Ein heißes Wiedersehen
umspielte seine Mundwinkel. “Sie schien mehr an Quantität als an Qualität interessiert zu sein.”
Nick legte das Foto in den Ordner zurück, verstaute ihn wieder im Karton und schob ihn mit dem Fuß beiseite.
Danny warf seinem Bruder einen wissenden Blick zu. “So, so, die Schwester, die gerade angekommen ist, ist nicht zufällig die attraktive Blondine, der du seit ihrer Ankunft hinterherhechelst?”
Nick tat ungerührt. “Vergiss es, Danny. Ich habe niemandem hinterhergehechelt.” In geschäftsmäßigem Ton erklärte er: “Lexi erwähnte lediglich, ihre Schwester habe vor einigen Jahren hier ihren Urlaub verbracht, und sie fragte mich, ob ich mich an sie erinnere. Daher habe ich mal die alten Unterlagen durchgesehen, ob ich darin vielleicht ein Foto finde, um meine Erinnerung aufzufrischen. Das ist alles.”
“Na klar, ich verstehe.” Danny konnte sich ein spöttisches Grinsen kaum verkneifen. “Dann kann ich davon ausgehen, dass du an Miss Lexi Parker nicht interessiert bist und somit nichts dagegen hast, wenn ich mein Glück bei ihr versuche?”
Nick ballte die Faust und boxte seinen Bruder freundschaftlich gegen die Schulter. “Wehe!”
“Dachte ich’s mir doch”, erwiderte Danny trocken.
Lexi straffte die Schultern und betrat selbstsicherer, als sie sich in Wirklichkeit fühlte, den Speisesaal. Dann wandte sie sich an die attraktive grauhaarige Frau, die am Empfangstisch saß.
“Lexi Parker … eine Person zum Abendessen.”
Die ältere Frau reichte ihr lächelnd die Hand. “Ich bin Gloria Clayton. Freut mich, Sie kennenzulernen, Lexi.”
“Freut mich ebenfalls, Gloria.”
“Im Namen meiner Söhne möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass Sie sich entschlossen haben, Ihren Urlaub bei uns zu verbringen. Die Wettervorhersage hat für die nächsten Tage blauen Himmel und Sonnenschein angekündigt. Einem schönen Aufenthalt wird also nichts mehr im Wege stehen.”
Lexi erkannte die Ähnlichkeit zwischen Nick und seiner Mutter. Mrs. Clayton war eine charmante Frau, die Freundlichkeit und Offenheit ausstrahlte. Lexi mochte sie auf Anhieb. “Es wird bestimmt toll. Die Landschaft hier ist beeindruckend, und da ich aus der Stadt komme, genieße ich natürlich die saubere, frische Bergluft.”
Gloria strahlte. “Die regt auch ordentlich den Appetit an. Und jetzt zu den Mahlzeiten. Sie werden alle in familiärer Atmosphäre serviert, was den Gästen noch mehr Gelegenheit gibt, sich besser kennenzulernen. Wenn Sie mir also bitte folgen wollen, werde ich Ihnen Ihren Tisch zeigen.”
Gloria rollte hinter ihrem Schreibtisch hervor und durch den Raum. Bis zu diesem Moment hatte Lexi gar nicht bemerkt, dass sie in einem Rollstuhl saß.
Gloria führte sie an einen Tisch, der für zehn gedeckt war. Innerhalb der nächsten fünf Minuten waren neun der Plätze an Lexis Tisch besetzt. Sie schaute sich im Speisesaal um und bemerkte, dass er sich rasch mit Gästen der Ranch füllte. Es herrschte eine fröhliche Stimmung. Lexi entdeckte Gloria, die an einem anderen Tisch saß, und an einem weiteren Tisch einen Mann, der Danny Clayton sein musste. Eine Minute später setzte sich jemand auf den freien Stuhl neben ihr. Als sie sich dem Neuankömmling zuwandte, sah sie direkt in Nick Claytons blaue Augen.
“Guten Abend, Lexi. Ich hoffe, Sie sind hungrig. Ich habe gerade einen kurzen Rundgang durch die Küche gemacht, und alles sieht gut aus.”
Sie zwang sich zu einem Lächeln. “Es riecht auf jeden Fall gut.” Gab es denn keine Möglichkeit, den Kontakt mit Nick zu vermeiden? Jedes Mal wenn sie ihr Zimmer verließ, begegnete sie ihm. Sicher, sie war hier, um ihm ins Gewissen zu reden. Trotzdem wünschte sie, sich seiner beunruhigenden Nähe entziehen zu können. Er weckte völlig unpassende Begierden in ihr. Lexi war nicht sicher, was sie mehr störte – die Gefühle, die er in ihr auslöste, oder das, was diese Gefühle zu bedeuten hatten.
Zu ihrer Überraschung verlief das Abendessen viel erfreulicher, als sie erwartet hatte. Sie war sich ihres Tons und der Wahl ihrer Worte sehr bewusst. Nur gelegentlich geriet das Gespräch mit Nick fast zu einer Meinungsverschiedenheit. Doch Lexi brachte es immer rasch wieder auf neutralen Boden. Widerstrebend musste sie zugeben, dass er ein angenehmer Tischherr war. Es gelang ihm, alle in die Unterhaltung einzubeziehen, und er sorgte dafür, dass alle Gäste sich wohl fühlten. Erstaunt stellte Lexi fest, dass er sehr intelligent und auf vielen Gebieten
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