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Ein Highlander zu Weihnachten

Ein Highlander zu Weihnachten

Titel: Ein Highlander zu Weihnachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Blair
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umfiel. Sein Gesicht war puterrot, und mit geballten Fäusten stieß er nur ein Wort hervor: »Nein!«

5
    Du lügst!« Hätten die Highlander eine Schlacht verloren, so hätten sie sich wie immer zurückgezogen und neu formiert, aber niemals hätten sie sich vor dem Feind wie schwanzwedelnde Schoßhunde verhalten. Und die Franzosen? Sie wären Schottland doch bestimmt zur Hilfe gekommen, hätten Truppen oder sogar eine Kriegsflotte entsandt.
    Er kam mit hastigen Schritten auf Claire zu, die aschfahl und zitternd mit dem Rücken zur Wand stand. »Sag mir alles, was du weißt, Mädchen.«
    Je mehr er wusste und bei der Rückkehr mit sich nehmen konnte, umso eher vermochte er der Schlacht die entscheidende Wendung zu geben.
    Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter und wehrte ihn mit beiden Händen ab. »So viel weiß ich gar nicht.«
    Aber er hatte die Absicht, sie so einzuschüchtern, dass sie ihm die Wahrheit sagte, und ließ ein kehliges Knurren vernehmen.
    Sie gab stotternd zur Antwort: »Der Blutzoll der jakobitischen Armee, die vorwiegend aus Highlandern bestand, war verheerend. Sie waren müde, hungrig und schlecht ausgerüstet. Bis sie in Culloden ankamen, waren sie zahlenmäßig schon weit unterlegen. Als sich während der Schlacht abzeichnete, dass ihre Sache verloren war, erklärte Prinz Charlie den Clanoberhäuptern, es wäre alles vorbei und ergriff selber die Flucht. Als Zofe verkleidet, entkam er mit der Hilfe einer Frau namens Flora MacDonald auf die Insel Skye. Er kehrte nie mehr von dort zurück und starb im Exil. Ich weiß nicht mehr, in welchem Jahr das war.«
    Der Teufel sollte ihn holen! Erst hatte er seine Untertanen zu den Waffen gerufen, und dann war er selbst geflohen, dieser feige, französische Schwächling.
    Er musste sich sehr zusammenreißen, um nicht die Fäuste in die Wand zu rammen und dann auf und davon zu rennen. Er knurrte: »Und was wurde aus denen, die er zurückließ?« Was war aus seinem Clan geworden? Den Nachbarclans?
    Claire schüttelte den Kopf. »Der englische Befehlshaber – ich habe seinen Namen vergessen – ging als ›Schlächter‹ in die Geschichte ein. Alle Highlander auf dem Schlachtfeld wurden getötet. Danach henkten oder verschleppten die Engländer viele Männer und überließen die Frauen und Kinder ihrem Schicksal. Die übrig gebliebenen Clanoberhäupter verloren ihre Befehlsmacht. In den Geschichtsbüchern heißt die Zeit nach dem Aufstand ›Die Säuberung‹.«
    »Eine verfluchte Säuberung? «
    Er malte sich aus, was die losgelassenen englischen Soldaten beim Sturm auf sein Heimatland angerichtet hatten, Mord, Notzucht, Plünderei, und ein nie gekannter Zorn loderte in seinem Inneren auf und verwandelte sein Blut in geschmolzenes Erz. Seine Fäuste fuhren in die Wand, sodass die Fenster klapperten, und schlugen Löcher in den Putz und die leichten Holzlatten darunter. Claire kreischte zwischen seinen ausgestreckten Armen.
    Herr im Himmel.
    Die Tränen schnürten ihm die Kehle zu, stiegen ihm in die Augen. In seinen Ohren brauste das Blut. Er trat zurück und rang nach Atem.
    Dann verließ er das Wohnzimmer, und Claire lief hinter ihm her. »Wo gehen Sie hin?«
    »Raus.«
    Einerlei wohin. Er brauchte Luft, er musste irgendwo in Ruhe nachdenken, Atem schöpfen.
    »Ziehen Sie wenigstens die hier an.« Claire hielt die seltsamen Stiefel in der Hand. »Hier. Bitte! Sie holen sich sonst den Tod.«
    Er packte die Stiefel und riss die Tür auf. Auf der halben Treppe nach unten begegnete er der besorgt aussehenden Mrs Grouse.
    Ohne den Schritt zu verlangsamen, zeigte er mit einer ruckhaften Kopfbewegung in Richtung von Claires Wohnung. »Sie ist unversehrt.«
    Mrs Grouse drückte sich mit dem Rücken an die Wand. Als er an ihr vorbeistürmte, beäugte sie ihn voller Argwohn.
    Zwei Stunden später saß Cameron auf einer langen Mole und starrte auf Schiffe, die er sich nie hätte träumen lassen. Ohne die Hilfe von Segeln machten sie Fahrt durch den aufgewühlten grauen Meeresarm vor ihm. Turmhohe Schiffe aus Eisen, mit kaum einem Mann Besatzung und nur von ein paar kreisenden Möwen begleitet.
    Er duckte sich vor dem beißenden Wind und zog den Mantel enger um sich. Gefunden hatte er ihn in einem Haufen von Kleidungsstücken auf dem Fußboden von Claires Lagerraum. Gelegentlich wischte er sich eine Träne aus dem Gesicht.
    Er befand sich wirklich im Jahr 2007, wie Claire behauptet hatte. Denn alles um ihn herum war so absonderlich, dass es nicht einfach nur

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