Ein Himmel voller Sterne
hingegen hatte Mühe, die gute Laune, die er auf einmal so demonstrativ zur Schau stellte, auch noch länger beizubehalten. Elaines Hiersein passte ihm absolut nicht! Na ja, eigentlich schon, denn so konnte er dieser arroganten Fotografin zeigen, dass er keineswegs drauf aus war, ihr Interesse zu erringen.
Elaine allerdings nervte heute. So empfand er es zumindest. Aber solange sie sich am Set aufhielten, machte er gute Miene zum bösen Spiel. Vor allem, als sie vorschlug, auch ein paar der KORY-Modelle anzuziehen.
„Das ist doch gar nicht deine Preisklasse“, wandte er ein. „Und du weißt, dass ich deine Honorare nicht zahle.“
„Kein Problem, mein Katerchen, das tu ich doch alles aus Liebe!“
„Also dann – Bettina, würde Sie noch ein paar Aufnahmen mit Elaine machen? Sie muss nur noch schnell in die Maske.“
Nur noch schnell … es dauerte fast eine Stunde, bis das Top-Model fertig war. Die Sonne stand schon viel zu tief, Bettina musste mit allen Tricks arbeiten. Es herrschte angespannte Stimmung am Set, zumal Elaine sich nicht gerade kooperativ zeigte.
„Du solltest besser aufpassen“, fauchte sie ein junge Mädchen an, das gerade noch einmal eine Falte am Kleid glätten wollte.
Und auch Bettina musste sich ein paar Unfreundlichkeiten anhören. Was sie allerdings nicht gewillt war hinzunehmen.
„Sie müssen nicht mit mir arbeiten“, erklärte sie, nachdem Elaine sie zum zweiten Mal angefaucht hatte. „Wenn Ihnen meine Arbeitsweise nicht passt …“
„Sie riskieren Ihren Job!“
„Elaine, bitte …“ Karsten, der aufmerksam geworden war, versuchte zu vermitteln.
„Das hab ich nun wirklich nicht nötig! So eine Provinz-Fotografin will mir sagen, wie ich mich bewegen soll …“ Elaines Augen schossen Blitze.
„Wir machen Schluss für heute!“ Bettina begann ihre Fotoausrüstung zusammenzupacken.
„Aber ich … das kommt nicht in Frage! Wir haben gerade mal eine Strecke im Kasten!“, begehrte Elaine auf.
„Ich denke, dass Sie es vorziehen, mit besseren Fotografen als mir zu arbeiten. Also will ich Ihnen meine primitive Arbeitsweise nicht länger zumuten.“ Bettina drehte sich um. „Renate, du packst alles ein, ja? Ich gehe schon mal vor zum Hotel.“
„Das ist eine Unverschämtheit! Karsten, du musst …“
„Lass sie“, meinte der Mann. „Wir wollen gehen. Hast du Lust, die neue Bar am Montmartre zu besuchen, die angeblich Gerard Depardieu gehört? Lagerfeld soll da hin und wieder verkehren.“ Das war eine glatte Lüge, aber wie erwartet, sprang Elaine sofort darauf an.
An diesem Abend war sie einfach bezaubernd. Charmant, geistreich plaudernd – und wunderschön in ihrem schwarzen kurzen Kleid und dem Spitzenjäckchen, das ein wenig an die Mode der Sechziger erinnerte. „Topaktuell“, verkündete Elaine. „Hast du das auch schon im Programm?“
„In nicht ganz so exklusivem Material, ja. Direkt aus Mailand.“
„Stimmt. Da hab ich es auch her.“ Sie schob den Arm um seinen Nacken. „Aber jetzt Schluss mit den Geschäften. Ich möchte tanzen …“
In dieser Nacht dachte Karsten nicht ein einziges Mal mehr an Bettina. Elaine verstand es geschickt, ihn abzulenken. Sie blieben bis zum Morgengrauen auf, zogen von einer Bar zur anderen, amüsierten sich im legendären Moulin Rouge und beendeten ihren Streifzug durchs Pariser Nachtleben in der Hotelbar.
„Nur noch einen Absacker“, lachte Elaine, „dann kannst du mich aufs Zimmer bringen.“ Sie beugte sich zu Karsten vor, küsste ihn sacht hinters Ohr. „Ich bin aber noch gar nicht müde …“
Nein, müde war er auch nicht. Im Gegenteil, all seine Sinne waren aufgeputscht, der Champagner, von dem er viel zu viel getrunken hatte, kreiste in seinem Blut ebenso wie die Vorstellung, die schöne Elaine bald ganz zu besitzen.
Vor ihrer Zimmertür gab er ihr einen Kuss. „Schlaf schön.“
Sie sah ihn sekundenlang konsterniert an, dann lachte sie auf. „Du hast mich wirklich für einen Moment irritiert. Schlaf schön … willst du mich wirklich schlafen schicken?“ Ihre Hand glitt unter sein Jackett.
Karsten ersparte sich eine Antwort, stattdessen hob er Elaine hoch, trat mit dem Fuß die Tür ganz auf und warf sie ebenso wieder zu. Und dann bewies er dem schönen Model, wie wach er noch war …
+ + +
Paris hatte von einer Stunde zur anderen seinen Glanz verloren. So gern Bettina sich sonst auch in der Stadt an der Seine aufhielt – diesmal hatte sie keine Lust, das Hotel zu verlassen. Sie arbeitete
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