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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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er nicht schon weiß.«
    Der Chiac-Beamte grinst, und Guttmann bemüht sich, es wegzulachen. Gaspard trinkt seinen Kaffee aus und pocht ans Fenster, damit der Mann an der Theke ihm noch einen bringt. »Raubmord, wie?« sagt er zu LaPointe.
    »Ich nehme es an. Keine Brieftasche. Nur Kleingeld in den Taschen. Aber …«
    Auch Gaspard ist ein alter Hase. »Ich weiß, was du meinst. Keine Anhaltspunkte für einen Kampf.«
    LaPointe nickt. Das Opfer war ein großer und kräftig wirkender junger Mann Mitte Zwanzig. Gut gebaut. Wahrscheinlich die Sorte, die Gewichte stemmt und sich dabei düster im Spiegel betrachtet. Wenn er bei dem Raub Widerstand geleistet hätte, hätten Spuren vorhanden sein müssen. Auf der anderen Seite, wenn er dem Banditen die Brieftasche ausgehändigt hat, warum hätte der ihn dann erstechen sollen?
    »Vielleicht die Tat eines Irren?« schlägt Gaspard vor.
    LaPointe zuckt die Achseln.
    »Menschenskind, so was haben wir nötig wie der Papst 'nen Wassermann«, sagt Gaspard. »Gott sei Dank mal wieder 'n Raubmord!«
    Der Funkstreifenbeamte mit dem Chiac-Akzent hat mit ernster Miene zugehört und sich ehrlich angestrengt, dem Gespräch geistig zu folgen. Das heißt: Er hat den Mund gehalten und zu jeder Feststellung der älteren Männer genickt. Jetzt aber zieht er die blaugefrorene Stirn in Falten. Warum soll man sich darüber freuen, daß ein Raubmord geschehen ist? Ihm fehlt die Erfahrung für das Gefühl, daß da mit dem Mord irgendwas nicht stimmt … irgendwas mit der Körperhaltung des Toten, die LaPointe und Gaspard intuitiv Unbehagen bereitet. Wenn hier kein Raubmord vorliegt, könnte das der Anfang von etwas Unerfreulichem sein. Wie Notzuchtsverstümmelungen brechen Meuchelmorde gern nach bestimmten Mustern aus. Da muß erst eine Latte von vier, fünf passieren, ehe der Triebtäter Angst bekommt oder, seltener, geschnappt wird. Das sind die Geschichten, nach denen sich die Zeitungsleute alle zehn Finger lecken.
    »Ich werd' ein paar Tage darüber nachdenken«, sagt LaPointe. »Mal sehen, was Bouviers Bericht sagt. Du hast doch nichts dagegen, wenn ich die Sache in die Hand nehme, nicht wahr?« LaPointe fragt nur pro forma. Er hat das Gefühl, daß jedes Verbrechen in seinem Revier rechtens ihm zusteht, will aber die Gefühle anderer alter Hasen möglichst schonen.
    »Sei mir willkommen!« sagt Gaspard mit einer ausladend-einladenden Handbewegung, mit der er andeutet, daß er heilfroh ist, den ganzen Mist vom Hals zu haben. »Und wenn ich jemals 'n Tripper kriege, kannst du den ebenfalls haben.«
    »Ich werde den Papierkram über dich abwickeln, damit die Herren da oben nicht 'n Koller kriegen.«
    Gaspard nickt. So macht LaPointe das immer. Damit vermeidet er direkte Zusammenstöße mit der Administration. Seine Kontrollfunktion auf der Main ist nicht offiziell, es gibt keine Dienstvorschrift, die ihn decken würde. Die Administration zerteilt das Verbrechen horizontal: in Diebstahl, Glücksspiel, Unzucht, Mord. LaPointes Aufgabengebiet dagegen ist vertikal: alle Verbrechen, die auf der Main begangen werden. Diese Bestallung war nie geplant, wurde nie offiziell bestätigt, sie entwickelte sich im Laufe der Zeit. Und die da oben laufen denn auch Sturm gegen diese Lücke im Instanzenweg. Sie halten es für lächerlich, daß ein voll ausgelasteter Lieutenant wie ein Kurzarbeiter durch die Straßen schleicht. Sie trösten sich indessen mit der Erkenntnis, daß LaPointe eben ein Anachronismus ist, ein Restbestand überholter, wenig wirksamer Methoden. Er wird sowieso bald pensioniert. Dann kann auch das bereinigt werden.
    LaPointe wendet sich an den Uniformierten: »Sie haben den Toten gefunden?«
    Jetzt hat er doch nicht aufgepaßt und wollte doch wie aus der Pistole geschossen antworten. Er schluckt: »Jawohl, Sir.«
    Einen Augenblick herrscht Stille. Dann hebt LaPointe die Handflächen und sperrt seine Augen weit auf, als wolle er sagen: »Ja, und?«
    Der junge Beamte schaut zu Guttmann hinüber, während er sein Notizbuch rausholt. An dem Lederbüchlein ist eine kleine Schlaufe, in der ein Bleistift steckt. So etwas bekommt ein Mann wie er von der Familie oder der Freundin zum bestandenen Examen geschenkt. Er räuspert sich. »Wir waren auf Streife. Mein Kollege fuhr langsam, weil ich Nummernschilder mit der Liste gestohlener Wagen verglich –«
    »Was haben Sie heute zum Frühstück gegessen?« fragt Gaspard.
    »Wie bitte?« Der Chiac-Beamte kriegt rote Ohren.
    »Machen sie in Gottes

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