Ein Herzschlag danach
schlug sie weg und ich ließ sie hoch in die Bäume und aus der Lichtung fliegen.
Dann wirbelte Alex herum und Bill stöhnte schmerzhaft auf. Aber Ryder rammte Alex den Ellbogen in die Rippen, sodass er nach vorn kippte und die Hände auf den Brustkorb presste. Ich stieß einen schrillen Schrei aus. Und dann herrschte plötzlich Stille.
Harvey trat vor, die andere Pistole in der Hand, und drückte sie an Jacks Kopf. Mir schlug das Herz bis zum Hals.
Jack war in der Bewegung erstarrt. Alex richtete sich wieder auf und hielt die Hand gegen die Rippen. Auf seinem Gesicht spiegelte sich Erstaunen. Er schaute mich an. Demos hatte mich nicht einfrieren lassen und ich konnte immer noch denken.
»Alles okay?«, formte er mit den Lippen.
Ich nickte. Er schaute zu Jack hinüber; ich sah die Fragen in seinen Augen und sah auch die Wut, die darin aufblitzte.
Demos betrachtete Jack mit gerunzelter Stirn. Seine dunklen Augenbrauen trafen sich in der Mitte. »Du willst wohl unbedingt wissen, ob ich meine, was ich sage?« Dann wandte er sich an Bill und Harvey. »Das hier ist ein siebzehnjähriges Mädchen«, sagte er mit einer Kopfbewegung in meine Richtung. »Werdet ihr mit einer Siebzehnjährigen fertig oder nicht?«
Beide schauten belämmert drein.
»Ich hab euch doch gewarnt, dass sie stark ist«, ließ sich Suki hinter Demos hören.
»Vielleicht kann sie euch noch was beibringen«, knurrte Demos. »Passt gefälligst besser auf sie auf!« Dann wandte er sich zu mir. »Bitte zügle deine Kraft. Sonst muss ich dein Denken einfrieren.«
Eine kleine Pause trat ein, bis mir klar wurde, dass er eine Antwort erwartete. Zähneknirschend nickte ich.
»Wo waren wir stehen geblieben?«, fragte Demos. »Ah, ja, ich hatte Jack gewarnt, nichts Unüberlegtes zu tun. Das ist auf taube Ohren gestoßen, nicht wahr?« Er trat ganz nahe an Jack heran, bis er ihm direkt ins regungslose Gesicht blicken konnte. »Ich werde es noch einmal wiederholen: Mach. Keine. Dummheiten. Und versuch bloß nicht, die Einheit herbeizuholen. Das würde nämlich gar nicht gut enden.«
Ich erinnerte mich, dass Alex etwas Ähnliches gesagt hatte.
Dann hörte ich ein leises Klicken. Harvey hatte die Waffe entsichert, die er an Jacks Kopf gepresst hielt. Mühsam brachte ich mich unter Kontrolle. Wenn ich sie ihm jetzt aus der Hand schlug, konnte sie losgehen und Jack das Hirn aus dem Schädel blasen.
»Nimm die Pistole weg, Harvey, Lila dreht fast durch!«, mahnte Suki scharf.
Widerwillig tat Harvey wie geheißen. Er trat zurück, hielt die Pistole aber weiter auf Jacks Rücken gerichtet. Ich beruhigte mich etwas. Ich fragte mich, ob es wegen der Pistole war oder weil Demos irgendwie dafür gesorgt hatte. Jack hatte er immer noch nicht aus der Erstarrung befreit. Er stand wie eine verkrümmte Statue vor uns, aber seine Miene war erstaunlich friedlich.
Demos wandte sich an Suki. »Was denkt Alex?«, fragte er.
Großer Gott, was hätte ich noch vor ein paar Stunden für diese Fähigkeit gegeben! Es war Ironie des Schicksals.
»Wird er uns Alicia bringen? Oder plant er, die Einheit auf uns zu hetzen?«
Suki blieb still, während sie in Alex’ Gedanken eindrang. »Nein«, sagte sie schließlich. »Er wird nichts unternehmen, was Lila in Gefahr bringen könnte.« Sie lauschte konzentriert. »Okay, in noch größere Gefahr. Aber er weiß nicht, wie er und Jack wieder in das Camp zurückkehren können. Oder wie sie Alicia herausholen sollen. Die Sicherheitsvorrichtungen sind sehr streng. Ich …« Sie schüttelte verwirrt den Kopf. »Er ist …« Suki riss erstaunt die Augen auf. Sie flüsterte Demos etwas ins Ohr. Seine Augenbrauen hoben sich überrascht, dann warf er mir einen Blick zu.
»Das ist … interessant«, sagte er zu Alex. »Vielen Dank für die Information.«
Ich fragte mich, was um alles in der Welt Suki in Alex’ Gedanken gehört haben mochte. Aber er schien nicht wütend auf sie zu sein, im Gegenteil: Er nickte leicht.
»Amber!«, rief Demos zu den anderen hinüber, die am Rand der Lichtung standen.
Ein Mädchen hob den Kopf und eilte herbei. Zuerst sah ich nur einen roten Haarschopf, der in der Nachmittagssonne schimmerte, und ein Paar lange, schlanke Beine, die in einer engen schwarzen Lederhose steckten. Amber erzeugte ungefähr dieselbe Wirkung auf die Gruppe wie Rachel auf ihre Leute: Andächtiges Schweigen breitete sich aus.
»Amber – was empfindest du: Sagt Alex die Wahrheit?«, fragte Demos, als sie bei uns ankam.
Sie
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