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Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara J. Henry
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jetzt beinahe spöttisch. »Der arme Claude – er war sicher schockiert, als ich den Kontakt zu ihm abgebrochen habe. Vor allem, nachdem er das Lösegeld abgeholt hatte. Aber dann bist du mit Paul nach Ottawa gefahren und hast dich bei Philippe eingenistet, als könntest du einfach meinen Platz einnehmen.« Sie lachte über meine verblüffte Miene. »Oh ja, ich habe das Zeitungsfoto gesehen und bin hingefahren. Leider habe ich dich mit dem Auto nicht erwischt, aber das hier ist noch besser.«
    Sie betrachtete mein Gesicht, während sie das sagte.
Sie hatte mich hier in Burlington haben wollen, weit weg von Paul und Philippe.
Und ich war ihr ins offene Messer gelaufen. |310| Irgendwie hatte sie mich hergelockt. Dann machte es klick, und ich begriff, dass sie die Nachricht auf Craigslist geschickt hatte, nach der sich die Entführer hier aufgehalten hatten. Sie hatte mit mir gespielt, mich zweimal eingeladen und auf den Augenblick gewartet, in dem sie mich mit der Wahrheit konfrontieren konnte.
    Schweiß lief mir am Körper hinunter, obwohl es ein kühler Abend war. Ich war drauflosgestürmt und hatte einen Teil ihres ausgeklügelten, brillanten Plans zerstört. Daher musste sie beweisen, dass sie schlauer war als ich. Was ihr soeben gelungen war.
    Sie griff in ihre Handtasche und holte eine kleine Waffe heraus, die im Mondlicht schimmerte.
    Es war eine Szene wie aus einem schlechten Krimi. Meine Stimme klang ungläubig. »Du willst mich erschießen? Und den Männern erzählen, ich sei ein Einbrecher gewesen?« Während ich das sagte, überlegte ich, wie schnell sie den Abzug betätigen, wie rasch ich mich aufs Deck werfen oder über Bord springen könnte. Und wie laut ich schreien müsste, um Vince und Thomas an Deck zu holen.
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ich werde ihnen gar nichts sagen müssen. Sie sind schachmatt gesetzt, weil ich ihnen Rohypnol in den Wein getan habe. Sie werden einfach glauben, sie hätten zu viel getrunken und wären eingeschlafen. Hättest du deinen Wein auch getrunken, hätte ich dich einfach die Treppe hochschleppen und über Bord schubsen können.«
    Ich konnte mir nicht vorstellen, wie sie mit dem Mord an mir durchkommen wollte. Doch bisher war sie mit allem durchgekommen, glaubte sie jedenfalls. Außerdem war es mir egal. Ich wäre so oder so tot.
    Eine Frage musste ich jedoch stellen. »Was war mit Paul?«
    Sie wusste, was ich meinte. »Ach, die haben ihn behalten, solange Philippe bezahlte. Als das vorbei war, mussten wir ihn loswerden,
zut.
« Sie schwenkte theatralisch die Waffe.
    |311| Das einzig Verrückte, was ich bisher in meinem Leben getan hatte, war, von der Fähre zu springen, und damals hatte ich keine Sekunde überlegt. Diese Frau richtete eine Waffe auf mich, und mir war klar, dass man aus dieser Entfernung wohl kaum einen lebenswichtigen Körperteil verfehlen konnte. Doch als ich sie so beiläufig über den versuchten Mord an ihrem Sohn reden hörte – einem Kind, das ich geliebt hatte, seit ich sein Gesicht gesehen hatte, als es im Lake Champlain zu ertrinken drohte   –, explodierte etwas in mir.
    Ich stürzte los, ohne nachzudenken.
    Sie drückte ab, doch ich hatte ihren Arm schon nach oben gerissen. Der Schuss ging in die Höhe, und ich spürte einen brennenden Schmerz in der linken Schulter. Ich griff nach ihrer rechten Hand und schlug ihren Arm gegen den Mast. Sie ließ die Waffe fallen, die übers Deck schlitterte.
    Madeleine war kleiner, älter und weniger fit als ich, dafür aber bösartig und schnell. Sie holte aus und schlug gegen meine blutende Schulter. Der Schmerz schoss in Wellen durch meinen Körper. Sie trat nach meinem Schienbein, während ich noch schwankte, und ich stürzte aufs Deck.
Aufstehen, aufstehen, aufstehen
befahl mir eine innere Stimme, und ich kam gerade auf die Füße, als etwas den Arm traf, mit dem ich mich abstützte.
    Ein schreckliches Knacken, dann brach mein rechter Unterarm. Er war sofort taub und hing wie tot herunter. Während ich nach vorn kippte, sah ich Madeleine wieder auf mich zukommen. Sie holte mit einem Feuerlöscher aus. Damit konnte sie mir den Schädel zertrümmern. Ich drehte mich auf den Hintern, nahm ihre Beine in die Zange und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Sie stürzte schwer, und ich hörte den Feuerlöscher aufs Deck prallen und wegrollen.
    Sie sprang auf die Waffe zu, und ich robbte verzweifelt hinter ihr her, zog mich mit dem linken Arm vorwärts, ohne auf den Schmerz in meiner Schulter zu achten. Sie

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