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Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgia Bockoven
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noch einmal.
    Was hatte sie nur falsch gemacht? Welche Sünde hatte sie begangen, dass er ihr nicht vergeben konnte? Sie dachte an Fotos von sich mit dreizehn. War sie zu dünn, ihr Haar zu glatt oder waren ihre Zähne zu groß gewesen? Hätte er sie nicht verlassen, wäre sie gewiefter gewesen? Eine gute Sportlerin? Ein Junge?
    Viele Jahre hatte sie sich im Geheimen ausgemalt, sie hätten ihn gekidnappt oder eingesperrt oder er wäre auf einer einsamen Insel gestrandet. Sie hatte Hunderte von Ausreden erfunden, weswegen er sie nie besuchte oder anrief oder ihre Briefe beantwortete. Ein einziges Mal hatte er es versucht: viel zu spät. Sie war fast so verärgert gewesen, dass er ihre Rechtfertigungen für sein Fernbleiben zunichte machte, wie über die Tatsache, dass er sich so lange nicht gemeldet hatte.
    Nun war ihr klar, warum. Er hatte sie einfach ersetzt.
    Der Schmerz in ihrer Brust nahm ihr fast den Atem. Ein Schluchzen stieg in ihrer Kehle auf. Sie drückte sich die Hand auf den Mund aus Furcht, der Laut könnte ihr entkommen.
    Sam kam aus dem Haus, als Elizabeth in der Einfahrt parkte. Er öffnete die Tür und gab ihr einen flüchtigen Kuss. »Du bist früh dran«, sagte er. »Ich schließe daraus, dass das Treffen nicht besonders erfreulich verlief.«
    »Ich möchte darüber nicht sprechen.« Das konnte sie nicht. Noch nicht. Vielleicht niemals.
    Er legte ihr den Arm um die Schultern. »Komm schon, Lizzy, es wird dir guttun.«
    Sie trat beiseite. »Seit wann weißt du, was mir guttut?«
    »Oha. Was soll das denn?«
    »Was hättest du gemacht, wenn ich heute Abend nicht nach Hause gekommen wäre?« Herr im Himmel, was war bloß mit ihr los? Warum wollte sie sich mit Sam streiten? Sie konnte aber nicht aufhören. »Hättest du mich angerufen oder nach mir gesucht?«
    Er dachte nach. »Vielleicht nicht. Ich hätte mir wahrscheinlich gesagt, dass du dich amüsierst und wieder auftauchst, wenn du so weit bist.«
    »Was wäre, wenn ich einen Unfall gehabt hätte?«
    »Dann hätte die Polizei mich informiert.« Er runzelte die Stirn. »Was ist mit dir, Lizzy?«
    »Ich mag nicht Lizzy genannt werden.«
    »Ich habe dich immer so genannt.«
    »Und ich habe es immer gehasst. Es klingt herablassend.«
    Er warf frustriert die Hände in die Luft. »Also gut. Ab sofort bist du Elizabeth. Würdest du mir jetzt bitte erzählen, was zum Teufel eigentlich los ist?«
    Sie wollte sich an ihm vorbeidrängen. »Nichts.«
    Er verstellte ihr den Weg. »Das glaube ich nicht.«
    Es war ihr nicht möglich, mit ihm darüber zu sprechen. Sie wollte nicht, dass er wusste, wie schnell ihr Vater sie ersetzt hatte. Wie unwichtig sie für ihn gewesen war, obwohl er ihr alles bedeutet hatte. Sie schämte sich, schämte sich zu sehr, als dass sie Sam sagen konnte, wie verletzt sie war. Die Schande brachte sie dazu, es an dem einzigen Menschen auszulassen, der ihr alles verzeihen würde. Das wusste sie. »Wenn ich darüber reden wollte, würde ich es tun.«
    »Na gut. Wie du willst.«
    »Danke.« Ihr Ton wurde sanfter. »Wann sollen wir Jim und Karen zum Essen treffen?«
    »Ich habe abgesagt, weil du dich nicht gemeldet hast.«
    Sie hatte auf Ablenkung gehofft. »Soll ich anrufen und fragen, ob es doch noch klappt?«
    Er sah sie verlegen an. »Ich habe was anderes vor.«
    »Was denn?«
    »Steve hat ein paar von den Jungs einladen, sich den Kampf im Fernsehen anzusehen. Ich habe ihm gesagt, dass ich komme, falls du dich verspätest.«
    »Du hättest mich anrufen können.«
    »Ich wollte nicht stören.«
    »Wann wirst du erwartet?«
    »Um sechs, ich kann aber auch ein bisschen später kommen. Der Kampf beginnt um acht.«
    »Nein, geh nur.«
    »Und was machst du?«
    Sie hatte keine Ahnung, aber er brauchte eine vernünftige Antwort, um seinen Männerabend genießen zu können. »Ich bin müde. Wahrscheinlich werde ich ein Bad nehmen und mich dann um meine E-Mails kümmern.«
    »Es ist was von Eric gekommen.« Sam ging ins Haus voraus und wartete, bis Elizabeth ihre Tasche im Dielenschrank verstaut hatte. »Klingt fast so, als wäre es etwas Ernstes mit dem Mädchen, von dem er uns an Weihnachten erzählt hatte.«
    Zwei- bis dreimal die Woche schickte Elizabeth kurze Nachrichten an ihre Kinder. Und montags bekamen sie immer einen ausführlicheren Bericht. Von Eric hörte sie hin und wieder etwas, von Michael nur, wenn er einen Witz weiterreichen wollte oder wenn sie eine Ausrede gefunden hatte, ihn anzurufen. Sie musste ihren Jungs aber

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