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Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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einen Lieferanteneingang gekommen war.
    Ein wenig weiter tappte eine zweite schwarz-weiße Katze auf den Wagen zu. Das Tier zeigte ein ähnliches Verhalten. Markby wich auch dieser Katze aus, während er durch das Fenster hindurchschimpfte, dass sie so ihre neun Leben rasch aufbrauche. Da der gesamte Vorgarten von Katzen bewohnt schien, die Autos als ungefährlich einstuften, beschloss er zu parken und die restlichen Meter zu Fuß zu gehen.
    Jetzt, nachdem er aus dem Wagen ausgestiegen war, konnte er feststellen, dass der weitläufige Garten nicht besonders gut gepflegt war. Früher einmal musste sein Anblick atemberaubend gewesen sein. Doch die Sträucher und Büsche hatten sich unkontrolliert ausgebreitet. Gras und Unkraut wuchs auf den Blumenbeeten von einst. Heckenpflanzen von den Dorfstraßen hatten ihren Weg auf das Grundstück gefunden. Rings um die Reste eines Zierteichs herum hatten zahlreiche verschiedene Arten von Umbelliferae, Doldenblütlern wie etwa Bärwurz und andere Wiesenpflanzen, gewurzelt, und obwohl sie vom Frost geschwärzt waren, konnte Markby die hohen Stängel und markanten Blätter und Blüten noch immer deutlich erkennen. Alles in allem war es ein sehr trauriger Anblick.
    Er wurde in seinen Betrachtungen von einer dritten Katze gestört, diesmal einer rot getigerten, die aus dem Gebüsch schoss und seinen Weg kreuzte. Allmählich fragte sich Markby, was er vorfinden würde, wenn er das Haus betrat.

    »Ich bin sehr froh, dass Sie vorbeigekommen sind, Superintendent!«, begrüßte ihn Yvonne Goodhusband, als hätte sie um seinen Besuch gebeten und nicht die Polizei den ihren angekündigt.
    Markby schätzte sie auf Mitte fünfzig, ihr gepflegtes kastanienbraunes Haar war mit grauen Strähnen durchsetzt. Sie war eine bemerkenswerte Frau, nicht nur, weil sie trug, was Markbys Mutter ohne jeden Zweifel ein Nachmittagskleid genannt hätte. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal eine Frau gesehen hatte, die um halb vier nachmittags so formell gekleidet gewesen war. Das Kleid war aus hellblauer Wolle, langärmelig mit goldenen Knöpfen an den Manschetten. Es saß ausgezeichnet über den wohlgeformten Hüften der Dame des Hauses, und sein Mieder, geschmückt mit einer goldenen Brosche, brachte ihren gleichermaßen wohlgeformten Busen zur Geltung. Sie hatte auch schöne Beine. Sie war genau genommen ein sehr gefälliger Anblick, und Markby musste sich zusammenreißen, um sie nicht allzu auffällig anzustarren.

    »Möchten Sie vielleicht einen Tee?«, fragte Mrs. Goodhusband liebenswürdig. Er lehnte dankend ab, obwohl er sehr versucht war. Nicht, weil er durstig gewesen wäre, sondern weil er zu gerne die Zeremonie beobachtet hätte, die ohne jeden Zweifel mit dieser Erfrischung verbunden gewesen wäre. Kleine, mit Stickereien verzierte Servietten und dünnes chinesisches Porzellan beispielsweise. Doch Markby hatte keine Zeit für derartige Dinge.
    »Sie wissen sicher, warum ich hier bin«, begann er deshalb.
    »Selbstverständlich weiß ich das«, unterbrach sie ihn.
    »Ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich vorher telefonisch haben anmelden lassen. Gutes Benehmen ist heutzutage etwas ganz Seltenes. Es gab mir die Gelegenheit, ein paar Erkundigungen über Sie einzuziehen. Ich hoffe doch, es stört Sie nicht? Ich bereite mich, müssen Sie wissen, gerne vor.« Genau wie auch Markby, doch er hatte ihr die Gelegenheit gegeben, ihm einen Schritt voraus zu sein. So viel zu guten Manieren. Das nächste Mal, so nahm er sich vor, würde er sie unangemeldet besuchen in der Hoffnung, sie in Lockenwicklern vorzufinden.
    »Wie es scheint, haben wir eine gemeinsame Bekannte!« Mist!
    »Und wen?«, fragte Markby offen.
    »Annabelle Pultney«, entgegnete Mrs. Goodhusband.
    »Sie erklärte mir, Sie seien ein Cousin.« Herr im Himmel, ausgerechnet Belle Pultney, der Terror der einheimischen Perserkatzenvereinigung!
    »Über eine ganze Reihe von Ecken«, stellte Markby in entschiedenem Tonfall fest. Er steckte in Schwierigkeiten, doch er befreite sich mit Vehemenz daraus:
    »Ich habe sie seit Jahren nicht mehr gesehen! Ist sie noch immer, äh, Richterin bei Katzenausstellungen und so weiter?«
    »Nein, nicht mehr. Sie musste es aufgeben. Die Krampfadern, Sie verstehen gewiss.«
    »Ah. Ja.« Er versuchte sich die Beine seiner entfernten Verwandten, die er niemals ohne Strümpfe gesehen hatte, mit dicken braunen Stützstrümpfen vorzustellen. Seine Erinnerung beschwor sofort dicke Tweedsocken und

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