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Ein Haus in Italien

Ein Haus in Italien

Titel: Ein Haus in Italien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa St Aubin de Terán
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ernten. Jetzt davon anzufangen würde nur Schwierigkeiten provozieren. Statt dessen bestellte ich Blumenzwie
beln, holte Informationen ein, ließ unsere Erde analysieren und setzte mich (mit Hilfe unserer holländischen Freunde) mit einigen der wichtigsten holländischen Blumenzüchter in Verbindung, um herauszufinden, ob jemand bereit wäre, mir bei diesem scheinbar völlig schwachsinnigen Projekt mit technischem Rat beizustehen.
     
    Die Zeit schien außer Kraft gesetzt, damit wir das besänftigende Rund der Höhenzüge aufnehmen konnten, zusehen, wie die Brombeeren reiften und die Schmetterlinge sich auf den wuchernden Nesseln trafen. Es schien wirklich nicht der passende Zeitpunkt für einen motorino -Unfall der Beauties; aber sie hatten einen. Das hiesige Krankenhaus, das kein Geheimnis mehr für uns barg, war praktisch verlassen, es litt unter gravierendem Personalmangel. Jeder stickige Korridor mit seinen ausgetretenen Marmorböden verströmte Apathie. Wieder lag ein Mädchen im Bett, während die andere, die zur Pflege bei ihr saß, lustlos Stapel von Zeitschriften durchblätterte. Dieses Mal war es eine Beinverletzung. Das verletzte Knie war in den frühen Morgenstunden, unmittelbar nach dem Unfall, genäht worden, entzündete sich aber, und das geschwollene Bein mußte gründlich behandelt werden. Noch Wochen, nachdem sie in die Villa zurückgekehrt waren, blieb die Wunde offen. Das mag an der Hitze gelegen haben oder auch daran, daß die verletzte Beauty häufig in den späten Abendstunden steifbeinig auf dem Weg in die Disco den Hügel hinunterhumpelte.
    Bei mehreren Gelegenheiten konnte ich, wenn ich, an meine Lilien denkend, im Bett lag, das mitleiderregende Gejammere der Verletzten hören, die laut protestierte, wenn ihre Freundin sie zur Gesellschaft mitschleifte. Sie rutschten den
steilen Abhang durch die Zypressen vor unserem Schlafzimmerfenster hinunter und blieben dann unten an der Schotterstraße stehen. Nach viel Diskutieren, Schmeicheln, Feilschen und Bestechen setzten beide ihren Weg bergab fort, sie zogen eine traurige Spur aus Gestöhn hinter sich her.
     
    Als sich das Haus wieder mit Besuchern füllte, die mit Fledermäusen und Schwalben um ihre Schlafzimmer kämpften, bekamen wir allmählich das Gefühl, als lebten wir schon seit jeher in San Orsola. Unsere Pläne, im September nach Venedig zurückzukehren, wurden immer unbestimmter und versanken schließlich in einer Woge dörflichen Protests. Wir seien doch wohl gekommen, um ständig hier zu wohnen, fragte Imolo in regelmäßigen Abständen. Hatten wir all diese Unannehmlichkeiten nur für ein Sommerhaus auf uns genommen? Nach einigen Gläsern Wein pflegte Imolo mich vor die Tür zu rufen, wo er mich auf dem verdorrten Vorhof in entschiedenem Schritt spazieren führte und weinerlich sagte:
    »Lisa! Du kannst Allie hier nicht wegholen. Es wäre furchtbar. Er ist so gern hier, er ist einer von uns, er ist wie Familie. Er würde leiden.
    Glaubst du, wir hätten so gearbeitet, wenn wir gewußt hätten, daß ihr wieder weggeht? Dies ist eine Arbeit aus Liebe. Ich weiß, wir bekommen … nun, wir werden unseren Lohn bekommen, aber wir tun es für euch, für euch alle, für Allie.«
    Jedesmal, wenn man Imolo in die Augen sah, spürte man eine so intensive Traurigkeit, als trüge er allen Kummer der Welt auf seinen starken Schultern. Imolo mit Tränen in den Augen zu sehen war herzzerreißend. Mehrere Wochen lang gingen wir die Flure auf und ab, beide den Tränen nah.
    Anfang September stellte ich fest, daß ich unter anderem
deswegen so oft müde war und mir alles so zu Herzen nahm, weil ich wieder ein Kind erwartete.
    Wir trafen eigentlich keine Entscheidung, nicht nach Venedig zurückzugehen, wir blieben einfach in Umbrien, knüpften Verbindungen, schlossen Freundschaften und schlugen im steinigen Boden Wurzeln.
    Aber unsere Schulden gerieten völlig außer Kontrolle, und die Bank in Città di Castello wurde unangenehm. Wir liehen Geld zu inflationären Zinsen und waren mit der Situation konfrontiert, daß ich außerstande sein würde, uns schreibend aus dieser prekären Lage zu befreien. Ich konnte Schwangerschaft und Schriftstellerei noch nie verbinden.
    Zur neuen Gästewelle gehörte auch ein Filmregisseur, der seit Jahren versuchte, einen meiner Romane zu verfilmen, und darüber zum Freund geworden war. Er bezog Wachposten an unserem kleinen Poolbillard-Tisch und spielte gegen alle, die sich darauf einließen. Auch sein und Robbies

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