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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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wenn Sie wollen.«
    Jetzt nachstoßen: »Wieviel länger?«
    Er zuckt die Achseln: »Ich weiß nicht. Wie lange wollen Sie denn bleiben?«
    »Würden wir … uns lieben?« Sie kriegt die letzten Worte nicht ohne einen komischen, melodramatischen Unterton heraus.
    Er antwortet nicht.
    »Mögen Sie keine Frauen?«
    Er lächelt. »Nein, das ist es nicht.«
    »Warum wollen Sie dann, daß ich bleibe, wenn Sie nicht mit mir schlafen wollen?«
    LaPointe schaut auf den Park hinunter, wo ein Gespinst aus schwarzen Zweigen der gelben Schirme der Straßenlaternen überzieht. Diese Marie-Louise ist so alt wie Lucille – die Lucille seiner Erinnerung – und spricht den gleichen Downriver-Akzent. Sie trägt den gleichen Morgenrock. Doch sie ist jünger als die Töchter seiner Wachträume, die Töchter, die manchmal noch kleine Mädchen sind, öfter aber erwachsene Frauen, die selber Kinder haben. Muß dran denken, daß die Töchter seiner Wachträume manchmal älter sind als Lucille. Lucille wird niemals älter, immer sieht sie gleich aus. Nie zuvor ist ihm aufgefallen, daß die Töchter älter sind als die Mutter. Ist doch irre.
    »Was ist los?« fragt sie.
    »Wissen Sie was, ich hör' mich mal um nach einem Job für Sie.«
    »In einer Cocktail-Bar?«
    »Ich kann's Ihnen nicht versprechen. Vielleicht als Kellnerin in einem Restaurant.«
    Sie zieht die Nase kraus. Das schmeckt ihr gar nicht. Sie hat Hunderte von Kellnerinnen erlebt, wie sie rumgelaufen sind und sich in den Stoßzeiten haben anschreien lassen müssen oder wie sie müde und gelangweilt dagestanden und zum Fenster rausgeguckt haben, wenn kein Betrieb war. Und die Kleidung ist immer so häßlich. Wenn das verdammte Sauwetter nicht wäre und die Männer sie nicht immer verprügeln wollten, würde sie lieber so weitermachen wie jetzt, als Kellnerin zu sein.
    »Ich versuche, ob ich 'nen Job für Sie finde«, sagt er. »Inzwischen können Sie hierbleiben, wenn Sie wollen.«
    »Und wir schlafen miteinander?« Sie möchte von vornherein klare Verhältnisse schaffen. Das ist so, wie wenn man sicherstellt, daß man sein Geld im voraus kriegt.
    Er dreht sich vom Fenster weg und schaut sie an. »Möchten Sie denn das wirklich?«
    Sie zuckt die Achseln, als wolle sie sagen: Warum nicht? Dann entdeckt sie einen losen Faden am Ärmel des Morgenrocks. Sie versucht, ihn abzubeißen.
    Er räuspert sich und reibt sich mit den Knöcheln die Backe. »Ich muß mich rasieren.« Er steht auf. »Möchten Sie noch einen Kaffee, bevor wir schlafen gehen?«
    Sie schaut zu ihm auf, den Faden zwischen den Zähnen. »Okay«, sagt sie, zwickt den Faden ab und spuckt ihn aus.
    Er rasiert sich gerade, als das Telefon klingelt.
    Er muß sich, bevor er den Hörer ans Ohr hält, erst den Schaum von der Backe streifen. »LaPointe.«
    Guttmanns Stimme klingt müde: »Ich bin gerade hergekommen.«
    »Wohin?«
    »Quartier Général. Man hat mich in meiner Wohnung angerufen. Sie haben Ihren Sinclair gefaßt, und der macht jetzt einen Riesenspektakel.«
    »Sinclair?«
    »Joseph Michael Sinclair. So heißt Ihr Penner, der Vet, in Wirklichkeit. Ist in einer schlimmen Verfassung. Tobt. Schreit. Die reden schon davon, ihm ein Beruhigungsmittel zu geben, aber ich habe ihnen gesagt, sie sollen das lassen, falls Sie ihn heute abend noch verhören wollen.«
    »Nein, nicht heute abend. Morgen genügt.«
    »Ich weiß nicht, Sir …«
    »Natürlich nicht. Das gehört dazu, wenn man ein Joan ist.«
    »Ich wollte sagen, dieser Bursche ist ein echter Fall. Zwei Männer sind nötig, um ihn niederzuhalten. Er schreit unentwegt, er könne nicht in eine Zelle. Muß wohl so 'ne Art Klaustrophobie sein.«
    »Ach, du großer Gott!«
    »Ich hab' nur gedacht, Sie sollten das wissen.«
    LaPointe läßt die Schultern sinken und stößt einen langen Seufzer aus. »Na schön. Reden Sie mit dem Vet. Sagen Sie ihm, daß keiner daran denkt, ihn einzusperren. Sagen Sie ihm, ich werde nach 'ner Weile da sein. Er kennt mich.«
    »Ja, Sir. Oh, und noch etwas, Sir: Tut mir schrecklich leid, Sie zu Hause gestört zu haben.«
    Was? Ein Joan und Sarkasmus? LaPointe brummt und hängt auf. Marie-Louise flickt das Wollkleid, das sie getragen hat, als er sie im Park fand. Wie er ins Wohnzimmer kommt, schaut sie fragend auf.
    »Ich muß in die Stadt. Worüber lächeln Sie?«
    »Sie haben Seife an der einen Backe.«
    »Oh.« Er wischt sie ab.
    Als er seinen Mantel überzieht, fällt ihm ein, daß sich das Kaffeewasser auf dem Herd langsam

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