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Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgia Bockoven
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zugutehalten, dass sie ihr nie auswichen und es sogar zu genießen schienen, wenn sie sich meldete.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Sie fliegen über den Memorial Day nach Mexiko.«
    »Wie wird Michael das wohl finden?« Elizabeth ging in die Küche und nahm eine Flasche Chardonnay aus dem Kühlschrank.
    »Für mich bitte nicht«, sagte Sam. »Ich muss bald los. Wie meinst du das mit Michael? Was geht ihn das denn an?«
    »Ich dachte, er wollte Ende Mai mit Eric in Montana zum Wandern gehen.«
    Sam gluckste. »Also ist es ernst, wusste ich’s doch.« Er zog Elizabeth in seine Arme. »Wie fühlt es sich an, Schwiegermama zu werden?«
    Sam war der nachsichtigste Mensch, den sie je kennengelernt hatte. Er konnte einfach nicht verärgert oder verstimmt bleiben, egal wie sehr er unter ihren Ausbrüchen litt.
    »Eric ist zu jung zum Heiraten.«
    »Er ist älter als du damals.«
    »Heute ist das etwas ganz anderes.«
    »Das haben damals auch unsere Eltern behauptet.« Sam küsste sie auf die Stirn. »Es ist ihr Problem, nicht unseres, das ist das Gute daran. Wir müssen nur zur Hochzeit erscheinen.«
    »Und hinterher die Scherben aufsammeln, wenn es schiefgeht.«
    »Sei doch nicht so pessimistisch, Elizabeth. Sie fahren nur nach Mexiko. Wie ich Eric kenne, ist es sowie eher ein Testosteronschub als die große Liebe.« Er küsste sie noch einmal, diesmal auf die Lippen. Und er wartete, bis sie reagierte, bevor er sie losließ. »Du weißt, wo du mich findest.«
    »Warte.« So konnte sie ihn nicht gehen lassen. »Entschuldige bitte.« Sie legte die Hand auf den Mund, um das Zittern ihrer Lippen zu verbergen. »Ich hatte kein Recht …«
    »Du weißt doch, dass du alles bei mir loswerden kannst, jederzeit. Ich halte das schon aus.« Er kam zurück und schloss sie in seine Arme. »Wer außer mir sollte es denn sonst machen«, sagte er leise.
    Sie legte ihre Wange an seine Schulter. »Dafür schulde ich dir wirklich was.«
    »Hm, das hört sich gut an. Wie wäre es mit Schokoladenkuchen oder Erdnussbutterplätzchen?« Er bedachte sie mit einem wolllüstigen Grinsen. »Oder vielleicht mit etwas ganz anderem?«
    Egal, wie niedergeschlagen sie sich fühlte, er fand immer einen Weg, ihr ein Lächeln zu entlocken. Sie verspürte den Drang, ihm zu sagen, wie viel ihr seine Liebe bedeutete. Aber ihr fielen nur Klischees ein, um auszudrücken, was sie empfand. Nein, er hatte Besseres verdient.
    »Ich danke dir.« Sie legte ihren Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen. »Ich verspreche dir, mich ab sofort besser zu benehmen.«
    Er küsste sie auf Stirn, Nase und Mund. »Du darfst ab und zu auch mal einen schlechten Tag haben. Schließlich hast du, weiß Gott, schon genug von meinen Launen ertragen.«
    Sie küsste ihn ebenfalls und ließ ihn gehen, brachte ihn eng umschlungen bis an die Tür. Als er ins Auto gestiegen war und rückwärts aus der Einfahrt fuhr, ging sie ins Haus und schenkte sich ein Glas Wein ein. Sie sah aus dem Küchenfenster, wie das Auto am Ende der Einfahrt anhielt. Sam winkte ihr zum Abschied.
    Sie winkte zurück und seufzte. Sie war die Zuverlässigkeit in Person, wie der Familienhund, dessen Leben sich nur um das Kommen und Gehen der Familienmitglieder drehte. Seit sie verheiratet war, wurde ihr Tagesablauf von ihrer Familie bestimmt. Wenn sie das Haus verlassen hatte, war nie jemand da gewesen, um sie zu verabschieden, weil es ihre Aufgabe gewesen war, zu bleiben, bis alle fort waren. Wenn sie nach Hause gekommen war, wartete keiner an der Tür auf sie, weil sie immer dafür gesorgt hatte, dass sie als Erste wieder zu Hause war.
    Wann war eigentlich der Punkt erreicht, an dem Berechenbarkeit lästig wurde?
    Sie hatte ihr Dasein als Mutter geliebt und sich niemals, nicht einen Augenblick lang, eingeschränkt oder unausgefüllt gefühlt. Sie hatte andere Frauen nie um ihren Beruf beneidet. Eher hatte sie sich im Geheimen selbstgefällig zu den Erfahrungen gratuliert, die die anderen versäumten.
    Warum hatte sie nie darüber nachgedacht, wie leer ihr Leben ohne ihre Kinder sein würde? Warum war sie so schlecht auf diesen Moment vorbereitet?
    Sie stöpselte die Weinflasche wieder zu und wollte sie in den Kühlschrank stellen, entschied sich dann aber doch, sie mit ins Wohnzimmer zu nehmen.
    Die Lamellenvorhänge waren geschlossen. Anscheinend hatte Sam ferngesehen. Sie stellte das Glas und die Flasche auf Untersetzer und öffnete die Lamellen. Dabei fuhr sie mit dem Finger darüber und prüfte, ob sie staubig

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