er die Jardiniere benutzt? Als Futternapf für seine Ziegen!« Sie wurden vom Läuten einer Handglocke unterbrochen.
    »Die Auktion fängt an«, erläuterte Sally.
    »Zuerst draußen auf dem Hof. Willst du rausgehen oder hier drin warten? Es ist ein wenig kühl draußen.« Meredith zögerte.
    »Ich denke, ich werde einen Blick auf die Sache werfen.« Sally nahm ihre Thermoskanne auf.
    »Ich trinke eine Tasse Tee, solange ich noch Gelegenheit dazu habe. Wenn du fertig bist, kannst du ja zurückkommen und mir Gesellschaft leisten.«
    Draußen war Austin Bailey aufgetaucht. Sein Erscheinen war in der Tat beeindruckend. Es erinnerte an den Auftritt eines Wanderpredigers. Er stand auf einer Holzkiste, zum Schutz vor dem Wind in eine schwere Jacke gehüllt und mit einem leuchtend gelben Schal um den Hals. Die Enden des Schals flatterten im Wind wie die

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