Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Himmel voller Sterne

Ein Himmel voller Sterne

Titel: Ein Himmel voller Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Darius
Vom Netzwerk:
konzentriert, und nur am letzten Abend ließ sie sich dazu überreden, mit der Crew einen Abschiedsdrink zu nehmen.
    Sie gingen in ein kleines Lokal am Fluss, tranken trockenen Weißwein, aßen Flusskrebse und Salat, Ardennenschinken und überbackene Artischocken, später denn delikaten Käse, von dem der Wirt stolz sagte, den würde sein Bruder in den Pyrenäen selbst herstellen.
    „Ein Galadinner der besonderen Art“, lächelte Annette Berger. Die Chefeinkäuferin und Direktrice von KORY-Moden saß neben Bettina und nahm mit Genuss noch einmal von der Käseplatte. „Ein Glück, dass ich nicht allzu streng auf meine Figur achten muss.“
    „Du hast Idealmaße.“
    Annette lachte. „Wenn man mal davon absieht, dass ich mit meiner Größe 40 in den Augen jedes Designers dick bin.“
    „Du bist perfekt. Ich glaube, das sieht der nette Typ am Nebentisch auch so. Er lässt dich nicht aus den Augen.“
    „Ach was.“ Annette winkte ab, doch ein flüchtiges Rot überzog ihr Gesicht. Der gut aussehende Mann, der am Nebentisch saß und eben genussvoll einen alten Calvados trank, lächelte ihr zu und hob leicht sein Glas. Er war etwa in ihrem Alter, also etwas über vierzig. Das volle Haar war an den Schläfen schon silbrig. Jedenfalls schimmerte es so im Licht der alten Zinnlaternen, die neben jedem Tisch aufgestellt waren.
    „Ich geh jetzt heim.“ Bettina wollte schon nach der Bedienung winken, als Annette sie zurückhielt.
    „Warte noch … es ist doch noch viel zu früh. Wir haben einen so guten Job gemacht, ich würde dich gern wieder buchen.“
    „Da wird dein Chef sicher nicht mit einverstanden sein – beziehungsweise seine Freundin.“
    „Ach was!“ Annette winkte ab. „Elaine ist eine Eintagsfliege. Wie viele vor ihr. Sie bildet sich wer weiß was ein, aber Karsten ist viel zu klug, um auf sie reinzufallen.“
    „Das sah aber eben ganz anders aus.“
    Annette lachte leise. „Du weißt doch, wie Männer sind.“
    „Ja.“
    „Na also. Ich für meinen Teil hab daraus die Konsequenzen gezogen.“
    „Das klingt schon fast zynisch.“
    „Ach was. Nur abgeklärt. Ich bin schließlich alt genug, um meine Erfahrungen gemacht – und um daraus gelernt zu haben.“
    In dem Moment kamen zwei Musiker auf sie zu. Sie beherrschten ihr Akkordeon und das Saxophon perfekt. Erst spielten sie alte französische Chansons, dann, als sie merkten, dass sich immer mehr Zuhörer einfanden, Tanzmusik und bekannte Filmmusiken.
    „O nein, das nicht auch noch!“ Annette verdrehte leicht die Augen, als sie ‚As time goes by’ intonierten. „Zuviel Kitsch ist ungesund.“
    „Sind Sie nicht romantisch? Schade. Ich hätte so gern mit Ihnen getanzt.“ Der Mann vom Nachbartisch stand schon vor ihr und verbeugte sich leicht.
    „Ich … nein, ich …“ Annette schüttelte kurz den Kopf. „Ach was, warum nicht!“ Ihr Lächeln ließ sie einfach wunderschön aussehen, fand Bettina, und sie bedauerte, ihre Kamera schon eingepackt zu haben.
    „Sie sind auch aus Deutschland, hab ich gehört. Sie haben hier in Paris geschäftlich zu tun gehabt, ja?“ Er hielt Annette nur ganz leicht, doch sie fühlte jeden Zentimeter seiner Haut auf der Ihren.
    „Wir haben Modeaufnahmen gemacht. Für eine deutsche Firma, ganz recht. Und Sie? Sind Sie auch beruflich hier?“
    „Nein, ich hab mir ein langes Wochenende in Paris gegönnt. Mal wieder in den kleinen Galerien stöbern, versuchen, nicht allzu lange am Louvre anstehen zu müssen, ein bisschen flanieren, gut essen und trinken … und sympathische Bekanntschaften machen.“ Beim Lächeln entstanden kleine Fältchen um seine rauchgrauen Augen.
    „Und – das ist Ihnen gelungen?“
    „Die kurze Warteschlange am Louvre-Eingang hab ich natürlich nicht gehabt, aber alles andere … Vor allem hab ich eine sehr interessante Bekanntschaft gemacht. Trinken Sie noch eine Flasche mit mir? Hier gibt es einen exzellenten Bordeaux.“
    „Danke, aber ich hab wirklich genug. Der Tag war anstrengend, morgen fahren wir schon früh zurück …“
    „Wohin?“
    „Nach Hamburg.“
    Die Lachfalten vertieften sich. „Da lebe ich auch. So ein Glücksfall!“
    Annette fand, dass er ziemlich selbstherrlich war. Wie kam er dazu, anzunehmen, sie würden sich in Hamburg wiedersehen?
    „Die Stadt ist groß. Und was immer Sie tun – wenn Sie so eingespannt sind wie ich, haben Sie sicher nicht viel Zeit.“
    „Man muss sie sich für die schönen Dinge nehmen. Sonst geht das Leben an einem vorbei. Finden Sie

Weitere Kostenlose Bücher