Ein Hauch Von Sterblichkeit
für den Fall, dass Sie es genau wissen wollen.«
»In der ganzen Zeit haben Sie die Ziegen nicht gehört? Sie haben einen ganz schönen Aufruhr veranstaltet, als ich dort war.«
»Ich habe nichts gehört. Jedenfalls nicht bewusst. Ich war in meine Arbeit vertieft. Und die Fenster waren geschlossen. Kaltes Wetter. Superintendent, das alles habe ich bereits Ihrem weiblichen Sergeant erzählt!« Liams Stimme wurde lauter; er klang gekränkt. Markby ignorierte seinen Protest.
»Auf beiden Seiten des Anbaus gibt es Fenster. Zur Straße hin und nach hinten zum Garten hin.« Liam lächelte schwach.
»Ja. Aber ich habe nicht nach draußen gesehen. Selbst wenn ich es getan hätte, kann man Bodicotes Stall von hier aus nicht sehen. Es gibt da diese Böschung mit der ziemlich hohen Hagedornhecke, die den hinteren Bereich der beiden Grundstücke trennt!«
»Hmmm.« Markby nahm den letzten Schluck Malt, ließ ihn eine Weile auf der Zunge, um den Geschmack voll auszukosten. Dann wandte er sich an Sally.
»Wie steht es mit Ihnen, Mrs. Caswell? Ist Ihnen nichts aufgefallen, als Sie heute Morgen das Cottage verließen?«
»Auf Bodicotes Seite des Zauns, meinen Sie? Nein, aber wie auch? Es war noch immer recht dunkel, und ich bin auch nicht im hinteren Teil des Gartens gewesen. Ich bin zur Vordertür raus und direkt zur Garage gegangen, hab meinen Wagen überprüft, wie Ihre Beamten es mir gezeigt haben …«, Sally verzog das Gesicht, »… und bin zur Arbeit gefahren. Diese kalten, dunklen Wintermorgen sind so scheußlich! Ich glaube nicht, dass irgendjemand ein Auge für seine Umgebung hat. Liam ist früh aufgestanden, um an seinem Buch zu arbeiten, genau wie er es Ihnen gesagt hat. Mir war nicht nach Frühstück zu Mute. Mein Magen verträgt morgens noch nichts. Und wie Liam gesagt hat, er will seine Arbeit nicht unterbrechen, nachdem er angefangen hat, und so beschloss ich, das Frühstück ausfallen zu lassen und direkt nach Bamford zu fahren.«
»Ich lasse das Frühstück regelmäßig ausfallen«, beichtete Markby, und es entsprach der Wahrheit.
»Der Schuttbrocken, an dem sich Mr. Bodicote allem Anschein nach den Schädel eingeschlagen hat, stammt, wie es aussieht, von Ihrem Grundstück?«
»Wahrscheinlich.« Liam übernahm das Antworten.
»Wenn Sie hinter meine Garage gehen, können Sie dort noch einen ganzen Haufen Schutt sehen. Er ist vom Fundament des Anbaus übrig.« Liam beugte sich vor.
»Hören Sie, ich weiß, ich hab hin und wieder mit Steinen nach den Ziegen geworfen! Aber nur mit kleinen Steinen! Ich habe keinen großen Brocken geworfen! Bodicote muss irgendwann hier herübergekommen sein und hat sich genommen, was er gebraucht hat. Er war so. Er ist überall herumgelaufen, im ganzen Dorf. Er war ein richtiger Exzentriker. Spleenig.« Markby war eher der Ansicht, dass Bodicote seine Sinne bemerkenswert gut beisammen gehabt hatte. Doch das spielte nun keine Rolle mehr. Er wandte sich an Meredith.
»Du hast ihn gefunden?«, fragte er mitfühlend. Eine Schande, dass ausgerechnet sie diejenige gewesen war. Aber wie er sie kannte, kam sie damit zurecht. Sie besaß die Fähigkeit, auch mit Unerwartetem fertig zu werden und einen kühlen Kopf zu bewahren, und er bewunderte sie stets aufs Neue dafür.
»Ja.« Sie richtete sich auf und warf ihr dichtes braunes Haar nach hinten. In dienstlich sachlichem Ton fuhr sie fort:
»Ich war in Sallys Scheune und hab mir ein paar Möbelstücke angesehen, und der Ziegenbock hat sich an mich angeschlichen.« Sie sah verärgert aus.
»Ich hatte meinen Kopf in einen Schrank gesteckt und muss ihm ein wunderbares Ziel geboten haben! Er hat mich voll erwischt, und ich ging zu Boden! Ich weiß, dass Liam …«, sie bedachte Caswell mit einem Blick, »dass Liam keine Ziegen in seinem Garten duldet, also dachte ich, dass es besser ist, wenn ich das Tier nach Hause bringe. Ich fand die Stelle, wo es durch die Hecke gekommen sein musste. Ich hab in Bodicotes Küche nachgesehen. Er war nicht dort. Ich bin zum Ende des Grundstücks gegangen, wo der Ziegenstall steht, und dort hab ich ihn gefunden.« Kurz und knapp.
»Hast du ihn angefasst?«, fragte Markby.
»Selbstverständlich nicht, Alan! Wo denkst du hin?!« Die bloße Frage rief Entrüstung in ihr hervor.
»Ja, natürlich. Bitte entschuldige, aber ich musste fragen. Was hast du dann gemacht?«
»Ich bin hierher zurückgelaufen und habe Alarm geschlagen. Liam ging zum Stall und hat sich die Sache angesehen, stimmt’s,
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