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Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara J. Henry
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Samstag entpuppte sich als einer jener unerwarteten magischen Tage. Das Wetter war perfekt: der Himmel klar und sonnig, die Luft so frisch, als würde an der nächsten Straßenecke etwas ganz Wunderbares warten. Vince und Marguerite waren erfahrene Segler, und Thomas hatte auch ein bisschen Erfahrung. Für mich war alles neu, und ich war begeistert. Ich liebte das Knattern der Segel, den Wind und die warme Sonne auf meiner Haut.
    Wir legten in einem kleinen Yachthafen in Malletts Bay an, bummelten durch die Geschäfte und aßen in einem kleinen Restaurant, wo es köstliche frische Forellen gab. Das Essen verlief entspannt, die Unterhaltung war witzig und unbekümmert, und Vince kümmerte sich diskret um die Rechnung. Auf dem Boot saß ich am Bug, sonnte mich und fühlte mich eins mit der Welt um mich herum. In der Dämmerung ankerten wir mitten auf dem See, weil sich der Wind gelegt hatte, bevor wir die Bucht erreichten, in der wir eigentlich die Nacht verbringen |305| wollten. Vince sagte, es sei kein Problem, da dieser Teil des Sees wenig befahren sei.
    Zum Abendessen gab es ein Picknick, wie ich es noch nie erlebt hatte: köstliche kleine Sandwiches, deren Belag ich nur erahnen konnte, Obstsalat und verschiedene gebackene Desserts. Wir aßen, bis wir nicht mehr konnten, und packten die Reste weg. Dann schauten wir uns den Sonnenuntergang an und gingen unter Deck, um Wein zu trinken und zu plaudern.
    Vince und Thomas spielten Rommé, während Marguerite am Arm ihres Mannes hing, zuschaute und witzige Bemerkungen machte, die Thomas offenkundig amüsierten. Die Art und Weise, wie sie ihr Haar zurückwarf, war mir irgendwie vertraut. Irgendetwas an ihr kam mir bekannt vor, vielleicht erinnerte sie mich an eine Schauspielerin aus einer Fernsehserie. Sie musste meinen Blick gespürt haben, denn sie blickte plötzlich hoch.
    Auf einmal verkrampfte sich mein Magen. Sicher hatte ich vorhin zu viel gegessen. Ich stellte mein Weinglas ab und murmelte, ich müsse an die frische Luft. Dann ging ich an Deck.
    Es hatte mir gutgetan, die Stadt einmal hinter mir zu lassen und den Tag auf dem Wasser zu verbringen, es war ein passender Abschluss meines Aufenthalts in Burlington. Ich hatte getan, was ich konnte, um die Entführer zu fassen, meine Fehler wiedergutzumachen, mein schlechtes Gewissen zu bewältigen und Philippe zu ermöglichen, das Gleiche zu tun.
    Alles würde sich finden. Das Leben ging weiter. Ich würde nach Lake Placid zurückkehren und den Faden wieder aufnehmen. Sollte es nicht funktionieren, würde ich mein Leben ändern. Ich wusste, dass Philippe und Paul immer zu meinem Leben gehören würden. Manche Menschen kann man ausradieren wie Bilder auf einem Blatt Papier, doch andere begleiten einen für immer.
    Das Boot wiegte sich sanft auf den Wellen, und ich lehnte mich an eine Strebe, während ich zum Himmel emporsah. Er |306| war von einem tiefen Dunkelblau, die Sterne waren schimmernde Punkte, der Mond leuchtete hell. Ich atmete tief die kühle Nachtluft ein.
Dies ist derselbe Himmel, den auch Philippe betrachtet, den auch Paul am Abend sieht.
Ich stellte mir vor, die beiden würden hier neben mir stehen.
    Nach etwa einer Viertelstunde hörte ich ein Geräusch. Ich drehte mich um und sah Marguerite, die leise auf ihren Segelschuhen zu mir trat.
    »Oh, hi«, sagte ich fröhlich, um meinen Ärger über die Störung zu verbergen. »Ein schöner Abend, was?«
    »Ja, herrlich. Hat dir der Tag gefallen?«
    »Es war toll.« Ich meinte es ehrlich. »Es war sehr nett von euch, uns einzuladen.«
    »Freut mich, dass es dir gefallen hat.«
    Stille. »Hattest du keine Lust mehr aufs Kartenspiel?«
    »Ich war es leid, ihnen zuzusehen.« Wieder warf sie ihr Haar mit dieser vertrauten Bewegung zurück und bedachte mich mit einem seltsamen Blick.
    »Seid ihr oft mit dem Boot unterwegs?« Es erschien mir unhöflich, keine Konversation zu machen.
    »Diesen Sommer haben wir versucht, jedes Wochenende hinauszufahren, und das wollen wir so halten, bis es zu kalt wird. Wir lieben das Wasser.« Sie drehte sich um und schaute mich unmittelbar an. Ihre Augen waren sehr dunkel.
    Ich kniff die Augen zu. Wieder schüttelte sie ihr Haar und lächelte mich beinahe herausfordernd an. Ihre ganze Haltung änderte sich kaum merklich und ließ sie plötzlich anders aussehen.
    Mein Herz setzte aus. Plötzlich wurde mir klar, woran mich ihre Bewegung erinnert hatte: Genauso schüttelte Paul sein Haar nach hinten, wenn es ihm ins Gesicht fiel. Ich

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