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Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgia Bockoven
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schon ziemlich lange durch meinen Kopf. Ich habe sie nur nicht zu fassen bekommen.«
    Er schüttelte den Kopf, als hätte er einen Fausthieb abbekommen. »Und ich habe gedacht, du wolltest mir von deinem Vater erzählen.«
    »Er hat irgendwie damit zu tun. Ich habe dir ja gesagt, dass ich das Erbe ausschlagen werde, falls er mich in seinem Testament bedenkt. Das ist vorbei. Ich denke, wenn er schon nicht für meine Hochzeit bezahlt hat, kann er wenigstens für eine Ausbildung aufkommen.«
    »Also hat er Geld.«
    »Ja. Zumindest sieht es danach aus. Natürlich wird alles aufgeteilt werden müssen. Keine Ahnung, wie viel am Ende dabei herauskommt.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Endlich erzählte sie ihm, was heute geschehen war. Als sie geendet hatte, schwieg Sam zunächst.
    »Und du bist sicher, dass es richtig war, ihn nicht zu treffen?«
    »Was meinst du mit richtig? «
    »Lass nicht gleich wieder die Jalousien runter. Ich meine bloß, dass du dann die Chance gehabt hättest, alles loszuwerden, was sich über die Jahre angesammelt hat. Wenn er tot ist, kannst du das nicht mehr.«
    »Das spielt keine Rolle. Es wäre ihm sowieso egal.«
    »Woher willst du das wissen?«
    Der Schmerz war noch zu frisch, man hörte es an ihrer Stimme. »Ich war eine von vier Töchtern, die dort gewartet haben, Sam. Würde ich ihm etwas bedeuten, hätte er mich allein treffen wollen.«
    Sam zog sie in einer merkwürdigen Umklammerung an sich. Sie hielt still, bis der Kloß in ihrem Hals verschwunden war. »Es geht mir schon wieder gut.«
    »Noch nicht ganz, aber bald. Du bist der stärkste Mensch, den ich kenne.«
    Sie lächelte ihn an. »Wow, zwei Komplimente an einem Abend.«
    Er lächelte zurück. »Da mach ich doch gleich drei draus: In diesem Nachthemd siehst du sehr sexy aus.«
    Sie konnte sich überhaupt nicht erinnern, was sie anhatte, und sah nach unten auf das Nachthemd. Es war ihr bequemstes, mit einem verblichenen Bild vom Grand Canyon auf der Vorderseite, tausendfach gewaschen und zu schade zum Wegschmeißen. Sie legte eine Hand auf seinen Schenkel. »Bist du auf der Suche nach ein bisschen Spaß?«
    »Auf keinen Fall.« Er beugte sich vor und küsste die Kuhle in der Beuge ihres Halses. »Ich will viel Spaß haben.«
    Sie rutschte auf die Seite, um ihm Platz zu machen, und hob die Bettdecke.
    Der Sex war vertraut und tröstlich. Es gab wenig, was sie über die Jahre nicht ausprobiert hatten. Was ihnen taugte, wurde ins Repertoire aufgenommen, der Rest verworfen. In einer stummen gegenseitigen Übereinstimmung hatten sie sich die sportlicheren und ausdauernderen Übungen für Wochenendausflüge oder besondere Gelegenheiten aufgehoben.
    Sam war der erste und einzige Mann, mit dem sie geschlafen hatte. Manchmal betrachtete sie einen Fremden neugierig und abschätzend, aber nie mit Verlangen. Anstatt sie zu erregen, stieß sie der Gedanke an eine fremde Hand auf ihrer Brust ab. Nicht, dass sie ihre Freundinnen nicht verstanden hätte, wenn sie Johnny Depp, Colin Firth oder Hugh Jackman anschwärmten. Sie verstand nur die sexuellen Phantasien dahinter nicht.
    Manchmal fühlte sich Elizabeth durch ihre Monogamie so exotisch, dass sie sich fragte, ob sie normal war. Aber in dem Augenblick, in dem Sams Hand so wie jetzt ihre Brust umschloss und seine Daumen über ihre Brustwarzen strichen, die sich aufrichteten – in dem Augenblick waren all diese Fragen vergessen.
    Sie überließ sich ganz ihren Gefühlen, der Wärme in ihrem Bauch und dem Drängen zwischen ihren Beinen. Dann war ihr der Rest der Welt völlig gleichgültig.

13
    Christina
    Das Taxi bog auf Christinas Straße ein. Der Fahrer trat auf die Bremse und fluchte. Fast wäre er mit einem entgegenkommenden Pick-up zusammengestoßen, der wegen der dicht geparkten Fahrzeuge zu beiden Seiten auf der Mitte der Straße fuhr. »Sieht so aus, als ob hier jemand eine Party schmeißt«, sagte er.
    Die wummernden Bässe von Rap-Musik dröhnten aus den offenen Fenstern und Türen ihres Hauses. Eine ruhige Nacht und eine Schulter zum Anlehnen standen offensichtlich nicht auf dem Programm. »Ja, sieht so aus.«
    Da die Einfahrt zugeparkt war, musste der Taxifahrer auf der Straßenmitte anhalten. Er legte den Arm über den Rücksitz und drehte sich zu ihr um. »Zweiundzwanzig fünfzig.«
    Sie reichte ihm einen Zwanziger und einen Fünfer, bemüht darum, ihm nicht zu zeigen, dass das ihre letzten Scheine waren. Blöder Stolz. Vielleicht hätte sie sich anders verhalten, wäre sie nicht

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