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Ein Haus in Italien

Ein Haus in Italien

Titel: Ein Haus in Italien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa St Aubin de Terán
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wir wohnen konnten, von daher bestand keine Notwendigkeit weiterzumachen.
    Den ganzen Sommer lang hatte Dürre geherrscht. Die Bauern warteten verzweifelt auf Regen. Die Weinberge litten, die Ernte litt, das Land war versengt. Wenn es regnete, regnete es mit Gewalt. Die einzigen Vorwarnungen waren ein Grollen im azurblauen Himmel und ein plötzlicher Windstoß. Dann wurde der Himmel fleckig grau, als sei viel schwarze Tinte verschüttet worden, und es fielen erbsengroße Regentropfen.
    Binnen Minuten hatte sich das Grollen zu wiederholten Explosionen gesteigert, gefolgt von Blitzen, die in die umliegenden Wälder krachten. Beim ersten Mal rannten wir los, um Bücher, Decken, Getränke und Hüte aus dem Garten zu holen und die Dächer der Cabrios zu schließen. Als wir wieder hineinkamen, ersoff die Villa in Regenwasser, das der Wind durch die Ostfenster trieb. Die große Küche war ein seichter See mit schaukelndem Müll. Die Blumen waren aus den Vasen geweht, Papiere und Briefe weichten in Pfützen, die Fensterläden knallten im Zug ständig gegen ihren Rahmen. In Frühstückszimmer, Eßzimmer, Schreibzimmer und dem dahinter liegenden Arbeitszimmer schlugen Läden und Fenster, der Eßzimmerteppich hatte das Wasser aufgesogen wie ein Schwamm. Es herrschte Panik, als die Mahagonimöbel aus dem Weg geräumt wurden. Jeder Regentropfen hinterließ einen hellen Flecken. Bis wir nach oben kamen, waren Betten, Matratzen, Teppiche und Bücher gründlich durchweicht.
    Eine halbe Stunde später war das Gewitter vorüber, und am späteren Nachmittag, als sich einige wieder in die Sonne legten, um die letzten Strahlen zu genießen, waren im Garten keinerlei Spuren mehr davon zu sehen. Es dauerte einen weiteren Tag, bis unsere Sachen getrocknet waren. Danach herrschte beim geringsten Anzeichen von Regen höchste Alarmstufe, alle rannten nach oben, um ihre Besitztümer zusammenzusammeln, Fenster dichtzumachen oder, wo keine waren, alle Möbel auf der anderen Seite zu stapeln. Wir waren bald geübt darin, Teppiche aufzurollen und auf Stühle oder Betten zu heben. Wir bekamen Routine, und wir brauchten sie noch den ganzen Winter.
    Nach dem ersten Gewitter regnete es regelmäßig alle fünf bis sechs Tage. Das waren keine Schauer: Es goß innen und
außen in Strömen. Wo über dem Treppenschacht das Dach fehlte, bildeten sich Wasserfälle. Im Parterre, im langen Durchgang, nahmen wir zur venezianischen Sitte der Laufbretter Zuflucht. An manchen Tagen lag der Fußboden dreißig Zentimeter höher, und auf dem Zementboden stand das Wasser.
    Wenn es nachts regnete, bedeuteten die Stromausfälle, die unweigerlich jeden Wetterumschwung begleiteten, eine weitere Gefahr. Das Dorf neigte zu Stromausfällen. Uns störte das von allen Bewohnern vermutlich am wenigsten, da wir uns während der ersten Monate an Dunkelheit gewöhnt hatten. Imolo war ein Experte in Sachen Stromausfall. Sie machten ihm Ärger und verursachten endlose Verzögerungen, da seine Werkzeuge mit Strom arbeiteten. Von der ersten Woche an, als er die Elektrizitätsgesellschaft dazu bekommen hatte, von Signora Marias Anschluß aus eine provisorische Leitung zu legen, damit er seinen Bohrer und den Zementmischer betreiben konnte, hatten Stromausfälle seine Arbeit unterbrochen. Wenn das Licht ausging, mußte jemand den weiten Weg zur Wohnung der Beauties hinuntergehen, um am Stromzähler die Sicherung wieder einzuschalten. Dies war eine unbeliebte Aufgabe, die wir auslosen mußten.
    Imolo konnte an Stärke und Verfügbarkeit unseres Stroms erkennen, was andere Dorfbewohner gerade taten. Manchmal sagte er: »Nun mach schon.«
    »Mach was?«
    »Die Fußballmannschaft trocknet sich nach einem Spiel die Haare.« Oder er sagte: »Jemand hat den Geschirrspüler außer der Reihe angestellt.« Oder: »Heute morgen laufen zu viele Wurstschneidemaschinen gleichzeitig.«
    Jemand, der sich weder durch Stromausfälle, Unwetter noch
durch andere zeitweilige Heimsuchungen San Orsolas stören ließ, war ein Schotte, der einen Monat lag mit uns und unserem gefahrvoll provisorischen Cricketfeld lebte. Er stand bei Morgengrauen auf, durchkämmte mit der Zielstrebigkeit eines Offiziers, der die entscheidende Schlacht plant, den Garten und requirierte alles, was er für das Spiel des Tages brauchen würde. Er riß den Zaun um das Gemüsebeet ein, um seine Tore zu machen, und erweiterte sie mit dem dicken Drahtgeflecht, mit dem Imolo die Betonböden verstärkte. Er entwendete Balken und Türen,

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