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Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara J. Henry
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benutzen, oder ich stelle einen in Ihr Zimmer.«
    »Ich kann Kanada bei meinem Handy dazubuchen und Ihren Computer benutzen, wenn Sie nicht da sind.« Ich hatte einen Zeitschriftenartikel begonnen, den ich hier fertigschreiben konnte. Eigentlich müsste ich mich nach neuen Aufträgen umsehen, hatte aber immer ein bisschen für Notfälle gespart.
    »Selbstverständlich. Ich arbeite so oft wie möglich zu Hause, muss aber zwischendurch auch ins Büro und mich mit Kunden treffen.«
    »Tut es Ihnen leid, dass Sie aus Montreal weggezogen sind?«, wollte Simon wissen.
    Die Frage kam etwas unvermittelt, aber Philippe schüttelte nur den Kopf. »Zu viele Erinnerungen. Einerseits wäre es vielleicht gut für Paul gewesen, in der gewohnten Umgebung und in seiner alten Schule zu sein, aber die Leute würden zu viele Fragen stellen. Hier können wir ganz neu anfangen. Die Schulleitung muss natürlich erfahren, dass seine Mutter gestorben ist und dass er fort war und den Unterricht versäumt hat, aber viel mehr werde ich ihnen nicht sagen. Irgendwann wird es ohnehin bekannt werden, aber dann trifft es uns nicht mehr so sehr wie dort.«
    Es war merkwürdig, es in so nüchternen Worten zu hören:
Dass seine Mutter gestorben ist. Dass er fort war und Unterricht versäumt hat.
Aber es passte zu der Tatsache, dass Madeleine in diesem Haus so gut wie unsichtbar war und fast nie erwähnt wurde.
    »Dürfte ich Ihnen einige Fragen über die Entführung stellen?«, erkundigte sich Simon.
    |164| »Gewiss.«
    Das war mein Stichwort. In meiner Abwesenheit konnte Simon eindringlicher fragen und Philippe freier reden. Außerdem wollte ich im Augenblick nicht noch mehr schlimme Einzelheiten hören. Simon würde mir alles erzählen, vermutlich unmittelbar vor seiner Abreise. Ich stellte die Teller zusammen, nahm mir ein Buch aus dem Regal und sagte gute Nacht.
     
    Nach dem Frühstück verabschiedete sich Simon, entzückte Elise mit einer Umarmung und gab Paul und Philippe die Hand. Wir hatten noch Zeit, uns ein bisschen die Stadt anzusehen, und als ich die Suche schon aufgeben und auf einen irrsinnig teuren Parkplatz fahren wollte, tauchte wie von Zauberhand eine Parklücke vor mir auf.
    Wir schlenderten umher und schauten uns die alten Gebäude an. Dann entdeckte Simon einen Imbissstand mit Poutine und bestand darauf, welche zu kaufen. Ich lehnte dankend ab – so lecker es auch sein mag, es liegt einem doch wie Blei im Magen. Zwei Tage hintereinander waren zu viel für mich.
    Wir setzten uns auf eine Bank in der Nähe. »Also«, sagte ich und klaute mir eine Pommes aus der Schachtel. »Was denkst du so?«
    Simon dachte gründlich nach, bevor er antwortete. »Der Kollege versteht sein Handwerk. Jameson ist viel cleverer, als man glaubt, und er wird nicht lockerlassen.«
    »Okay. Aber was hältst du von allem anderen? Zum Beispiel von Philippe?«
    Er zeigte das Grinsen, bei dem ich ihm am liebsten eine runterhauen möchte. »Was ich von diesem großen, dunklen, gutaussehenden Mann halte?«
    Ich boxte ihn gegen den Arm. »Dafür kann er nichts. Also wirf es ihm nicht vor.«
    Simon nahm einen Schluck von seiner Pepsi. »Es gibt einige Punkte, bei denen die Polizei ansetzen wird. Erstens: die falsch |165| zugestellte Lösegeldforderung. Es sieht fast so aus, als hätte Philippe den Brief absichtlich in den Briefkasten der Nachbarn geworfen, damit er das Ultimatum verstreichen lassen konnte und nicht sofort die Polizei benachrichtigen musste.«
    Er hob die Hand, als ich etwas sagen wollte. »Andererseits könnte es wirklich so gelaufen sein. Als John Paul Getty entführt wurde, verzögerte sich eine Lösegeldforderung wochenlang, weil die Post streikte. Zweitens: Warum wurde Paul so lange festgehalten? Wenn es Entführern um Geld geht, töten sie das Opfer entweder sofort oder lassen es frei, sobald sie das Lösegeld erhalten haben. Die Psychos und Pädophilen behalten die Kinder für immer oder bis sie ihnen zu alt werden. Diese Entführer aber haben mehrere Forderungen gestellt und Paul noch einen ganzen Monat behalten, nachdem kein Geld mehr eingetroffen ist. Drittens: Die Polizei weiß nur zu gut, dass Ehemänner oft zu extremen Maßnahmen greifen, um ihre Frauen loszuwerden.« Er hielt kurz inne. »Es gibt noch einen Bruder, den wird sich die Polizei auch genauer anschauen.«
    »Einen Bruder?«, fragte ich verblüfft.
    Simon nickte. »Das hat mir Philippe gestern Abend erzählt. Seine Frau hatte einen Bruder, dem sie sehr nahestand und der

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