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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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wieder zu, nimmt die Tasse, die er ihr hinhält, und schaut stumpft hinein. »Haben Sie Milch?«
    »Nein. Leider nicht.«
    Sie schlürft die dicke, schwarze Brühe. »Und was ist mit Zucker?«
    »Nein. Ich hab' nie Zucker im Haus. Ich brauche keinen, er zieht nur die Ameisen an.«
    Sie zuckt die Achseln und trinkt ihn trotzdem. Wenigstens ist er heiß.
    Sie reden nicht, und statt sich anzusehen, sehen beide aus dem Fenster runter zum Park auf der anderen Straßenseite. Eine Frau schiebt einen Kinderwagen über den Weg, an ihrer Hand greinend und sich windend ein ungezogenes Kind. Sie rüttelt es tüchtig und gibt ihm einen Klaps auf den Po, was seine Stimmung zu heben scheint.
    Marie-Louise kann die Bank sehen, wo er sie gefunden hat. Auch heute wird es wieder kalt und feucht werden, und bevor es dunkel ist, wird sie bestimmt keinen Schnitt machen, wenn überhaupt. Vielleicht läßt er sie noch bleiben. Nein, wahrscheinlich nicht. Hat vielleicht Angst, sie stiehlt was. Immerhin kann man es versuchen.
    »Geht's Ihnen heute besser?« fragt sie.
    »Besser?«
    »Wenn Sie nicht gleich weg müssen, könnten wir ja …«
    »Machen Sie sich keine Gedanken darüber«, sagt er.
    »Das kostet Sie nichts. Nur lassen Sie mich hierbleiben, bis es dunkel ist.« Sie versucht es mit einem etwas kindischen Schlafzimmerblick; das wirkt bei ihrem blauen Auge eher komisch und grotesk. »Ich wäre auch nett zu Ihnen.« Als er nicht reagiert, kommt ihr ein anderer Gedanke. »Ich bin in Ordnung«, verspricht sie. »Ich meine … ich bin gesund.«
    Er schaut sie ein paar Sekunden lang ruhig an. Dann steht er auf. »Ich muß in den Dienst. Möchten Sie noch Kaffee?«
    »Nein. Danke, nein.«
    »Mögen Sie keinen Kaffee?«
    »Nicht ohne Milch und Zucker.«
    »Tut mir leid.«
    Sie hebt die Schultern. »Ist nicht Ihre Schuld.«
    Er zückt die Brieftasche. »Schauen Sie …« Er weiß nicht recht, wie er es sagen soll. Schließlich ist es ihm egal, ob sie bleibt oder nicht.
    »Schauen Sie, gleich um die Ecke ist ein Laden. Sie können sich da was zum Frühstück holen. Der … der Ofen funktioniert.«
    Dumm, so was zu sagen. Natürlich funktioniert der Ofen.
    Sie streckt die Hand aus und nimmt den dargebotenen Zehndollarschein. Das kann nur bedeuten, daß sie bis zum Abend bleiben darf.
    Er nimmt seinen Mantel. »Okay. Also gut.« Er geht zur Tür. »Ach ja, Sie brauchen ja einen Schlüssel, wenn Sie vom Einkaufen zurückkommen. Auf dem Kamin liegt einer.« Da fällt ihm ein, wie blöd ihr das vorkommen muß, den Ersatzschlüssel auf dem Kamin zu lassen, wo man ja in der Wohnung sein müßte, wenn man ihn benutzen will … Aber Lucille hat ihn immer da liegen lassen und hat nie ihren eigenen Schlüssel verlegt, also …
    Als er geht, fragt sie ihn: »Darf ich Ihre Sachen benutzen?«
    »Meine Sachen?«
    »Handtuch. Deodorant. Rasierapparat.«
    Rasierapparat? Ach so, ja. Er hat ja ganz vergessen, daß sich Frauen unter den Armen rasieren. »Gewiß, aber – Moment mal. Ich benutze ein Rasiermesser.«
    »Was ist das?«
    »Sie wissen … eben ein … Rasiermesser.«
    »Und Sie möchten nicht, daß ich es benutze?«
    »Ich glaube nicht, daß Sie das können. Warum kaufen Sie sich nicht einen Rasierapparat? Geld ist genug da.« Er schließt die Tür hinter sich und ist schon halb die Treppe hinunter, als ihm etwas einfällt.
    »Marie-Louise?« Er hat die Tür noch mal geöffnet.
    Sie schaut auf. Sie hat gerade in ihrer Einkaufstasche gekramt, weil sie die Gelegenheit wahrnehmen will, sich ein paar Sachen auszuwaschen und sie vor der Gasheizung zu trocknen, ehe er zurück ist. Sie reagiert, als sei sie bei irgendwas ertappt worden: »Ja?«
    »Der Ofen. Die Zünddüse geht nicht. Sie müssen ein Streichholz nehmen.«
    »Okay.«
    Er nickt: »Gut.«
    Als er ins Quartier Général kommt, herrscht Hochbetrieb. Auf den Fluren vor den Polizeigerichten drängen sich die Menschen, stehen herum oder warten auf Bänken aus dunklem Holz. Eine verhärmte Frau ist mit drei Kindern da, deren Alter sich von Schwangerschaft zu Schwangerschaft errechnen läßt. Die Frau hat sich heute nicht zurechtgemacht; vielleicht hat sie es überhaupt aufgegeben. Ihr Jüngstes klammert sich an ihren Rock und wimmert. Plötzlich brennt ihr die Sicherung durch, und sie schreit es an, es solle still sein. Einen Augenblick lang erstarrt das Kind zu Eis, die Augen werden rund. Dann verzieht sich sein Gesicht, und es heult los. Die Mutter nimmt es auf den Arm und wiegt es hin und

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