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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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vier und hat diese Woche die Wäsche noch nicht abgeholt. Er wollte ihr schon seine geben, die sind aber nicht sauber. Die Wohnung ist eben auf Besuch nicht eingestellt. Seit Lucilles Tod war auch noch nie einer da.
    Langsam macht sie den Bademantel zu. Er wollte also tatsächlich nicht mit ihr schlafen. Vielleicht wegen des Beines. Vielleicht, weil er nicht gern mit einem Krüppel bumst. Sie kennt das schon. Dann eben nicht. Was soll's!
    Während er die Tassen spült und die Kaffeemaschine ausleert, macht sie es sich auf dem Sofa bequem und zieht sich die schweren Decken über. Erst als das köstliche Gewicht auf ihr lastet, merkt sie, wie müde sie ist. Dieses Entspannen tut ihren Knochen fast weh.
    Auf dem Weg ins Schlafzimmer dreht er das Gas ab. »Sie brauchen es ja nicht beim Schlafen. Ist auch nicht gut für die Lungen.«
    Was glaubt denn der Idiot, wer er ist? Ihr Vater?
    Als er das Deckenlicht ausmacht, werden die Fenster, die bisher schwarz ausgesehen haben, grau vom feuchten Morgendämmern.
    An der Schlafzimmertür bleibt er stehen: »Wie heißen Sie übrigens?«
    Schon steigt der Schlaf in ihr hoch. Sie murmelt: »Marie-Louise.«
    »Also, dann gute Nacht, Marie-Louise.«
    Sie brummt vor sich hin, etwas ärgerlich, daß er immer noch redet. Ihn nach seinem Namen zu fragen, fällt ihr nicht ein.

4
    Noch bevor er die Augen öffnet, weiß er, daß es schon spät ist. Irgendwie passen die Geräusche draußen auf der Straße nicht zu seiner sonstigen Aufstehzeit. Er sitzt auf dem Bettrand und langt benommen nach seinem Bademantel. Er ist nicht da. Erst jetzt fällt ihm ein, daß im Wohnzimmer das Mädchen in dem Bademantel schläft.
    Er schleicht auf Zehenspitzen zur Küche, fertig angezogen, obwohl er sonst den Kaffee vor dem Anziehen trinkt. Er möchte nicht, daß sie ihn in Unterhosen rumlaufen sieht. Sie liegt zusammengerollt auf der Seite und hat die Decken so hochgezogen, daß nur ihr krisseliger Haarmop zu sehen ist. Aus dem Umriß ihres Körpers, der sich unter den Decken abzeichnet, schließt er, daß sie die Handflächen zwischen den Beinen an den Innenseiten der Schenkel hat. Er erinnert sich, als Kind immer so geschlafen zu haben.
    Seine Tasse steht auf dem Geschirrtrockner, aber er muß erst im Schrank nach einer zweiten suchen. Er gießt zu wenig Wasser in den Kessel, weil er nicht genau weiß, wieviel er für zwei Tassen braucht, kocht aber doch nicht mehr auf, weil dann der bereits fertige Kaffee wieder kalt wird. Er gießt den Kaffee aus einer Tasse in die andere, doch das klappt nicht recht, er verliert eine Vierteltasse. Jedesmal, wenn was danebengeht, brummt er » Merde «. Es ist wirklich das Letzte, mit jemandem zusammenzuwohnen. Das heißt, zusammenzusein.
    Da die Tassen nur halbvoll sind, hat er keine Mühe, sie ins Wohnzimmer zu balancieren. Sie schläft so friedlich. Aber wozu hat er Kaffee für zwei gemacht, wenn er ihr keinen gibt? Aber nein. Am besten, er läßt das arme Kind schlafen.
    »Kaffee?« fragt er mit belegter Stimme.
    Sie rührt sich nicht.
    Na, schön. Lassen wir sie schlafen.
    »Kaffee?« fragt er lauter.
    Halb brummt sie, halb stöhnt sie und dreht unter den Decken den Kopf herum. Armes Kind, ist völlig fertig. Laß sie schlafen.
    »Marie-Louise?«
    Eine Hand schlüpft heraus und zieht die Decke von der Backe runter. Ihre Lider zucken, öffnen sich dann. Sie blinzelt zweimal und runzelt die Stirn, während sie sich zu erinnern sucht, wo sie ist. Wie kommt sie hierher?
    »Ihr Kaffee wird kalt«, erklärt er ihr.
    Sie schaut ihn schlaftrunken an und erkennt ihn erst gar nicht. »Was?« fragt sie, und ihre Stimme wird ganz piepsig. »Oh … Sie.« Sie drückt noch mal fest die Augen zu, bevor sie sie wieder aufmacht. Die Schwellung an ihrem Auge ist zurückgegangen, und das Violett hat sich zu Grün gemildert.
    »Ihr Kaffee ist fertig. Aber wenn Sie lieber noch schlafen wollen – bitte.«
    »Was?«
    »Ich sagte … Sie können weiterschlafen, wenn Sie wollen.«
    Sie zieht benommen die Stirn in Falten. Sie kann's nicht glauben, daß er sie geweckt hat, nur um ihr das zu sagen. Sie legt die Hand über die Augen, um sie vor dem kalten Licht zu schützen, während sie zu sich kommt. Dann dreht sie sich zu ihm und ist gespannt, was er vorhat. Gestern abend hat er nicht gewollt, wahrscheinlich will er jetzt ein bißchen. Aber der sitzt da und schlürft seinen Kaffee.
    Als sie sich aufsetzt, merkt sie, daß ihr Bademantel bis zu den Brustwarzen offensteht. Sie zurrt ihn

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