Ein Hauch Von Sterblichkeit
großen Schluck Malt Whisky. Einem recht großen Schluck, wie es aussah. Jeder am Tisch saß bereits mit ein wenig glasigen Augen da.
Abgesehen davon wirkte Meredith zwar bleich, aber dennoch gefasst. Auf ihrem Gesicht zeigte sich ausgesprochene Erleichterung, als sie ihn sah.
»Oh, Alan!«, rief sie.
»Gott sei Dank!«
Sie klang in seinen Ohren wie eine Pionierfrau in einem Western, die die Kavallerie ausgerechnet in dem Augenblick erspäht, als die letzte Schachtel Munition angebrochen wird. Doch wie auch immer die Umstände waren, es war schön, dass sie sich darüber freute, ihn zu sehen.
»Na bitte, wie erwartet der Superintendent!«, rief Liam den Neuankömmlingen entgegen, wie es für ihn typisch war.
»Und ein Inspector ist auch noch gleich dabei! Und alles für den alten Mann!«
»Liam …!«, flüsterte Sally beschwörend.
»Schon gut, schon gut!« Liam winkte ab, um den Protest seiner Frau zu dämpfen.
»Ich benehme mich nicht daneben, keine Sorge! Es tut mir wirklich Leid um den alten Burschen. So sollte man nicht gehen.«
»Wie sollte man nicht gehen?«, fragte Markby höflich. Liam starrte ihn misstrauisch an.
»Was ist das? Ein Ratequiz? Ich meine, in seinem eigenen Garten tot umfallen – oder im Ziegengatter oder wie auch immer man Bodicotes Hinterhof zu nennen beliebt.«
»Wollen Sie nicht Platz nehmen?«, fragte Sally.
»Ich nehme an, Sie trinken nicht im Dienst?« Sie nahm die Flasche Whisky hoch.
»Ich trinke normalerweise nicht. Aber nach allem, was in letzter Zeit passiert ist, werde ich noch zur Kandidatin für die Anonymen Alkoholiker.«
»Oh, ich bin nicht im Dienst«, erwiderte Markby freundlich.
»Sergeant Jones vom Revier in Bamford ist für diese Angelegenheit zuständig.«
»In diesem Fall …« Sally stand auf.
»Ich hole noch zwei Gläser. Im Krug ist Wasser. Schottisches Quellwasser aus einer Flasche, kein normales Leitungswasser aus dem Hahn.« Pearce war sichtlich munter geworden. Markby machte es sich auf einem Stuhl bequem.
»Ich bin mit Inspector Pearce vorbeigekommen, um einen Blick auf die Sache zu werfen. Schließlich habe ich den Verstorbenen erst kürzlich im Zusammenhang mit Ihrem Fall hier befragt, Dr. Caswell. Sagen wir, es grenzt an meine Ermittlungen.« Liam summte If you want to know the time, ask a policeman! Dann bemerkte er den Blick seiner Frau und sagte:
»Verzeihung, ich hatte bereits das eine oder andere Gläschen Whisky. Nachdem Ihr Sergeant Jones bei uns war und uns ins Kreuzverhör genommen hat. All das – anonyme Briefe, Briefbomben, Leichen im Hinterhof … es zehrt tatsächlich an meinen Nerven, wie ich gestehen muss. Ich habe mich in schwarzen Humor geflüchtet.« Markby war nicht ohne Mitgefühl. Er wusste, dass Polizisten häufig ähnlich reagierten. Ausnahmsweise einmal war Liams Benehmen verständlich und entschuldbar.
»Sie waren den ganzen Morgen hier, Dr. Caswell, wenn ich recht informiert bin? Danke sehr, Mrs. Caswell.« Markby nahm ein großes Glas Whisky entgegen. Pearce ebenfalls.
»Den ganzen Morgen.« Liam nickte.
»Wir sind beide recht früh aufgestanden. Sally war mit ihrer Arbeit beim Auktionator hinten dran und wollte früh anfangen. Sie brachte mir wie üblich meine Thermoskanne mit Kaffee. Ich war bereits in meinem Arbeitszimmer, seit sechs Uhr. Ich bin mit meinem Arbeitspensum bei meinem Buch so sehr zurück, dass ich jede freie Minute mit Schreiben verbringen muss.« Er blickte düster drein.
»Ah ja. Ich erinnere mich. Sie machen sich Ihren Kaffee nicht selbst. Aber es ist nur ein Schritt von Ihrem Arbeitszimmer bis hierher in die Küche?«, fragte Markby mild. Liam errötete.
»Es ist eine Störung, wenn es mit dem Buch gut läuft. Aufstehen zu müssen, rausgehen, Wasser kochen. Es ist viel bequemer, die Thermoskanne aufzuschrauben und sich eine Tasse einzuschenken, wenn ich eine möchte. Aber wie das so ist, heute Morgen lief es mit dem Buch so gut, dass ich mich nicht mit dem Kaffee abgegeben habe. Die Kanne steht unberührt in meinem Arbeitszimmer, noch immer voll. Sally ist gegen acht Uhr aus dem Haus, stimmt’s, Sal? Ich habe durchgearbeitet, bis ich sie habe zurückkommen hören. Das war kurz vor eins, vielleicht um viertel vor? Ich bin aufgestanden und hab aus dem Fenster gesehen und Sally zusammen mit Meredith ankommen sehen. Ich bin nach draußen gegangen, um sie zu begrüßen. Davor habe ich meinen Schreibtisch den ganzen Morgen nicht verlassen. Nein, nicht einmal zum Pinkeln, Superintendent,
Weitere Kostenlose Bücher