Ein Herzschlag bis zum Tod
notiert hatte. Ohne lange nachzudenken, wählte ich sie. Es klingelte zweimal, dann meldete er sich mit einem knurrigen »Hallo«. Ich machte den Mund auf, aber es kam nichts heraus. Eine lange Sekunde, dann hängte ich ein. Ich schaltete das Handy aus, damit er mich nicht zurückrufen konnte.
Tiger und ich liefen noch eine Ewigkeit weiter, bis ich mich auf eine Bank setzte und mein Gesicht in ihrem Fell vergrub. Es war nicht der Kontakt, nachdem ich mich sehnte, aber besser als nichts.
Ich ging erst zurück, als ich sicher sein konnte, dass Thomas schlief.
|302| 45
Marguerite wollte sich mit mir auf einen Kaffee treffen. Wir verabredeten uns für den nächsten Nachmittag in einer kleinen Konditorei, wo wir Cappuccino tranken und Brownies aßen. Sie trug ein karmesinrotes Kleid, das entgegen allen Erwartungen zu ihrer Haarfarbe passte. Wir plauderten über die Universität und meine Arbeit, und ich merkte, wie ich mich entspannte und mehr über mich verriet, als ich eigentlich wollte. Ich verstand, weshalb Thomas sich zu ihr hingezogen fühlte: Sie hatte die Gabe, sich ganz auf jemanden zu konzentrieren und aufrichtiges Interesse an ihm zu zeigen.
»Haben Sie die Leute gefunden, nach denen Sie gesucht haben?«
»Nein, aber es sieht gut aus. Ich hoffe, dass es bald erledigt ist.«
»Und dann kehren Sie zurück nach – was war es doch gleich, Lake Placid?«
Ich nickte.
»Wir sollten uns wirklich noch einmal zu viert treffen, bevor Sie abreisen. Ich frage Vincent heute Abend. Wir sollten das gleich für dieses Wochenende planen.«
Ich murmelte etwas Unverbindliches. Ich wollte Thomas nicht zu irgendetwas verpflichten, und es könnte irgendwie peinlich werden, wenn wir uns trafen, als wären wir zwei Paare. Er würde es zwar verstehen, aber die Vorstellung war mir einfach unangenehm.
Auf dem Rückweg schaute ich noch einmal in mein Postfach. |303| Zwei Umschläge. In einem war Werbung, in dem anderen eine handschriftliche Nachricht, die ich zweimal lesen musste, bis ich ihre Bedeutung erfasst hatte.
Einer der Männer sieht aus wie ein Typ, mit dem ich vor ein paar Monaten zusammen war. Er war süß, aber eigentlich ein richtiges Arschloch und sprach nicht sehr gut Englisch. Er wohnte in der Nähe der Pearl Street, aber ich bin nie da gewesen und weiß nicht genau, wo das war. Mein Telefon wird erst am Montag wieder angeschlossen, dann können Sie mich unter 555 – 4636 erreichen.
Shawna
Bingo.
Die Wohnung, in der Paul gefangen gehalten worden war, befand sich in einer Parallelstraße der Pearl Street. Vielleicht besaß die Frau genügend Informationen, um die Polizei zu den Männern zu führen.
Bei Thomas scannte ich Shawnas Brief ein und schickte ihn an Jameson und Alyssa, der ich auch eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterließ. Ich druckte den Brief aus, nachdem ich
Bezüglich der Entführung von Paul Dumond
darübergeschrieben hatte, und schickte ihn per Post an die Polizei in Burlington.
Mithilfe des Autos und dieser Frau würde die Polizei die Männer ganz sicher fassen. Sie würden verhaftet, der Spuk wäre vorbei. Und ich könnte nach vorn blicken.
Am Abend wurden wir eingeladen, den Samstag auf der 1 4-Meter -Segelyacht der Thibaults zu verbringen. Wir würden auf dem See übernachten und am Sonntagmorgen zurückkehren. Noch nie hatte ich Thomas so begeistert erlebt.
»Das klingt cool«, sagte ich zweifelnd. Ich war nicht scharf darauf, so viel Zeit auf engem Raum mit anderen Menschen zu verbringen.
Thomas hingegen wollte unbedingt hin. »Das macht doch |304| Spaß. Du wirst erstaunt sein, wie viel Platz an Bord ist. Sie haben ein eigenes Schlafzimmer, und für uns gibt es Schlafkojen.«
Das klang ziemlich grässlich. Allerdings war ich ihm etwas schuldig, und allein würde er gewiss nicht fahren. Alyssa konnte bestimmt auf Tiger aufpassen. Und ich könnte ihr und Baker von dieser neuen Erfahrung erzählen.
Ich rief die Nummer an, die Shawna mir geschickt hatte, doch das Telefon war tatsächlich noch nicht angeschlossen. Also würde ich es am Montag noch einmal versuchen.
Der Samstag war hell und klar, und als wir zum Yachthafen fuhren, besserte sich meine Stimmung. Zum ersten Mal hatte ich wirklich das Gefühl, dass bald alles vorbei sein würde: die Entführer hinter Gittern, der Mord aufgeklärt, Philippe von jeglichem Verdacht reingewaschen und Paul in Sicherheit. Kapitel abgeschlossen. Zeit fürs nächste Kapitel, wie immer es auch aussehen mochte.
Der
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