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Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Nicht so ein cleveres Mädchen, wie du es bist. Und es ist für eine gute Sache, denk daran.«

    »Ich tue es nicht für die gute Sache«, sagte sie einfach.
    »Ich tue es für dich.« Tristan wurde verlegen, als sie das sagte. Er hatte keine Gewissensbisse, sie zu benutzen, doch ihre Loyalität und die schlichte Einfachheit ihrer Worte brachten ihn jedes Mal dazu, dass er sich wand. Gott sei Dank war es dunkel, und sie konnte sein Gesicht nicht erkennen. An diesem Abend gab es allerdings noch etwas anderes, das Debbie bedrückte.
    »Tris? Ich möcht’ dir ja wirklich gern helfen, aber ich will echt nicht, dass dann die Hühnerfarm zumacht.«
    »Wird nicht passieren!«, sagte er knapp.
    »Das hoff ich sehr.«
    »Ich habe dir gesagt, es wird nicht so weit kommen! Sie werden in Zukunft besser aufpassen und sich an die gesetzlichen Vorschriften halten, das ist alles.«
    »Dann ist’s ja gut. Verstehst du, Leute wie du und deine Mutter, wenn ihr da vor der Farm auf und ab marschiert und Flugblätter in Briefkästen schiebt, könnt ihr schon dafür sorgen, dass dann die Fabrik dichtgemacht wird. Aber Leute wie ich, wir brauchen doch die Jobs. Und es sind doch nur Vögel.«
    »Und wenn schon, sie sollten artgerecht gehalten werden!«, fauchte Tristan.
    »Man darf sie nicht zu Eierproduktionsmaschinen degradieren!«
    »Ich glaub ja, dass du Recht hast, Tris. Als ich angefangen hab, dort zu arbeiten, hab ich gefragt, was mit all den Vögeln passiert, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Jemand hat mir gesagt, sie werden zu Katzen- und Hundefutter verarbeitet. All die vielen Dosen Hühnchenfleisch für Katzen und Hunde. Sie sind sehr schnell erschöpft, diese Hühner. Sie sind nur Eierproduzenten, weiter nichts. Hier werden keine Vögel produziert, die auf unseren Tellern landen. Der Boss überlegt, einen Stall dafür anzulegen, in dem Brathähnchen gezüchtet werden. Er sagt, wir müssten uns dafür vergrößern und das würde bedeuten, eine Planungsgenehmigung einzuholen. Aber es würde zusätzliche Arbeitsplätze im Dorf schaffen.«
    »Wirklich?«, erkundigte sich Tristan eifrig.
    »Wenn du mehr darüber erfährst, Debbie, dann musst du mir gleich Bescheid geben!« Insgeheim fragte er sich bereits, ob seine Mutter vielleicht jemanden vom Planungskomitee kannte. Im Kopf entwarf er bereits ein neues Flugblatt, diesmal gegen die Errichtung einer Brathähnchenzucht. Lärm, zusätzlicher Verkehr auf den schmalen Landstraßen, Gestank, Zerstörung wichtiger Grünflächen. Wir formulieren sofort eine Petition, dachte er. Laut fügte er hinzu:
    »Und mach dir keine Gedanken, dass die Hühnerfarm geschlossen wird, Debs. Wir unternehmen nichts in dieser Richtung, das verspreche ich.«
    »Dann brauchst du das hier nicht?« Sie hielt ihm noch immer den Umschlag hin. Tristan nahm ihn und die Rolle Kleinbildfilm, die er enthielt.
    »Wir wissen das wirklich zu schätzen, Debs. Ich hab versucht reinzukommen und selbst Bilder zu machen, aber es ist verdammt schwierig. Was ich wirklich brauche ist ein richtiger Film, nicht nur Schnappschüsse. Ich würde zu gerne mit meinem Camcorder in der Farm drehen.«
    »Das kann ich nicht tun!«, jammerte sie erschrocken.
    »Sie würden mich sehen. Außerdem bin ich nicht gut im Umgang mit Camcordern. Ich kann mich anstrengen, so viel ich will, es kommt einfach nichts dabei raus!« Tristan glaubte ihr bereitwillig, hatte er doch nicht die geringste Absicht, sie in die Nähe seiner kostspieligen neuen Ausrüstung zu lassen.
    »Keine Sorge, Debs, überlass das alles ruhig mir.« Sie sah erwartungsvoll zu ihm auf, und ihr Gesicht schimmerte im Mondlicht. Das war der Preis – jedenfalls in Tristans Augen. Für Debbie war es eine Romanze. Er atmete tief durch, zog sie in seine Arme und küsste sie
    »wirklich fantastisch«, wie sie ihren Freundinnen in der Verpackungsanlage gerne erzählte. Üblicherweise wurde sie während dieser wunderbaren Erfahrung ganz schwach und murmelte zusammenhanglose Koseworte. Doch diesmal sprang sie ohne Vorwarnung kreischend von ihm weg.
    »Was zur Hölle …?«, explodierte Tristan.
    »Da!« Sie deutete auf eine Stelle hinter ihm.
    »Jemand beobachtet uns!«
    »O Gott, hoffentlich nicht Mutter!«, ächzte Tristan. Er wirbelte herum. Die Büsche hinter ihm raschelten in der nächtlichen Luft, doch es war niemand zu sehen, soweit er das beurteilen konnte. Er starrte nervös zum Haus und den Lichtern, doch auch da gab es keine rachedurstige Mutter. Yvonne Goodhusband

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