Ein Herzschlag danach
er dich hintergehen würde, meine Liebe.« Demos wurde ernst. »Ihr müsst euch beeilen, die Zeit läuft.«
Wieder begannen meine Beine zu zittern. Alex schien den Blick nicht von meinem Gesicht lösen zu können.
»Ich komme zurück, ich verspreche es dir. Ich lasse nicht zu, dass dir etwas geschieht«, flüsterte er mir zu, als könnte ihn niemand hören.
Dann drückte mich Jack eng an sich. »Ich liebe dich«, flüsterte er mir ins Ohr. »Es tut mir leid. Ich bringe alles wieder in Ordnung.«
Eine Hand packte ihn am Arm und zog ihn weg – Ryder.
»Wir geben euch noch jemanden mit«, sagte Demos, drehte sich um und winkte einen Jungen herbei, den ich bis dahin gar nicht bemerkt hatte. Er trug ein Metallica-T-Shirt und eine zerschlissene Converse-Jeans. Er war sogar noch jünger als ich. Das musste Nate sein. Ich fragte mich, ob Key in der Nähe war.
»Woher kennst du Nates Namen? Wer ist Key?«, wollte Suki wissen und starrte mich neugierig an.
Alle drehten sich erstaunt zu mir um. Nate wirkte alarmiert.
Ich schaltete mein Gehirn auf Durchlauf: Lalala lalalala .
»Das hältst du nicht lange durch«, sagte Suki drohend.
Lalala lalalala.
»Oh, Demos, mach, dass sie damit aufhört!«
Lala…
Suki wirkte erleichtert.
»Key ist mein Vater«, sagte der Junge. »Er kann sich teleportieren, genau wie ich. Wahrscheinlich ist er sogar hier irgendwo in der Nähe.«
Wie auf Kommando drehten wir uns alle um und ließen die Blicke von rechts nach links über die Lichtung schweifen.
»Und warum sollte er uns verfolgen?«, fragte Demos.
»Wahrscheinlich glaubt er, dass wir Nate entführt haben und ihn gegen seinen Willen mit uns herumschleppen«, sagte Suki lachend.
»Na, dann kannst du diesem Key ausrichten, dass wir uns gut um seinen Sohn kümmern. Er ist glücklich – das sieht doch jeder.« Demos deutete auf Nate, der sich unter der allgemeinen Aufmerksamkeit vor Verlegenheit wand. »Kommen Sie heraus, kommen Sie heraus, wo immer Sie sich verstecken!«, rief Demos über die Lichtung. »Ich weiß, dass Sie sich nicht zeigen können. Aber wenn Sie mich hören können, Mr Johnson, versichere ich Ihnen, dass Ihr Sohn in guten Händen ist. Er ist aus freien Stücken hier. Wir halten ihn nicht gefangen.«
»Ach wirklich?«, fragte ich scharf. »Nur weil Sie ihn körperlich nicht gefangen halten, heißt das noch lange nicht, dass Sie sein Denken nicht manipulieren!«
Demos drehte sich zu mir um; gleichzeitig hörte ich ein leises Knurren, das aus Alex’ Richtung zu kommen schien. »Nein – ich manipuliere ihn nicht und zwinge ihn nicht. Das wäre viel zu anstrengend. Er ist bei uns, weil er hier sein möchte.«
Wieder rief er in die Leere zwischen Wald und Himmel: »Bleiben Sie in der Nähe, Key, vielleicht können Sie dann etwas beobachten, was Ihre Meinung ändert. Vielleicht wollen Sie sich uns sogar anschließen – und Lila auch. Ich kann immer einen weiteren Teleporter brauchen und …« – dabei schaute er mich an – »… auch jemanden mit telekinetischen Kräften.«
»Nur über meine Leiche«, zischte ich.
Demos wandte sich wieder an Alex und Jack. »Es ist höchste Zeit, dass ihr euch auf den Weg macht. Nehmt Alex’ Motorrad – es ist schneller als das Auto. Und denkt daran: Nate wird euch unsichtbar folgen, also versucht bloß keine faulen Tricks. Wir treffen uns in zwölf Stunden wieder.«
Er legte mir die Hände auf die Schultern. Ich kämpfte den Drang nieder, ihn abzuschütteln, und hauchte Alex ein »Geh jetzt!« zu.
Alex zögerte, öffnete die Lippen, als wollte er noch etwas sagen, aber dann packte er Jack am Ellbogen. »Los.«
Am Rand der Lichtung drehten sie sich noch einmal um und warfen mir einen letzten Blick zu, dann rannten sie in Richtung Bergstation. Ich schluckte heftig; es war, als streckte sich das innere Band, das mich mit Alex verband, bis es riss und das lose Ende quer über mein Herz peitschte.
Da stand ich nun, umgeben von den Mördern meiner Mutter, und fragte mich, ob ich Jack und Alex jemals wiedersehen würde.
Plötzlich tauchte Suki neben mir auf und legte mir den Arm um die Schultern. »Sei nicht traurig«, flüsterte sie mir zu. »Alex liebt dich. Es tut ihm leid, dass er es dir nie gesagt hat.«
24
Bei einem toten Hai hatte ich solche Augen schon einmal gesehen. Das war alles, was mir durch den Kopf schoss, als ich Demos an einem der Picknicktische gegenübersaß. Ein seltsamer Ort, um mit dem Mörder der eigenen Mutter konfrontiert zu werden.
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