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Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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oder gegen andere ausgetauscht wurden. Was bedeutet, dass sich der oder die Diebstähle irgendwann im Verlauf der letzten Monate ereignet haben könnten. Bisher ist nicht einmal bekannt, ob die Bücher einzeln oder in ganzen Ladungen entwendet wurden oder wie viele Diebe am Werk waren.« Die Kamera schwenkte erneut auf den finster dreinblickenden Mann.
    »Wir müssen die Sicherheitsmaßnahmen verbessern, doch wir verfügen nicht über die Ressourcen, zusätzliches Personal einzustellen. Möglicherweise sind Überwachungskameras die Antwort. Oder wir müssen den Zutritt zu verschiedenen Räumen auf bestimmte Tage beschränken.«
    »Organisierter Raub, auf Bestellung«, sagte die ernste Reporterin in die Kamera.
    »Ein Problem unserer Zeit, das auch die Welt der Antiquitäten erreicht hat – und diese Welt war niemals vorher so verwundbar.« Sie nannte ihren Namen und den ihres Senders und erinnerte die Zuschauer ein letztes Mal daran, dass sie aus Wilver Park berichtete, bevor sie an das Studio zurückgab. Ein letzter Schwenk durch die Bibliothek, dann das Äußere des Hauses und ein paar ausklingende Takte Mozart leiteten zum nächsten Beitrag über.
    »Ich weiß nicht, ob Antiquitäten gefährdeter sind als je zuvor«, dachte Markby laut nach.
    »Sie waren schließlich schon gefährdet, als die Pyramidengräber von Carter und anderen ausgeraubt wurden, oder? Andererseits muss ich zugeben, dass unser Kommissariat für Kunstdiebstahl alle Hände voll zu tun hat.«
    »Eine Schande«, entrüstete sich Meredith.
    »Ich frage mich, was aus den Büchern geworden ist? Ich habe jede Menge anderer alter Bücher bei Baileys Auktion gesehen. Natürlich nichts annähernd so Interessantes wie die Bücher, die aus Wilver Park gestohlen wurden.«
    »Man wird sämtliche Buchhändler informieren, die Augen offen zu halten«, sagte Alan.
    »Doch die Bücher wurden wahrscheinlich auf Bestellung gestohlen, genau wie die Reporterin vermutet hat. Ein Sammler irgendwo auf der Welt.« Er sah auf seine Armbanduhr.
    »Ich muss gehen.«
    »Das hast du bereits angekündigt.« Sie hob fragend eine Augenbraue.
    »Habe ich, ja. Aber ich denke, ich bleibe noch. Eine Stunde oder so.«
    Tristan hatte keine Ahnung, dass er in den Abendnachrichten zu sehen gewesen war. Genau zu der Zeit, als die Sendung in die Wohnzimmer der Nation ausgestrahlt wurde, stand er mit einem Mädchen namens Debbie Lee am Fronttor von Tithe Barn.
    Es war dunkel hier zwischen den überhängenden Bäumen und umgeben von dichten Büschen. Es gab nur eine einzige launische Laterne, die von Zeit zu Zeit ein schwaches Summen von sich gab. Ein Ast bewegte sich in der leichten Brise und ließ hin und wieder gelbes Laternenlicht über das Paar streichen. In diesem Licht sahen ihre Gesichter unnatürlich blass aus, und weil beide dunkle Kleidung trugen, erweckten sie den Eindruck von Gespenstern, die dort in den Schatten spukten.
    Debbie war ein Mädchen aus dem Ort, sechzehn Jahre alt, nicht besonders hübsch oder besonders hell im Kopf. Tristan wusste nicht genau, ob sie ihm Leid tun oder ob er sich einfach nur über sie ärgern sollte. Er achtete sorgfältig darauf, weder die eine noch die andere Emotion durchschimmern zu lassen, und behandelte Debbie stattdessen mit recht unterkühlter Zuneigung.
    Debbie für ihren Teil betrachtete Tristan als den Traummann schlechthin. Sie arbeitete auf der Hühnerfarm, in der Fabrik gleich neben den Legebatterien, in der die Eier abgepackt wurden.
    Sie zitterte in der kühlen nächtlichen Brise und kramte in ihrer gefütterten Jacke nach dem Umschlag.
    »Ich hab ihn, Tris.« Sie lispelte. Sein Name klang in ihrem Mund wie Trish, ein Mädchenname.
    Tristan, der so oder so auch die nicht entstellte Abkürzung seines Vornamens hasste, antwortete nur:
    »Gut gemacht, Debs.«
    Debbie hatte nichts gegen die Version ihres Namens, die Tristan benutzte. Allein der Klang seiner Stimme reichte ihr. Ein Lob aus seinem Mund war für sie die reine Seligkeit.

    »Ich habe ein großes Risiko auf mich genommen, Tris. Ich hätte meinen Job verloren, wenn ich geschnappt worden wäre. Ich meine, ich habe wirklich Glück, dass ich diese Arbeit habe, in der Nähe von zu Hause. Es gibt im ganzen Dorf keine Arbeit außer auf der Hühnerfarm. Mein Dad zieht mir das Fell über die Ohren, wenn ich gefeuert werde.«
    Tristan kannte Debbies Vater, den Wirt des einheimischen Pubs, und er glaubte Debbie aufs Wort.
    »Keine Sorge, dich werden sie nicht schnappen, Debbie.

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