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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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geschlafen, aber er machte es sich zur Gewohnheit, in ruhigen Tagen ab und zu bei ihr vorbeizuschauen. Dann saßen sie zusammen am Fenster und unterhielten sich bei dickem griechischem Kaffee. Er hörte ihr zu, wenn sie wieder und wieder von ihrer Tochter sprach. Es war erstaunlich, was dieses Kind alles konnte. Sprechen. Laufen. Und zeichnen? Eine Künstlerin! Die Mutter hatte große Pläne. Das Mädchen sollte einmal auf die Universität gehen und Modezeichnerin werden. Hast du schon mal ihre Zeichnungen gesehen? Wie soll ich sie dir beschreiben? Geschmack? Du glaubst es einfach nicht.
    Auf der Oberschule wurde das Mädchen schwanger. Zuerst konnte es die Mutter nicht begreifen … konnte es einfach nicht glauben. Dann wurde sie rasend vor Wut. Umbringen würde sie diesen Jungen! Sie machte dem Jungen und seinen Eltern einen Riesenkrach! Nein, der Junge würde sie nicht heiraten. Und zwar aus folgenden …
    Als LaPointe das nächste Mal vorbeikam, hatte sich die Frau verändert. Sie war schwunglos, abgestumpft, leer. Sie tranken ihren Kaffee in dem leeren Lokal, die Frau sprach müde und tonlos und schaute dabei aus dem Fenster. Das Mädchen galt in der Schule als heißer Ofen. Sie schlief mit jedem – zu jeder Zeit, an jedem Ort, unten im Heizungskeller, einmal sogar auf der Knabentoilette. Jeder wußte das. Sie war eine Schlampe, sie war nicht mal eine Hure. Sie tat es umsonst.
    LaPointe versuchte sie zu trösten. Über kurz oder lang wird sie heiraten. Und alles kommt in Ordnung.
    Nein. Das war eine Strafe Gottes. Er straft mich dafür, daß ich eine Hure war.
    »Sieht gut aus, das Mädchen«, sagt Guttmann. »Schade, daß sie so schüchtern ist.«
    »Ja«, sagt LaPointe, »ein Jammer.« Er dreht seine Tasse so hin und her, daß der dicke Kaffeesatz auf dem Boden bleibt, und trinkt den Kaffee aus.
    »Hören Sie, ich hab' gerade beim QG angerufen, sie sollen den Vet hoppnehmen lassen.«
    »Lieutenant …?«
    »Wir können ja nicht ewig auf Dirtyshirt Red warten. Wenn sie ihn finden, werden sie Sie anrufen. Gehn Sie dann sofort hin. Wenn er zum Sprechen nicht zu betrunken ist, rufen Sie mich an, ich komme dann.«
    »Sie haben ihnen gesagt, sie sollen mich anrufen?«
    »Klar. Sie sollen doch hier praktische Erfahrungen sammeln oder etwa nicht?«
    »Nun ja, aber …«
    »Aber was?«
    »Ich hab' heute abend eine Verabredung. Ich sagte es Ihnen ja.«
    »Das ist aber schlimm.«
    Guttmann holt tief Luft. »Lieutenant?«
    »Ja?«
    »Wegen des Zuhälters da vorhin …«
    »Scheer? Was ist mit ihm?«
    »Also, wenn ich bei Ihnen arbeiten soll …«
    »Ich würde nicht sagen, Sie arbeiten bei mir. Sie gehen eher mit mir mit.«
    »Okay. Egal – aber ich bin nun mal da, und ich habe das Gefühl, ich muß offen zu Ihnen sein.« Guttmann schaut voll Unbehagen in LaPointes väterlich gesenkten Blick. Er ist überzeugt, er wird sich am Ende lächerlich machen.
    »Wenn Sie was zu sagen haben – raus damit!« befiehlt LaPointe.
    »Also gut. Es geht um den Zuhälter. Es geht nicht, daß man einen Zuhälter derart schikaniert. Das ist nicht legal. Er hat Rechte, egal, wer er ist und was er getan hat. Schikane gehört zu den Dingen, die die Polizei in Verruf bringen.«
    »Ich bin überzeugt, der Commissioner ist ganz Ihrer Meinung.«
    »Das heißt nicht, daß ich unrecht habe.«
    »Es geht alles seinen Gang.«
    Guttmann nickt und schaut zu Boden. »Sie wollen mir keine Chance geben zu sagen, was ich sagen möchte, nicht wahr? Sie machen es mir so schwer wie möglich.«
    »Ich sag's für Sie, wenn Sie wollen. Sie wollen mir also sagen, daß Sie, wenn dieses Arschloch mich anzeigt, sich verpflichtet fühlen, gegen mich auszusagen. Stimmt's?«
    Guttmann zwingt sich, LaPointes müde amüsiertem Blick standzuhalten. Er weiß, was der Lieutenant denkt: Er ist zu jung. Wenn er erst mal ein bißchen Praxis auf dem Buckel hat, wird er schon draufkommen. Doch Guttmann weiß bestimmt, daß er nicht draufkommen wird. Ehe das geschieht, wird er den Dienst quittieren.
    »Es stimmt«, sagt er ohne jedes Zittern in der Stimme. »Ich würde gegen Sie aussagen müssen.«
    LaPointe nickt. »Ich sagte Ihnen doch, das ist ein Zuhälter.«
    »Ja, Sir. Aber darum geht es nicht.«
    »Das sagte auch Resnais andauernd: Darum geht es nicht.«
    »Außerdem«, fährt Guttmann fort, »gehen Hunderte von Frauen auf den Strich. Aber die machen Sie offenbar nicht zur Minna.«
    »Das ist was anderes. Das sind Profis. Und erwachsen.«
    Bei der letzten

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