Ein Hauch Von Sterblichkeit
einige davon sind schwer. Leute fallen von Leitern, stürzen Treppen hinunter, stolpern über ihren Hund …«
»Oder werden von ihrem Ziegenbock gestoßen. Ich hoffe, es war nicht Jasper.« Meredith machte einmal mehr Anstalten, aus dem Wagen auszusteigen.
»Aber er hat sich an mich angeschlichen und mich in den Schrank gestoßen. Er wollte spielen. Es wäre zu schrecklich, wenn er für den Tod seines Herrn verantwortlich wäre. Mr. Bodicote mochte diesen Ziegenbock sehr gern, weißt du?« Eine Stimme hallte durch Markbys Kopf. Man macht das Wichtigste immer zuerst, oder nicht? Ich bin zum Beispiel sofort nach draußen gerannt und hob nachgesehen, ob Jasper nichts fehlt … Eine Woge aus Traurigkeit überschwemmte Markby. Leise sagte er:
»Eine verheiratete Frau packt ihr Baby, eine unverheiratete Frau ihre Schmuckschatulle.«
»Alan?« Meredith starrte ihn verständnislos an.
»Ach nichts«, meinte er.
»Kommst du mit rein?« Er schüttelte den Kopf.
»Nein. Du solltest dich früh schlafen legen. Du hattest einen aufregenden Tag. Ich rufe dich an. Gute Nacht.« Meredith sah ihm hinterher, doch sie ging nicht sofort ins Haus. Stattdessen spazierte sie die Straße hinunter, sah über Mauern und spähte unter Hecken und rief hin und wieder nach dem Kater. Sie erweckte die Aufmerksamkeit einiger Katzen aus der Nachbarschaft, doch das Tier, das sie suchte, war nicht darunter. Nachdem sie auf diese Weise den gesamten Block abgesucht hatte, ging sie ins Haus und überprüfte den Hinterhof. Sie nahm sogar eine Dose Katzenfutter aus dem Schrank, öffnete sie und stellte sich damit draußen hin, wo sie mit einem Löffel gegen das Blech klopfte und lockende Laute von sich gab, vergebens. Fröstelnd und frustriert ging sie wieder ins Haus. Es war in jeder Hinsicht ein desaströser Tag gewesen. Bodicote tot. Sallys Nerven schon wieder blank. Der Kater verschwunden.
Alan hatte seine eigene viktorianische Doppelhaushälfte erreicht. Das Klicken des Schlüssels hallte durch den leeren Flur. Es war wie immer unordentlich und einsam und sah eher danach aus, als wollte er ausziehen, als dass er hier lebte. Die Chancen, dass Meredith jemals hier einziehen würde, standen sehr schlecht. Sie liebte ihre Unabhängigkeit, und Markby respektierte dies. Doch er beneidete Pearce.
Als er sich mit einem Becher Kaffee und einem Teller eilig in die Pfanne geworfener Bratwürste vor den Fernseher setzte, fühlte er wie vor ihm schon Meredith, dass dies ein schlimmer Tag gewesen war. Irgendetwas Böses war dort draußen am Werk, und er hatte bisher nicht die geringste Ahnung, was es war.
Was Bodicote anging, so handelte es sich wahrscheinlich tatsächlich um einen traurigen Unfall, der sich im falschen Moment zugetragen hatte.
»Aber ich mag keine Zufalle, wenn es um den Tod geht!«, sagte er störrisch in die Leere des Zimmers ringsum.
»Dazu bin ich zu lange Polizist!«
Vielleicht sah er aus genau diesem Grund Geheimnisse, wo es keine gab. Wütend starrte er das Stückchen Wurst auf seiner Gabel an. Entweder war die Wurst von schlechter Qualität, zäh, oder das Messer war stumpf. Er konnte sich nicht erinnern, ob auf der Verpackung Schwein, Rind oder halb und halb gestanden hatte. Die Würstchen schmeckten weder nach dem einen noch nach dem anderen. Wenigstens konnte er davon ausgehen, dass es kein Hammelfleisch war.
»Jasper«, sinnierte er.
»Du könntest uns wahrscheinlich ganz genau erzählen, was sich ereignet hat, jede Wette. Zu schade, dass du nicht sprechen kannst.«
KAPITEL 10
»UND WAS bringt Sie hierher, Alan?«, erkundigte sich Dr. Fuller.
»Im Augenblick doch keinen Mordfall auf dem Tisch, oder irre ich mich da?«
Markby überlegte grimmig, dass der Pathologe es durchaus wörtlich meinte, wenn er
»auf dem Tisch« sagte. Fullers unvoreingenommenes Interesse am Aufschneiden von Leichen war etwas, das bei Markby sowohl Bewunderung als auch Abscheu hervorrief. Es war der Respekt vor jemandem, der eine Arbeit verrichtete, von der man genau wusste, dass man selbst nie dazu in der Lage wäre, ganz gleich unter welchen Umständen. Nicht, dass Markby zartbesaitet gewesen wäre. Das hatte er längst hinter sich. Es lag wohl eher daran, dass Menschen für ihn Menschen blieben, auch wenn sie tot waren. Sie verwandelten sich nicht in bloße anatomische Lehrexemplare.
Vielleicht, so hatte er oft überlegt, kam sein Festhalten an der von Natur aus gegebenen Menschlichkeit eines Leichnams daher, dass er an dem Glauben an
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