Ein Highlander zu Weihnachten
Cameron MacLeod von Rubha, warum stehst du hier halb nackt herum und siehst aus, als wärst du einer Inszenierung von Macbeth entsprungen?«
Macbeth? Camerons Blicke schossen nach links und rechts. Er sah nichts, außer einer einsamen Seemöwe auf einem Pfahl. Der Mann wollte ihn mit Shakespeare zum Besten halten. Keine gute Idee angesichts seiner gegenwärtigen Gemütsverfassung. »Lasst mich in Frieden, und ich werde gehen.«
»Hände über den Kopf!«, befahl ihm der Lange und richtete die schwarze Schachtel auf Camerons Brust.
Wenn sie unbedingt wollten … Cameron hob die Arme mit angewinkelten Ellbogen und umschloss mit der Rechten das Heft seines Schwertes. Der stämmige Mann – der jetzt etwas hielt, das wie eine Pistole aussah – rief: »Messer! Linker Arm!«
Jesusmaria! Er hatte blankgezogen, und Metall schlug auf seine Brust. Was …?
Ein heißer und bösartiger Schmerz fuhr wie ein Riss durch seinen Körper und seine Glieder. Aus unerfindlichen Gründen gaben seine Knie nach, und alles um ihn herum wurde schwarz. Er vernahm noch das eindeutige Klirren von Metall auf Stein. Er hatte sein Schwert fallen lassen. Seit Kindestagen war ihm das nicht mehr passiert.
6
Na komm schon, Dornröschen, beweg dich!«
Jemand packte Camerons Arm, und Schmerz schoss über seine ganze Brust. Er öffnete die Augen und stellte fest, dass er rücklings auf einer Pritsche in einer kleinen, fremd aussehenden Kammer lag. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?
»Komm schon, hab ich gesagt.«
Der Ton des Mannes gefiel Cameron nicht, und er versuchte, mit der Faust nach ihm zu schlagen. Da bemerkte er, dass sie ihm die Hände auf den Rücken gefesselt hatten. Das Blut schoss ihm in die steif gewordenen Muskeln, und Entsetzen überfiel ihn.
Der Mann zerrte ihn rückwärts aus der Kutsche. Als seine Füße den Boden berührten, blickte Cameron um sich und erkannte die beiden Männer, die ihn im Hafen zum Kampf gefordert und die schmerzhaften Metallpfeile auf seine Brust abgefeuert hatten. Der Kurze ergriff ihn am linken, der Lange am rechten Arm.
»Komm schon, Macbeth. So schlimm war der kleine Elektroschock nun auch wieder nicht.«
Er hatte nicht vor, sich von irgendwem irgendwohin zerren zu lassen, am allerwenigsten von denjenigen, die ihn so leichthin entwaffnet hatten. Cameron ließ sich nach hinten fallen, trat aus und traf den laut fluchenden Kurzen im Gesicht.
Seine Genugtuung über diesen Treffer dauerte jedoch nur kurz, denn etwas Dickes, Hartes schlug ihm in die Rippen. Ehe er wieder zu Atem oder auch nur auf die Füße gekommen war, traf ihn ein weiterer Schlag in den Leib, und er wurde zu einem hilflosen Bündel zusammengestaucht. Man rammte ihm ein Knie in den Rücken, starke Hände packten seine Haare und zwangen sein Gesicht mit der rechten Seite auf das raue Pflaster. Dann fühlte er einen Pistolenlauf an der Schläfe.
»Eine Bewegung, und ich puste dein Hirn über den ganzen Fußweg, kapiert?«
Cameron bezweifelte nicht, dass er das tun würde. Immerhin hatte er seinem Freund die Nase ganz schön breit getreten. Er gab seinen Widerstand auf.
»Leg ihm die Fußfesseln an!« rief der Kurze, der immer noch auf dem Rücken lag.
Sobald sie ihm Handschellen und Fußfesseln angelegt hatten, zerrten sie ihn auf die Beine, nahmen ihn in ihre Mitte und stapften mit ihm einige eisglatte Stufen hinauf in ein rotes Backsteinhaus.
Cameron blinzelte in das grelle Licht der Hängelampen in dem überheizten Gebäude. Er wurde an einem offenen Fenster vorbei in einen Saal geführt, in dem man ihn zu einem Stuhl schubste.
Der Kurze entfernte sich. Der Lange befahl: »Hinsetzen!«
Da er keine Wahl hatte, setzte Cameron sich.
Der Lange wand sich aus seinem Mantel, warf ihn über eine Stuhllehne und setzte sich hin. Dann sagte er: »Name?«
Cameron hörte Glockenläuten und blickte verwundert um sich. Dann sagte er: »MacLeod. Sir Cameron MacLeod.«
Der Mann klopfte mit den Fingern auf ein schwarz glänzendes Brett voller knopfförmiger Tasten, welches Claire MacGregors ähnelte. »Anschrift.«
Jemand schrie, und Cameron sah sich über die Schulter um. Ein anderer Uniformierter schleppte einen schmächtigen Mann herein, dessen Haut die Farbe von angesengtem Holz hatte. Cameron hatte schon gehört, dass es solche dunkelhäutigen Menschen gäbe, hatte aber noch nie einen von ihnen gesehen und folgte den ruckenden Bewegungen des Mannes durch den Raum bis vor einen anderen Tisch aufmerksam. Nach ihm kamen zwei Frauen
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