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Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit

Titel: Ein Herzschlag bis zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevanian
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schlechten Wetter, das wir hatten. Das Feiere-Faste-Prinzip.«
    Sie nickt, ohne zu verstehen.
    »Warum hast du angerufen?« LaPointe weiß, daß das unfreundlich klingt. Er ist wegen des Mädchens etwas aus der Fassung.
    »Ach, ja! Wegen morgen abend. Unser guter Priester hat angerufen und gesagt, daß er nicht kommen kann. Er liegt mit 'ner Erkältung im Bett, vielleicht 'ne kleine Grippe. Und da hab' ich gedacht, du würdest nicht so gern zu dritt Halsabschneiden spielen.«
    Bei den seltenen Gelegenheiten, wo einer von ihnen nicht zum Spielen kommt, spielen die anderen Halsabschneiden, aber sie haben nicht im entferntesten soviel Spaß daran. Meist ist LaPointe abwesend, weil er an einem Fall gearbeitet oder nach einer Reihe langer Nächte todmüde ist.
    »Was ist mit David?« fragt LaPointe. »Will er nicht spielen?«
    »Ach, du kennst doch David. Der will immer spielen. Er sagt, ohne Martin am Bein möcht' er uns schon zeigen, wie man richtig spielt.«
    »Na gut, spielen wir also. Erteil ihm eine Lehre.«
    »Gut.« Moische lächelt Marie-Louise an. »Das ganze Gerede über Pinochle muß Sie schrecklich langweilen, Mademoiselle.«
    Sie zuckt die Achseln. Sie hat eigentlich gar nicht recht hingehört. Sie hat tief versunken an einem abgebrochenen Daumennagel geknabbert. Zum erstenmal bemerkt LaPointe, daß sie Nägel kaut. Und daß sie ihre Fußnägel knallrot anmalt. Es wäre ihm schon lieber gewesen, sie wäre ins Schlafzimmer gegangen.
    »Ist dir klar, Claude, daß ich dich heute zum erstenmal besuche?«
    »Ja, ich weiß«, antwortet er zu schnell.
    Kleine Pause.
    »Ich wundere mich nicht, daß Martin krank ist«, sagt Moische. »Er hat schon voriges Mal ein bißchen blaß ausgesehen.«
    »Hab' ich gar nicht bemerkt.« LaPointe fällt nichts ein. Er sieht keinen Grund, warum er Marie-Louise seinem Freund erklären sollte. Das ist nicht seine Sache. Doch … »Willst du wirklich keinen Kaffee?«
    Moische hebt abwehrend die Hände vor die Brust. »Nein, nein, danke. Ich muß ins Geschäft.« Er steht auf. »Ich bin ein bißchen mit der Arbeit im Rückstand. So schnell, wie David Arbeit für mich findet, komm' ich gar nicht mit. Also, dann bis morgen abend, Claude. Sehr angenehm, Sie kennenzulernen, Mademoiselle.« An der Tür gibt er beiden die Hand und geht.
    Noch bevor Moische die Haustür erreicht hat, sagt Marie-Louise: »Der ist ulkig.«
    »Was heißt ulkig?«
    »Ich weiß nicht. Er ist nett und höflich. Die kleine Verbeugung. Und wie er Mademoiselle zu mir gesagt hat. Und er hat einen ulkigen Akzent. Ist das ein Freund von dir?«
    LaPointe sieht vom Fenster aus zu, wie Moische die Vortreppe runtergeht. »Ja, das ist ein Freund.«
    »Schade, daß er sonntags arbeiten muß.«
    »Er ist Jude. Sonntag ist nicht sein Sabbath. Er arbeitet am Samstag nicht.«
    Marie-Louise kommt zum Fenster und betrachtet Moische, der die Straße runtergeht. »Jude ist er? Jessas. Aber er ist doch sehr nett.«
    LaPointe lacht. »Was willst du damit sagen?«
    »Ich weiß nicht. Was uns die Nonnen so über Juden erzählt haben … Weißt du, ich glaube, ich hab' noch nie einen Juden persönlich kennengelernt. Außer, daß der oder jener …«
    Sie zuckt die Achseln und geht wieder ans Gasfeuer, wo sie sich hinkniet und sich die Haare mit den Fingern bürstet, um sie zu trocknen. An der dem Feuer zugewandten Seite trocknen sie schnell und kringeln sich wieder zu dem krausen Mop.
    »Gehen wir doch irgendwohin«, sagt sie und schrubbt sich noch immer ihr Haar.
    »Langweilst du dich denn?«
    »Klar. Du nicht?«
    »Nein.«
    »Solltest dir 'n Fernseher anschaffen.«
    »Ich brauch' keinen.«
    »Paß auf, ich glaube, ich gehe allein, wenn du nicht willst.« Sie dreht den Kopf, damit die andere Seite auch trocken wird.
    »Möchtest du noch bumsen, bevor ich gehe?« Sie schrubbt sich immer noch das Haar.
    Sie merkt nicht, daß er ein paar Sekunden schweigt, bevor er endgültig nein sagt.
    »Okay. Ist ja nichts dabei. Hast ja letzte Nacht schwer gearbeitet. Weißt du, es war echt schön für mich, ich war …« Sie spricht den Satz lieber nicht zu Ende.
    »Hast dich wohl gewundert?« hakt er nach.
    »Nein, eigentlich gar nicht. Altere Männer können echt gut sein. Die kommen auch meistens nicht so schnell – du weißt, was ich meine?«
    »Jesus Christus!«
    Sie sieht ihn erschrocken und verwirrt von unten her an. »Was ist denn jetzt schon wieder mit dir?«
    »Nichts. Vergiß es.«
    Ihre Augen aber sind wütend. »Du weißt genau, es

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