Ein heißer Job Kommissar Morry
Querstraße geparkt. Als er sich hinter das Lenkrad setzte, war ihm zumute, als hätte er einen Zwanzigkilometerlauf mit Gepäck hinter sich gebracht. Er war völlig erschöpft.
Jetzt bist du ein Mörder, dachte er.
Ein Mörder.
Er wartete darauf, daß ihn diese Feststellung erschrecken oder verändern würde, aber nichts dergleichen geschah. Er war nur froh, daß er alles hinter sich gebracht hatte.
Er startete und lachte plötzlich.
Es war ein hysterisches Lachen.
Er fuhr los. Zehn Minuten später hielt er wieder an. Aus dem Handschuhkasten holte er sich ein Päckchen Zigaretten. Er steckte sich eine „Camel" in Brand und inhalierte tief. Die Zigarette schmeckte ihm nicht. Und ganz plötzlich merkte er, daß er sich fürchtete. Vor seinem Gewissen? Vor der Polizei? Vor Mary? Er konnte es nicht sagen. Er wußte nur, daß von jetzt ab alles anders sein würde.
17
Recznick erwachte von dem lauten Hupen eines Autos. Er richtete sich blinzelnd auf und blickte nach der Uhr. Zehn Minuten nach Zehn. Er warf die Bettdecke zurück und schwang die Beine aus dem Bett. Dann ging er mit nackten Füßen aus dem Zimmer. Im Flur lag die Zeitung. Er hob sie auf und nahm sie mit in sein Zimmer. Auf dem Bettrand sitzend überflog er die Schlagzeilen. Die Leitartikel beschäftigten sich noch immer mit dem sensationellen Geldraub.
„Polizei verfolgt wichtige Spuren", wußte ein Reporter zu berichten.
Recznick grinste verächtlich. Der übliche Schmus. Wer sich in den Phrasen der Reporter auskannte, wußte genau, daß die Polizei also völlig im Dunkeln tappte. Auf der Innenseite fanden sich zwei Zeichnungen.
Sie waren nach Angaben des Tankwarts, sowie des Transportwagenfahrers und seines Begleiters angefertigt worden.
Recznick legte die Stirn in Falten. Gar nicht übel, dachte er. Vor allem Hogan haben sie gut getroffen. Bis auf die Stirn, Die ist anders. Er legte die Zeitung aus der Hand und ging ins Bad. Nachdem er seine Toilette beendet und sich rasiert hatte, zog er sich an. Gerade als er aus dem Haus gehen wollte, um im Drugstore gegenüber zu frühstücken, klingelte das Telefon. Er nahm den Hörer ab und meldete sich.
„Heute Mittag brauche ich das Geld", sagte eine weibliche Stimme.
Er schluckte. Das war doch Julia!
„Wer spricht dort?" fragte er vorsichtshalber.
„Julia."
Julia! Hogan hatte also versagt. Dieser verdammte Schlappschwanz!
„Ich rufe um Zwölf noch mal an", sagte die Teilnehmerin am anderen Ende der Leitung. „Übrigens hat sich an meiner Forderung etwas geändert. Ich habe mich entschlossen, eine volle Million zu kassieren."
„Eine Million?" fragte Recznick heiser. „Bist du von Sinnen?"
„Eigentlich hättet ihr es verdient, daß ich euch das ganze Geld abnehme — bis auf den letzten Cent!" sagte Julia kalt. „Aber ich will euch noch eine letzte Chance geben."
„Eine Million!" wiederholte Recznick. „Bei dir ist wohl 'ne Schraube locker, was?"
„Bis heute Mittag", sagte Julia.
Es knackte in der Leitung. Julia hatte aufgelegt. Recznick starrte schweratmend auf den Hörer, dann schmetterte er ihn auf die Gabel. In diesem Moment klingelte es erneut. Diesmal war es an der Wohnungstür. Recznick spürte, wie ihn ein Frösteln überlief. Dann ging er nach draußen und machte auf.
„Du kommst gerade zur rechten Zeit!" sagte er, als er Hogan sah.
Hogan trat ein. „In den Zeitungen steht noch nichts", meinte er und ging in das Wohnzimmer.
Recznick folgte ihm und schloß hinter sich die Tür. „Wovon redest du eigentlich?"
„Von dem Mord an Julia", würgte Hogan über die Lippen. Er setzte sich und starrte auf den abgetretenen Teppich. „Ich habe kein Auge schließen können —"
Recznick steckte sich eine Zigarette in Brand. „Der Mord an Julia!" sagte er höhnisch. „Wann hast du sie denn erledigt?"
Hogan blickte stirnrunzelnd zu Recznick in die Höhe. „Du weißt doch ganz genau, daß ich von der Garage direkt zu Julia gefahren bin."
„Das ist schon möglich", meinte Recznick, ohne den ironischen Ton zu ändern. „Ich will ja nur wissen, wann du sie erledigt hast."
„Ich habe nicht auf die Uhr geschaut."
„Du bist sicher, daß du sie erwischt hast?"
Hogan krümmte voll Bitterkeit die Unterlippe. „Ob ich sicher bin? Du weißt, daß ich gut schieße. Ich stand vor ihrer Couch. Weniger als einen Meter entfernt. Ich habe die ganze Trommel leergeschossen —" Er schwieg und schlug plötzlich die Hände vor das Gesicht.
Recznick setzte sich. „Sie hat
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