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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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mit ihnen aufzuhängen.«
    »Sagen Sie mir Lieutenant, sagen Sie mir eins: Was habe ich Ihnen eigentlich getan?«
    »Du bist auf der Straße. Ich hab' dir gesagt, bleib weg. Ich hab' dir keinen Urlaub gegeben, du Arschloch. Das war eine Strafe.«
    »Ich kenne meine Rechte! Wer sind sie eigentlich, Gott oder was? Diese Scheißstraße ist doch nicht Ihr Eigentum!«
    Es wäre nie so weit gegangen ohne den Druck der Menge und den Drang, sein Gesicht zu wahren.
    Ein trauriges Lächeln kräuselt LaPointes Augenwinkel. Er nickt langsam. Dann holt er aus und versetzt Scheer einen Schlag, daß der das Geländer entlangfliegt. Dabei verliert er einen seiner losen Schuhe.
    LaPointe dreht sich um und schlendert, von dem verblüfften und verstörten Guttmann gefolgt, die Straße hinauf.
    »Was hat das alles zu bedeuten, Lieutenant?« fragt Guttmann.
    »Wer ist dieser Kerl?«
    »Ein Niemand. Ein Lude. Ich hab' ihm die Straße verboten.«
    »Aber … wenn er was getan hat, warum nehmen Sie ihn nicht fest?«
    »Hab' ich ja. Immer wieder. Aber seine Anwälte kriegen ihn immer wieder frei.«
    »Schon, aber …« Guttmann schaut über die Schulter auf den kleinen Menschenauflauf um den Zuhälter, der gerade aus dem dreckigen Kellerschacht rausklettert. Die Mädchen lachen, wie er versucht, in den an seinen Füßen schlappenden Schuhen zu laufen. Er zieht sie aus, nimmt sie in die Hand und läuft behutsam auf Strümpfen.
    »Aber, Sir … ist das nicht … Schikane?«
    LaPointe bleibt stehen und schaut den jungen Beamten taxierend an: »Ja, es ist Schikane.«
    Sie gehen weiter.
    Guttmann sitzt eingezwängt auf engstem Raum, der gerade für einen Menschen normaler Größe ausreicht, allein in einem kleinen griechischen Restaurant auf der Rue Cerat. Das Lokal hat nur zwei wachstuchgedeckte Tische, die sich gegenüber einer Glasvitrine mit Käse, Öl und Oliven an das Fenster drängen. Auf einem mit Fliegendreck besprenkelten Schild an der Wand steht:
    7-U P BRINGT D ICH AUF T RAB
    Während LaPointe von einer Zelle vor dem Lokal aus telefoniert, wälzt Guttmann in Gedanken ein Problem. Er weiß zwar, was er zu tun hat, aber er weiß nicht, wie. Er ist seit dem Vorfall mit Scheer vor einer halben Stunde sehr still geworden. Alles, woran er glaubt, alles, was er gelernt hat, führt ihn dazu, LaPointes Umgang mit jenem Zuhälter untragbar zu finden. Guttmann kann sich mit dem Gedanken nicht abfinden, daß der Polizist auch der Richter oder gar der Vollstrecker sei, und er weiß, was er zu tun hätte, sollte Scheer den Lieutenant verklagen. Außerdem verlangt sein Sinn für Fairneß, daß er LaPointe seinen Entschluß mitteilt, und das wird nicht leicht sein.
    Als der Lieutenant zurückkommt, bringt ihnen ein Mädchen von achtzehn, neunzehn Jahren zwei kleine Tassen starken Kaffee. Sie weiß, welch starke Anziehungskraft sie auf Männer ausübt, und hält ihren Blick daher scheu gesenkt. Sie hat lange, schwarze Wimpern und die trostreiche Schönheit einer Madonna.
    »Wie geht's Ihrer Mutter?« fragt LaPointe.
    »Gut. Sie ist wieder mal da. Soll ich sie holen?«
    »Nein. Nächstes Mal, wenn ich wieder vorbeikomme.«
    Das Mädchen läßt ihre sanften braunen Augen kurz auf Guttmann ruhen, der lächelt und nickt. Sie schaut zur Seite, senkt den Blick und geht zurück ins Hinterzimmer.
    »Hübsches Mädchen«, sagt Guttmann. »Schade, daß sie so schüchtern ist.«
    LaPointe brummt unverbindlich. Vor Jahren ging die Mutter als Prostituierte auf der Main. Sie war eine knackige, lustige Person, immer guter Laune und hatte stets einen saftigen Witz auf Lager, wobei sie einem bei der Pointe mit dem Ellenbogen in die Rippen stieß. Wenn LaPointe alle vier oder acht Wochen mal das Bedürfnis nach einer Frau verspürte, ging er zu ihr.
    Dann war sie plötzlich weg von der Straße. Sie war schwanger geworden, natürlich von einem Liebhaber, nicht von einem Kunden. Mit der Geburt des Kindes wandelte sie sich von Grund auf. Sie zog sich nun weniger auffallend an; sah sich nach Arbeit um; fing an, in die Kirche zu gehen. Sie lachte nicht mehr so oft, sie lächelte mehr. Und sie umsorgte und umhegte ihr kleines Mädchen. Sie lieh sich von LaPointe ein bißchen Geld, der auch einen Schuldschein gegenzeichnete, und leistete eine Anzahlung auf dieses Nebenstraßenlokal. Sie zahlte pro Woche fünf Dollar an LaPointe zurück und versäumte keine Rate, bis auf Weihnachten, wo sie ihrem kleinen Mädchen dafür Geschenke kaufte.
    Sie haben nie mehr miteinander

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