Ein Hologramm für den König
Dubai sein. Welche Frauen wollen denn hierherkommen? Keine zieht freiwillig nach Saudi-Arabien, auch wenn es rosa Eigentumswohnungen am Meer gibt.
– Die Frau auf der Reklametafel scheint einen Schritt weiter zu sein, sagte Alan.
Yousef seufzte. – Das ist der Gedanke, sagen sie. Das heißt, sie sagen es nicht, aber sie deuten an, dass die Frauen in KAEC mehr Freiheiten haben werden. Dass sie einen ungezwungeneren Umgang mit Männern haben können und Auto fahren dürfen. So was eben.
– Und ist das nicht gut?
– Wenn es passiert, vielleicht. Aber es wird nicht passieren. Es hätte durchaus mal passieren können, aber es ist kein Geld mehr da. Emaar ist angeschlagen. Dubai steht vor dem Bankrott. Alles wurde überbewertet, und jetzt sind sie pleite. Sie haben Schulden auf dem ganzen Planeten, und jetzt ist KAEC tot. Alles ist tot. Sie werden schon sehen. Haben Sie noch irgendwelche Witze auf Lager?
Alan war beunruhigt, versuchte aber, Yousefs Einschätzung nicht zu ernst zu nehmen. Er wusste, es gab Nörgler in Saudi-Arabien und anderswo. Emaar, das globale Bauunternehmen, das viele Projekte in Dubai verwirklicht hatte, steckte in Schwierigkeiten, Opfer der Blase, und jeder wusste, dass KAEC ohne König Abdullahs persönliches Engagement und Privatvermögen in Schwierigkeiten wäre. Aber natürlich würde der König sein Geld hineinstecken. Natürlich würde er dafür sorgen, dass es mit KAEC weiterging. Das Projekt trug schließlich seinen Namen. Es war sein Vermächtnis. König Abdullah wäre zu stolz, um das Ganze scheitern zu lassen. Alan trug Yousef all diese Argumente vor, auch weil er sich selbst überzeugen wollte.
– Aber was, wenn er stirbt?, fragte Yousef. Er ist fünfundachtzig. Was dann?
Alan hatte keine Antwort. Er wollte glauben, dass so etwas möglich war, eine Stadt, die sich aus Staub erhob. Die architektonischen Entwürfe, die er gesehen hatte, waren überwältigend. Schimmernde Türme, von Bäumen gesäumte öffentliche Plätze und Promenaden, eine Reihe von Kanälen, die es Pendlern ermöglichten, fast überall per Boot hinzukommen. Die Stadt war futuristisch und romantisch, aber auch praktisch. Sie ließe sich mit vorhandener Technologie und sehr viel Geld verwirklichen, aber eben Geld, das Abdullah zweifellos hatte. Wieso er das Geld nicht einfach selbst bereitstellte, ohne Emaar, war ein Rätsel. Der Mann hatte genug Geld, um die Stadt über Nacht aus dem Boden zu stampfen – also wieso tat er das nicht? Manchmal musste ein König ein König sein.
Die Ausfahrt vor ihnen hieß King Abdullah Economic City. Yousef blickte Alan an, zog die Augenbrauen gespielt dramatisch hoch.
– Da wären wir. Mit Volldampf voraus!
Sie nahmen die Ausfahrt und fuhren Richtung Meer.
– Sind Sie sicher, dass wir hier richtig sind?, fragte Alan.
– Wir fahren dahin, wo Sie hinwollen, sagte Yousef.
Alan sah keine Spur von einer zukünftigen Stadt.
– Was immer es ist, es ist da, sagte Yousef und deutete nach vorn. Die Straße war neu, aber sie führte durch absolut nichts. Sie fuhren eine Meile, bis sie zu einem schlichten Tor kamen, ein Paar Steinbögen über der Straße, überdacht von einer großen Kuppel. Es sah aus, als hätte jemand eine Straße durch unnachgiebige Wüste gebaut und dann irgendwo in der Mitte ein Tor errichtet, um das Ende von etwas und den Beginn von etwas anderem anzudeuten. Es war hoffnungsvoll, aber nicht überzeugend.
Yousef hielt an und kurbelte sein Fenster herunter. Zwei Wachleute in blauen Kampfanzügen, Gewehre locker über die Schulter gehängt, näherten sich vorsichtig und umkreisten den Wagen. Sie waren offenbar verblüfft, jemanden zu sehen, erst recht zwei Männer in einem dreißig Jahre alten Chevy.
Yousef sprach mit ihnen, deutete mit einer Kinnbewegung nach rechts auf seinen Fahrgast. Die Wachleute beugten sich tiefer, um den Amerikaner auf dem Beifahrersitz zu sehen. Alan lächelte professionell. Einer der Wachleute sagte etwas zu Yousef, und Yousef wandte sich Alan zu.
– Ihr Ausweis.
Alan reichte ihm seinen Reisepass. Der Wachmann verschwand in seinem Büro. Er kam zurück und gab Yousef den Pass zurück und winkte sie durch.
Hinter dem Checkpoint teilte sich die Straße in zwei getrennte Fahrspuren. Der Mittelstreifen war bedeckt mit Gras, verbrannt und welk, notdürftig am Leben gehalten von zwei Männern in roten Overalls, die es mit einem Gartenschlauch wässerten.
– Ich schätze mal, die beiden sind nicht in der Gewerkschaft, sagte
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