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Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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stabile Straßenschuhe herauf. Und jede Menge Katzenhaare. Wann auch immer er bei ihr zu Hause gewesen war, es hatte mit weißen Katzenhaaren auf seinem Anzug geendet. Eine gutherzige Frau war sie allerdings. Sie trank gerne einen Gin Tonic und liebte Panatela.
    »Sie schafft es immer noch drei- oder viermal im Jahr nach London. Wir treffen uns immer bei Harvey Nichols zum Mittagessen. Sie hat mir erzählt, Sie wären ein sehr vernünftiger Mensch, also hoffe ich, dass wir uns gegenseitig verstehen.«
    »Dieser Brief!«, versuchte Markby mit Nachdruck, auf das eigentliche Thema zurückzukommen, und zog das fragliche Schriftstück mit einer schwungvollen Bewegung hervor. Er musste diesen offensichtlichen Manipulationsversuch über seine alte Verwandtschaft wirklich unterbrechen! Er wünschte längst, er hätte Pearce geschickt. Er wurde erneut unterbrochen. Die Tür wurde geöffnet, und ein junger Mann schlenderte betont lässig herein. Schlank und schlaksig und trotzdem recht groß gewachsen, mit langen lockigen blonden Haaren, die ein schmales Gesicht mit einer Adlernase und schmalen vollen Lippen einrahmten. Der recht weibliche Eindruck wurde revidiert durch abgerissene Jeans, schwere Boots, ein ausgewaschenes schwarzes T-Shirt mit dem Namen einer HeavyMetal-Band darauf und einer nicht allzu sauberen Seidenweste. Es war schwierig, sein genaues Alter abzuschätzen. Er konnte genauso gut Anfang wie Ende zwanzig sein. Älter, aber jünger aussehend, dachte Markby. Plötzlich dämmerte ihm, dass das Gleiche durchaus auch für die Mutter gelten konnte. Seine erste Einschätzung von Mitte fünfzig konnte durchaus ein halbes Dutzend Jahre zu niedrig gegriffen sein.
    »Mein Sohn Tristan«, stellte Mrs. Goodhusband ihren Sohn vor.
    »Hi«, grüßte Tristan den Besucher und warf sich in einen Sessel.
    »Tristan geht mir hin und wieder zur Hand«, sagte seine Mutter liebevoll.
    »Tatsächlich?« Markby fand, Tristan sehe nicht danach aus, als besäße er genügend Energie, um die Hand zu heben, geschweige denn jemandem zur Hand zu gehen.
    »Er ist zuständig für die Pressearbeit unseres kleinen Komitees«, fuhr Mrs. Goodhusband fort.
    »Ich bin die Vorsitzende. Beryl Linnacott ist die Geschäftsführerin. Es tut ihr sehr Leid, dass sie nicht ebenfalls vorbeikommen konnte, um Sie kennen zu lernen, aber sie musste mit ihrer Tochter nach Norfolk. Sie hat nämlich gerade Zwillinge bekommen.« Wahrscheinlich war die Tochter gemeint, nicht Beryl. Der Gedanke an einen Mr. Goodhusband drängte sich Markby auf. Es schien nicht den geringsten Hinweis auf ihn zu geben, nicht einmal einen Schnappschuss in einem Rahmen. Vielleicht hatte ihn die Hingabe seiner Gemahlin an die gute Sache, von der es unzählige Variationen gab, aus dem Haus getrieben. Ein moderner Mr. Jellaby.
    »Wegen dieses Briefes«, begann er erneut, und in seiner Stimme schwang ein Hauch von Verzweiflung.
    »Richtig.« Nach all dem gesellschaftlichen Geplauder war sie liebenswürdigerweise endlich bereit, zur Sache zu kommen.
    »Die Caswells leben erst seit relativ kurzer Zeit in unserer Gemeinde. Sally ist eine nette Frau. Ihr Ehemann allerdings ist eher der mürrische Zeitgenosse, wie ich zu meinem Bedauern feststellen muss. Ich bin ihm zu verschiedenen Gelegenheiten im Dorf begegnet, und er hat jeden Versuch einer Konversation abgewiesen. Man versucht ja, freundlich zu neu Zugezogenen zu sein, aber wenn sie nicht wollen … man kann den Esel zum Brunnen führen, aber zum Saufen zwingen kann man ihn nicht. Sally war bei mir zum Kaffee. Sie hat uns berichtet, dass ihr Mann wissenschaftliche Forschungsarbeit betreibt. Aber nichts …« Yvonne Goodhusbands Stimme wurde unvermittelt hart.
    »… nichts deutete darauf hin, nichts hat uns, das Komitee, auf die schockierende Enthüllung vorbereitet, dass Dr. Caswell in der Vergangenheit Experimente an Tieren durchgeführt hat! Das Komitee hat mit Bestürzung davon erfahren, und wir haben sogleich eine Dringlichkeitssitzung einberufen, stimmt es nicht, Tristan?« Pflichtschuldig bestätigte Tristan:
    »Klar doch.« Markby musterte ihn kurz. Im Geiste addierte er noch ein paar Jahre mehr zu seinem ursprünglichen Eindruck. Trotz der jugendlichen Tracht und seines Verhaltens, ganz zu schweigen von seinem langen Haar, war Tristan ein Mann von wenigstens dreißig oder fünfunddreißig Jahren. Einer von jenen Typen, wie Markby vermutete, die nicht erwachsen wurden, bis sie vierzigjährige Teenager waren – und was dann? In

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