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Ein Herzschlag bis zum Tod

Ein Herzschlag bis zum Tod

Titel: Ein Herzschlag bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara J. Henry
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immer noch für ihn arbeitet.«
    Paul hatte einen Onkel, der hier wohnte? Der in der Firma arbeitete? Ich wusste nicht, was mich mehr überraschte: dass sein Onkel nicht sofort gekommen war, um den verloren geglaubten Neffen zu besuchen, oder dass Philippe ihn nicht erwähnt hatte.
    Wir saßen schweigend da, bevor Simon fortfuhr: »Philippe gibt sich ein bisschen zurückhaltend, wenn es um die Entführung geht. Vielleicht ist er es nur leid, darüber zu reden, oder er weiß, dass er zu den Hauptverdächtigen zählt. Doch ich habe den Eindruck, dass er etwas verschweigt. Vielleicht ahnt er, wer dahintersteckt. Vielleicht hat ihm sein Anwalt geraten, |166| vorsichtig zu sein. Oder er schämt sich nur, weil er nicht mehr an Pauls Rückkehr geglaubt hat.«
    Er holte tief Luft. »Möglicherweise hat er die Sache versehentlich ins Rollen gebracht. Hat im betrunkenen oder wütenden Zustand zur falschen Person gesagt, er wolle seine Frau loswerden – und jemand ist aktiv geworden. Oder er hat jemanden angeheuert, um ihr mit einer Entführung Angst einzujagen. Dann haben die Leute sie getötet und ihn erpresst. So etwas kommt vor.«
    »Aber Paul   …«
    »Vielleicht ist Paul zufällig hineingeraten. Er sollte gar nicht entführt werden und die Sache wurde vermasselt, oder die Leute haben sich nicht an die Abmachung gehalten. Das Problem mit Kriminellen ist, dass sie sehr unzuverlässig und überaus gierig sind.«
    Ich wollte etwas sagen, brachte aber kein Wort über die Lippen.
    »Andererseits ist es auch nicht so wichtig, Troy«, sagte er sanft. »Paul ist zu Hause bei seinem Vater. Er kann sich ein neues Leben aufbauen. Vielleicht zählt nur das.«
    Ich schaute ihn ungläubig an. »Und was   … was ist mit Madeleine?«
    »Du meinst, jemand hat sie getötet und muss dafür bezahlen?«, fragte Simon ruhig. »Viele Morde werden nie aufgeklärt. Viele Leute kommen damit durch, vor allem, wenn es keine Leiche gibt. Vielleicht werden die Entführer gefasst, vielleicht auch nicht. Vielleicht wird Philippe von jedem Verdacht reingewaschen, vielleicht auch nicht. Möglicherweise wird es nicht mehr anders, als es jetzt ist, und er muss damit leben.«
    Ich hörte seine unausgesprochenen Worte:
Aber kannst du damit leben?
Wir saßen schweigend da.
    »Ich weiß, dass es schwierig ist, Kleines. Ich weiß, dass du das durchstehen musst. Aber sei vorsichtig, sehr vorsichtig.« |167| Er legte mir den Arm um die Schultern und zerzauste mein Haar. »Halte mich auf dem Laufenden. Pass auf dich auf.«
    Wir fuhren schweigend zum Flughafen, wo ich ihn am Bordstein rasch umarmte. Dann war er verschwunden.
    Ich hatte gehofft, Simon würde mir einen Tipp geben, wie ich nun vorgehen sollte – oder wenigstens alles klar darstellen und mir versichern, dass die bösen Jungs gefasst würden. Stattdessen sah er selbst nur ein großes Durcheinander ohne klare Antworten. Also war ich auf mich allein gestellt.
    Ich konnte nicht glauben, dass Philippe Paul hatte schaden wollen. Aber wäre es denkbar, dass er eine Entführung vorgetäuscht hatte, um die Mutter seines Sohnes zu töten? Er erwähnte sie fast nie, es gab praktisch keine Fotos und Gegenstände im Haus, die an sie erinnerten. Andererseits trauern Menschen auf unterschiedliche Weise. Einige lassen den Mantel ihres toten Ehepartners ein Leben lang an der Garderobe hängen; andere räumen eine Woche nach dem Tod alles weg und putzen wie verrückt das Haus. So ist das eben. Das wusste ich auch.
     
    Beinahe zu schnell war ich wieder zurück. Es kam mir seltsam vor, den Öffner für das Garagentor zu benutzen, den Philippe mir gegeben hatte, und dann ganz selbstverständlich neben seinem Mercedes zu parken, als wohnte ich hier. Er räumte gerade Kartons in der Garage um und winkte mich zu sich. Er hatte einen langen Karton aufgeklappt, in dem ein nagelneues Kinderfahrrad in glänzendem Rot und Schwarz lag. Mir fiel ein, dass Paul erzählt hatte, man habe ihm ein
vélo
zu Weihnachten versprochen, aber er habe keines bekommen.
    »Pauls Fahrrad«, sagte ich in die abgrundtiefe Stille.
    Philippe nickte. »Ich hatte es für Weihnachten gekauft. Vorsichtshalber.«
    Gemeinsam schauten wir auf das Fahrrad hinunter, wobei ich mir vorstellte, wie Philippe im Advent seinem Kind ein Fahrrad gekauft hatte, obwohl er befürchtete, es nie wiederzusehen. |168| Vielleicht hatte er sich vorgestellt, wie Paul irgendwo eingesperrt saß und Weihnachten versäumte.
    »Wollen Sie es ihm jetzt geben?«
    »Das würde ich

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