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Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgia Bockoven
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bitte. Ich wollte nicht meine ganzen Probleme vor euch ausbreiten. Aber das hat an mir genagt, seit Stephanie die Bombe hat platzen lassen.«
    Elizabeth versuchte zu lächeln, aber daraus wurde nichts. Stattdessen begann sie zu weinen. Nach ein paar Augenblicken erstaunten Schweigens ging Ginger zu ihr hinüber und nahm sie tröstend in den Arm.
    »Was für ein Chaos.« Rachel warf ihre Serviette auf den Tisch. »Elizabeths Tochter hat Elizabeths Leben versaut, Christinas Freund Christinas. Ginger hat den Typen rausgeschmissen, den sie eigentlich heiraten wollte. Und ich kann mich nicht entscheiden, was ich mit meinem untreuen Ehemann machen soll. Das wird Jessie schwerlich toppen können.«
    Jessies Geschichte
    Ich kaufte mir einen alten Wagen und fuhr damit die über tausend Meilen nach Kalifornien. Das dauerte fast einen Monat. Dort angekommen, musste ich feststellen, dass es nicht so einfach sein würde, meine Familie zu finden, wie ich angenommen hatte. Sie waren nicht dort, wo sie hinwollten, wie meine Mutter vor ihrer Abreise erzählt hatte. In den Camps erinnerte sich keiner an sie. Schließlich traf ich in Salinas einen Cousin. Er wusste nur, dass sie zuletzt in einem Lager der Farm Security Administration bei Bakersfield gelebt hatten. Dort wurden notleidende Farmer unterstützt.
    Ich fuhr mindestens ein halbes Dutzend Mal durch die Ansammlung von mit Dachpappe gedeckten Hütten und suchte sie, bis ich mich endlich dazu durchringen konnte, nach ihnen zu fragen. Es wäre mir vorher nie in den Sinn gekommen, dass mein Vater und sie so enden könnten – nicht mit vier Leuten, die auf den Feldern arbeiten und Geld zur Seite legen konnten. Trotzdem waren sie hier gelandet und lebten von der Großzügigkeit anderer Menschen, die ihnen nicht wirklich etwas zu geben hatten.
    Ich wollte glauben, dass es ihnen gut ging. Pa hatte immer einen Weg gefunden, um über die Runden zu kommen, auch in schlechten Zeiten. Ich war mit meinen Abenteuern und dem Geldverdienen zu beschäftigt gewesen. Niemals hatte ich auch nur eine Minute daran gedacht, dass die Menschen, denen ich meine Hilfe versprochen hatte, währenddessen sterben und im Straßengraben enden könnten.
    Ma erzählte mir, dass es meinen Bruder zuerst erwischt hatte. Später konnte keiner mehr sagen, wie der Kampf begann. Bobby Ray benutzte seine Fäuste, der andere Kerl ein Messer. Großmutter dagegen hatte sich in ihrem zweiten Winter eine schwere Erkältung zugezogen. Sie sollte den Frühling nicht mehr erleben. Meine Schwester war eines Tages einfach verschwunden. Sie fuhr mit den anderen auf der Ladefläche eines Pick-ups morgens aufs Feld zur Arbeit und kam abends nicht mehr zurück. Ma sah sie nie wieder. Sie sagte, seine Tochter so zu verlieren, das hätte Pa den Rest gegeben. Sie konnte ihn nicht mehr dazu bringen, etwas zu essen. Nicht einmal Speckbohnen mit Maisbrot, sein Lieblingsgericht, für das sie ihren Ehering versetzt hatte. Er verließ sie lange bevor er seinen letzten Atemzug tat. Seine Beerdigung war am Ende nur noch eine Formalität.
    Ich versuchte, sie dazu zu bewegen, mit mir nach Texas zu kommen, weil ich dachte, sie wollte auf jeden Fall aus Kalifornien weg. Aber sie sagte, Texas hätte ihr nie gefallen. Außerdem wollte sie meinen Vater nicht allein zurücklassen. Ich denke jedoch, dass sie der Gedanke zurückhielt, meine Schwester könnte eines Tages wieder auftauchen.
    Also kaufte ich ihr ein Haus in der Nähe einer Bushaltestelle und neue Möbel, bis sie mir sagte, sie hätte mehr als genug davon und würde die nächste Lieferung an den Laden zurückschicken.
    Ich hatte ausreichend Geld in den Taschen, um die Farm zu kaufen, die mich in den Augen meines Vaters zum Mann hätte machen sollen. Davon wollte ich nichts mit nach Hause zurückbringen. Deswegen kaufte ich ein großes Stück Land außerhalb von Bakersfield. Ich dachte, dass Ma vielleicht irgendwann lieber an einem Ort wohnen möchte, wo ihr die Nachbarn nicht in die Fenster sehen konnten.
    Danach musste ich lange Zeit mit meinen Schuldgefühlen leben. Ich wusste, dass ich vielleicht rechtzeitig gekommen wäre, wenn ich mich mit weniger zufrieden gegeben hätte. Der Preis für meinen Egoismus war hoch gewesen.
    Kaum nach Texas zurückgekehrt, machte ich Denise einen Antrag, den sie annahm. Wir wollten eigentlich im darauffolgenden Sommer heiraten, aber dann kam Pearl Harbour, und ich ging als Fallschirmjäger nach Europa. Wir sprangen am D-Day über Frankreich ab, kämpften

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