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Ein Herzschlag danach

Ein Herzschlag danach

Titel: Ein Herzschlag danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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entweder schnappen oder zumindest aufhalten, was uns wiederum die Chance gibt, dich aus dem Land zu schaffen. An einen sicheren Ort, wo dir weder die Einheit noch Demos etwas anhaben können.«
    Damit hatte er meine Frage nicht nur nicht beantwortet, sondern gleich noch neue Fragen aufgeworfen. Ins Ausland? Was würde Jack dazu sagen? Und wo genau wollte er mich hinbringen? Ich konnte nicht nach London zurück, denn dort würde ein Blick ins Telefonbuch genügen, um mich aufzuspüren. Also: Wo konnte ich abtauchen? Wo auf diesem Planeten gab es einen sicheren Unterschlupf für mich?
    Ich starrte durch die Windschutzscheibe. Dann kam mir ein Gedanke und ich blickte Alex verblüfft an. Er hatte gesagt, wir erhielten eine Chance, mich aus dem Land zu schaffen. Hieß das, dass er nicht mit mir gehen würde? Das wäre doch verrückt! Allein auf mich gestellt, würde ich gerade mal zum Flughafen kommen, bis sie mich erwischten. Ich wollte ihn anflehen mitzukommen, aber als ich seine finstere Miene sah, ließ ich es lieber bleiben.
    Es war inzwischen früher Morgen; die Autouhr zeigte 03:06 Uhr. Ich wartete, bis es 03:30 Uhr war.
    »Alex«, unterbrach ich das Schweigen, »warum tust du das? Warum … hilfst du mir?«
    Im raschen Wechsel von vorbeihuschenden Scheinwerfern und tiefer Dunkelheit konnte ich seine Miene nicht deuten.
    »Was?«, fragte er, als hätte er meine Frage nicht verstanden.
    »Warum hilfst du mir?«, wiederholte ich mit bebender Stimme. Wenn er Menschen wie mich so sehr hasste, warum nahm er es dann auf sich, mich zu beschützen?
    Er jagte den Motor höher. »Hab keine andere Wahl«, sagte er. Es klang wie ein Fauchen.
    Ich versuchte die Mittelstreifen zu zählen, die so schnell an uns vorbeiflogen, dass sie zu einer weißen Linie verschmolzen. Als ob ich eine andere Wahl gehabt hätte!, dachte ich. Als ob ich mich freiwillig entschieden hätte, so zu sein. Glaubte er denn, es gefiel mir, dass er und Jack mich hassten?
    Wütend und frustriert schlug ich mit der flachen Hand auf den Türhebel. Sofort schoss Alex’ Arm herüber und presste mich in den Sitz zurück. Ich starrte ihn erschrocken an. Sein Blick war eine Mischung aus Drohung und Warnung.
    Jetzt hielt er mich also auch noch für selbstmordgefährdet. Na super. Eine Telekinesin und potenzielle Selbstmörderin. Ab-so-lut super.

18
    Als ich die Augen aufschlug, sah ich zuerst nur die Gurtschnalle direkt vor meinem Gesicht. Ich lag eingerollt und verkrümmt auf dem Sitz, mein Kopf war gegen die Autotür gesunken und meine Hand lag auf dem Türgriff, als hätte ich mich verstecken oder gar fliehen wollen.
    Ich richtete mich auf und schaute mich um. Wir fuhren nicht mehr. Der Wagen stand am Straßenrand und am Himmel zeigte sich das Farbenspiel der frühen Morgendämmerung. Weit und breit war niemand zu sehen. Ich suchte nach Hinweisen, wo wir uns befanden.
    Es schien ein Wüstenort zu sein. Die Erde war flach und ausgetrocknet. Rotbrauner Staub bedeckte die Windschutzscheibe. Vor uns erstreckte sich eine schnurgerade Straße, von der trotz der frühen Stunde schon ein leichtes Hitzeflimmern aufstieg. Durch die getönten Scheiben konnte ich zu beiden Seiten der Straße Gebäude ausmachen, darunter Lebensmittel- und Haushaltswarenläden. Ich hatte keine Ahnung, warum wir hier waren. Vermutlich hatte Alex angehalten, um ein wenig zu schlafen.
    Ich drehte mich langsam um und schaute zu ihm hinüber. Er schlief nicht, sondern starrte aus dem Fenster. Einerseits war ich erleichtert, dass er noch hier bei mir im Auto saß. Andererseits wurde mir mit einem Stich im Herzen bewusst, dass er mich nicht aus Liebe oder Freundschaft begleitete, sondern aus einem dubiosen Ehrgefühl heraus. Denn das hatte er gemeint, als er sagte, er habe keine andere Wahl gehabt. Das war sonnenklar. Und passte zu ihm.
    Ich folgte seinem Blick über die Straße. Auf der anderen Seite befand sich eine Gebrauchtwagenhandlung. Hinter einem Zaun waren ungefähr vierzig Fahrzeuge aufgereiht.
    Eine Stunde und vierzig Minuten warteten wir im Auto. Die Klimaanlage summte leise. Wir sprachen kein Wort. Ich zog die Beine auf den Sitz und legte die Arme um die Knie. Mir war kalt, aber ich war zu eingeschüchtert, um mich zu beschweren. Stattdessen zog ich mein Kleid so weit wie möglich über die Knie. Es hatte einen langen Riss bekommen, der den Blick auf meine schmutzigen, blutverkrusteten Knie freigab. Auch ein Träger war eingerissen. Das konnte ja noch peinlich werden! Mir fiel der

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