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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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jetzt deine Sache. Ich geh' nach Hause. Ich hol' morgen früh die Berichte und schick' sie dir rüber.« Dann hat Gaspard eine Idee: »He! Willst du mir 'n Gefallen tun? Kannst du vielleicht meinen Joan hier für 'n paar Tage übernehmen? Verschaff ihm Einblick in deine Dreckarbeit. Was sagst du dazu?«
    Der Chiac-Beamte reißt den Mund auf. Diese verdammten Rundschädel haben und kriegen immer die besten Stücke.
    LaPointe runzelt die Stirn. Noch nie hat man ihm einen Joan zugeteilt, noch nie ihm Arbeiten in einer Kommission übertragen. Sie wissen, warum.
    »Nu mach schon«, beharrt Gaspard. »Er kann doch so 'ne Art Verbindungsmann spielen zwischen meinem Laden und deinem. Nimm ihn mir für 'n paar Tage ab. Er hemmt mich bei der Entfaltung meiner Persönlichkeit. Wie kann ich mal auf die Schnelle ein leckeres Stückchen Fleisch aufreißen, wenn er dauernd nur um mich rum ist und Notizen macht?«
    LaPointe zuckt die Achseln. »Na schön. Für 'n paar Tage.«
    »Großartig«, sagt Gaspard. Während er sich den Mantel bis zum Halse zuknöpft, guckt er aus dem Fenster. »Schau dir das gottverdammte Wetter an. Bis zum Morgengrauen sind die Wolken wieder da. Hast du schon mal erlebt, daß der Schnee so lange ausbleibt? Und Nacht für Nacht wird es kalt wie 'ne Hexentitte.«
    LaPointe ist mit seinen Gedanken ganz woanders. Er verbessert Gaspard mechanisch: »Möse. Kalt wie 'ne Hexenmöse.«
    »Nicht Titte? Bist du sicher?«
    »Möse.«
    Gaspard schaut auf Guttmann runter. »Sehen Sie, Kleiner. Sie können noch 'ne Menge bei LaPointe lernen. Okay, Leute, ich hau' ab. Weg mit dem Verbrechen von der Straße und rin damit ins traute Heim, wo es hingehört.«
    Der Chiac-Beamte geht hinter Gaspard her in den Nachtwind hinaus. Sie steigen in den Streifenwagen und fahren los. Jetzt ist die Straße völlig leer.
    »Danke, Lieutenant«, sagt Guttmann, »ich hoffe, Sie fühlen sich mit mir nicht überfahren.«
    Doch LaPointe hat bereits mit krummem Finger Dirtyshirt Red herangewinkt, der jetzt an den Tisch rüberschlurft. »Setz dich, Red.« LaPointe geht ins Englische über, weil das Reds einzige Sprache ist, die Sprache des Erfolgs. »Hast du heute nacht den Vet gesehen?«
    Dirtyshirt Red zieht ein Gesicht. All die Jahre hat er gegen seinen Mitpenner von wegen großer Kriegsheld und wegen seiner Rumprotzerei mit seiner gemütlichen Bleibe, die er irgendwo versteckt hält, einen subtilen Haß genährt. Jetzt kommt dem Red ein trostreicher Gedanke.
    »Hat er Zores, Lieutenant? Das ist vielleicht 'n Arsch, könn' Se mir glauben! Was hat er denn gemacht, Lieutenant?«
    LaPointe läßt seine traurigen Augen auf dem Penner ruhen.
    »Okay«, sagt Red schnell, »'tschuldigung. Jaa, hab' ihn gesehn. Unten bei Chez Pete's, so um sechse, sieben Uhr so was.«
    »Und seitdem hast du ihn nicht mehr gesehen?«
    »Nee. Bin dann runter zum griechischen Bäcker und hab' mir 'n paar leckere Sachen abgeholt. Hatte keine Lust, mich von diesem Scheißkerl, diesem Topfauslecker, der da egalweg rumhängt, belemmern zu lassen. Der hängt sich an einen wie 'ne Klette, den wirst du nie mehr los.«
    »Hör zu, Red. Ich muß mit dem Vet sprechen. Hör dich mal um, kann sein, daß er sich irgendwo eingeigelt hat, weil er heut nacht wahrscheinlich 'n Haufen Trinkgeld gekriegt hat – weißt schon, was für 'n Trinkgeld.«
    Der Gedanke, sein Penner-Kumpel könnte ein kleines bißchen Glück gehabt haben, treibt Dirtyshirt Red auf die Palme. »Dieser Suffkopp, dieses toppleckende Stückchen Vogelscheiße! Morviat! Rotznase die! Furzblase! Der mit seiner gemütlichen Penne irgendwo! Trau' ich dem glatt zu!«
    Dirtyshirt Red spuckt weiter Gift und Galle, aber LaPointe starrt nur unbeteiligt aus dem Fenster, an dem die Rücklichter des frühmorgendlichen Verkehrs die Kondensperlen zu spiegelnden Rubinen machen. Lkws vor allem. Gemüse auf dem Weg zum Markt. Er hat das Gefühl, von dem, was da vor sich geht, abgekoppelt zu sein, eine Art von allgemeinem déjà vu. Das hat er alles schon mal erlebt. Ein anderer Toter, nur anders umgebracht und anderswo gefunden. Und er, LaPointe, in einem anderen Café, einen anderen Fall aufdröselnd, und dabei durch ein anderes Fenster auf einen anderen Verkehr im Morgengrauen starrend. Es ist eigentlich gar nicht mehr so wichtig. Er ist müde.
    Verstohlen hat Guttmann im Fenster LaPointes Spiegelbild beobachtet. Natürlich kennt er die Geschichten über LaPointe, sein Regiment auf der Main, seine Wurstigkeit gegenüber

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