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Ein Herz bricht selten allein

Ein Herz bricht selten allein

Titel: Ein Herz bricht selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gitta von Cetto
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skandalöse Frau. »Also, auf Wiedersehen«, sagte sie. Etwas Besseres fiel ihr nicht ein.
    »Aber, aber! Haben Sie angerufen, um >guten Tag< und >auf Wiedersehen< zu sagen? Wenn schon, dann möchte ich das Wiedersehen wörtlich haben, ich möchte Sie sehen. Wann? Und wo?«
    Jetzt sprach er mit gedämpfter Stimme, damit die engelsgleiche Hélène nichts hörte. Bettina bekam Lust, Hélène ein Schnippchen zu schlagen. Allen Hélènes und Konsorten. Überhaupt mußte irgend etwas geschehen. Untätig dasitzen, Woche für Woche warten. Warten worauf? Sie war am Verdorren. Bettina lechzte nach einem Erlebnis, das ihr bewies, daß sie noch am Leben war.
    Sie nannte ein Hotel, das schickste, das teuerste. »Morgen um fünf? Zu einem kurzen Drink, ja?«
    »Ja, fein, ich bin da.«

    Die Kleiderfrage machte Kopfzerbrechen, die Frisur, der Lippenstift, die Schuhe, die Tasche. Und das Gebaren natürlich, die Art, ihm die Hand zu reichen. Huldvoll wie eine verwöhnte Frau? Oder ganz aufgeräumt, kameradschaftlich?
    »Türmen Sie mir das Haar nicht zu hoch«, flehte Bettina die Friseuse an, noch bevor das Haar gewaschen war.
    »Aber es würde Ihnen so gut stehen, Madame.«
    »Ja, ja, ich weiß, ich war früher schon mal Griechin. Aber meine griechische Zeit ist vorbei. Ich möchte heute als als...« Als was wollte sie eigentlich gehen? »Kurz und simpel. Aus der Stirn und seitlich nur so ein bißchen ‘rein.« Sie zeigte, wie sie es sich dachte.
    »Da müssen wir dann aber viel abschneiden.«
    »Ja, schneiden Sie ab. Runter damit!« Bettinas Haar hatte längst wieder seine Naturfarbe angenommen, kastanienbraun mit einem rötlichen Schimmer.
    »Ein wenig auffärben?«
    »Nein, auf keinen Fall. Nur einen Festiger mit einer Tönung.«
    Mit dem sehr kurzen, einfachen Haarschnitt war Bettina ein neuer Mensch. Alles andere ergab sich jetzt von selbst: dezentes Make-up, Sportrock und Twinset, ein goldenes Armband. Was hieß ein Armband? Sie besaß nur dieses eine. Die einzige Tasche, die zu ihrem braunen Rock und der Lederjacke gepaßt hätte, wurde als zu schäbig befunden. Bettina behauchte sie und bearbeitete sie mit einem Wolltuch, aber sie wurde nicht modischer dadurch, und die Ecken blieben abgewetzt. Also wanderten Lippenstift, Geldbörse und Puderdose ganz einfach in die Außentasche der Lederjacke. Sie sang, während sie sich zurechtmachte. Sie freute sich auf Seggelin wie ein Kind auf Weihnachten und schob den Gedanken, daß er ja inzwischen Bindungen eingegangen war, von sich. Aber er drängte sich immer wieder in den Vordergrund. Dann muß es eben mal ausgesprochen werden, daß sie auf dem Weg war, einer anderen Frau eins auszuwischen. Nach links weitergreifen, nannte man es in der Soldatensprache, wenn man sich seine gestohlenen Stiefel auf ebendieselbe Weise beschafft, wie man sie eingebüßt hatte. Im Grunde ging Hélène sie doch einen Dreck an. Und was tat sie schon Schlimmes? Sie traf sich heimlich mit Seggelin. Hinter dem Rücken von Hélène. Der Teufel hole ihn, wenn er nicht allein kam.
    Er kam nicht allein. Aber nicht Hélène ging an seiner Seite, sondern sein Hund. Ludwig Seggelin schüttelte Bettina die Hand, ließ sie einen Augenblick in der seinen ruhen und schüttelte sie wieder. Jetzt war er wieder der große Hüterbub, der Mann, der auf Berge stieg und der die Hände von Menschen, über die er sich freute, schüttelte, als wolle er ihnen den Arm aus dem Gelenk reißen. Der überlegene Gastgeber in der eleganten Mailänder Wohnung, der Mann, der mit halber Stimme in den Sternenhimmel hineingesprochen und sie geküßt hatte, war nicht derselbe wie der, der hier in dem schwarzen Lodenjanker steckte.
    »Das ist der Lackel«, stellte er seinen Hund vor. »Ich glaube, Sie kennen ihn noch nicht.«
    »Ich hatte nicht die Ehre.«
    »Lackel, das ist die kuriose Frau, von der ich dir schon soviel erzählt habe.«
    Sie setzten sich, und Seggelin hörte nicht auf, Bettina zu versichern, wie sehr er sich über dieses Wiedersehen freue. »Sie haben sich sehr verändert, wissen Sie das? Sie sind — wie soll ich sagen — Sie sind viel menschlicher geworden. Eine richtige Frau, die man gern bei sich haben möchte. Jetzt darf ich es Ihnen ja sagen, wo Sie wieder bei Ihrem Mann sind. In dem Dilemma in Mailand wäre es unfair gewesen. Ich wollte in keine bestehende Ehe pfuschen. Ich habe da nämlich ganz bestimmte Vorstellungen, recht altväterliche.«
    »O ja, das glaube ich gern. Sie sind ein Ehrenmann.«
    »Ja, der bin

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