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Ein Hologramm für den König

Ein Hologramm für den König

Titel: Ein Hologramm für den König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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Alan.
    Yousef lächelte grimmig. – Ich hab neulich einen Mann im Laden von meinem Dad gehört. Er hat gesagt: »Wir haben hier keine Gewerkschaften. Wir haben Filipinos.«
    Sie fuhren weiter. Eine Reihe Palmen begann auf dem Mittelstreifengras, allesamt neu gepflanzt, manche noch eingepackt in Sackleinen. Alle zehn Bäume oder so waren an Lampenpfosten Banner befestigt, mit Bildern, wie die Stadt einmal aussehen würde, wenn sie fertig war. Auf einem stieg ein Mann in einem Thawb gerade von einer Jacht, in der Hand eine Aktentasche, und wurde von zwei Männern begrüßt, die schwarze Anzüge und Sonnenbrillen trugen. Auf einem anderen schwang ein Mann einen Golfschläger im Morgengrauen, neben ihm ein Caddy – vermutlich wieder ein Südostasiat. Ein retuschierter Entwurf zeigte ein fantastisches Stadion. Auf einem Luftbild war ein Strand mit Ferienanlagen gesäumt. Auf einem Foto half eine Frau ihrem Sohn, einen Laptop zu benutzen. Sie trug einen Hidschab, war aber ansonsten westlich gekleidet, von Kopf bis Fuß lavendelfarben.
    – Wieso würden sie mit solchen Freiheiten werben, wenn das nicht ehrlich gemeint wäre?, fragte Alan. Das Risiko, dass Abdullah damit die Konservativen verärgert, ist ziemlich groß.
    Yousef zuckte die Achseln.
    – Wer weiß? So etwas beeindruckt Typen wie Sie, also funktioniert es vielleicht.
    Die Fahrspuren vereinten sich wieder, und die Straße durchschnitt Wüste ohne Struktur oder Form. Alle fünf, sechs Meter standen Straßenlampen, aber ansonsten gab es gar nichts, das Ganze wirkte wie ein kürzlich abgebrochenes Projekt auf dem Mond.
    Sie fuhren eine weitere Meile Richtung Meer, bis die Bäume wieder auftauchten. Grüppchen von Arbeitern, ein paar mit Helmen, ein paar mit Tüchern auf dem Kopf, kauerten unter den Palmen. Weiter vorne endete die Straße ein paar Hundert Meter vom Wasser entfernt, wo eine Handvoll Gebäude standen, die aussahen wie alte Grabsteine.
    – Das ist es, im Großen und Ganzen, sagte Yousef.
    Der Wüstenwind war stark, und der Staub kam über die Straße wie Nebel. Trotzdem fegten zwei Männer die Straße.
    Yousef zeigte auf sie und lachte. – Dahin geht das Geld. Die fegen Sand in der Wüste.

VI.
    DIE GESAMTE NEUE STADT bestand bislang aus drei Gebäuden: ein pastellrosa Apartmenthaus, das mehr oder weniger fertig war, aber leer wirkte; ein zweistöckiges Empfangszentrum, umgeben von Springbrunnen, von denen die meisten trocken waren; und ein gläsernes Bürogebäude, etwa zehn Stockwerke hoch, gedrungen und quadratisch und schwarz. Auf einem Schild an der Fassade stand 7/24/60.
    Yousef sagte abschätzig: Das heißt, sie haben jeden Tag, jede Stunde, jede Minute offen. Was ich bezweifele.
    Sie parkten vor dem niedrigen Empfangszentrum, das sich nah am Strand befand. Es war mit allerlei kleinen Kuppeln und Minaretten geschmückt. Sie stiegen aus dem Wagen in die brütende Hitze. Es war 43 Grad.
    – Wollen Sie mitkommen?, fragte Alan.
    Yousef stand vor dem Gebäude, als würde er überlegen, ob irgendetwas da drin seine Zeit wert wäre.
    – Setzen Sie’s mir auf die Rechnung, sagte Alan.
    Yousef zuckte die Achseln. – Könnte lustig werden.
    Die Türen öffneten sich nach außen, automatisch, und ein Mann in einem strahlend weißen Thawb kam heraus.
    – Mr Clay! Wir haben Sie erwartet. Ich bin Sajed.
    Sein Gesicht war schmal, sein Schnurrbart breit. Er hatte kleine, lachende Augen.
    – Tut mir leid, dass Sie den Shuttle verpasst haben, sagte er. Wie ich höre, hatte das Hotel Mühe, Sie zu wecken.
    – Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe, sagte Alan mit ruhigem Blick.
    Sajed lächelte warmherzig. – Der König kommt heute nicht, somit ist Ihre Verspätung nicht weiter schlimm. Möchten Sie hereinkommen?
    Sie betraten das Gebäude, das dunkel und kühl war.
    Alan sah sich um. – Ist das Reliant-Team hier irgendwo oder …
    – Im Präsentationsbereich, sagte Sajed und deutete vage Richtung Strand. Er hatte einen britischen Akzent. Alle diese hochrangigen Funktionäre im Königreich, so war Alan erzählt worden, hatten Eliteunis in den Vereinigten Staaten und Großbritannien besucht. Bei diesem Typen tippte Alan auf St Andrews.
    – Aber ich dachte, ich führe Sie vorher herum, sagte Sajed. Ist das in Ihrem Sinne?
    Alan fand, dass er sich wenigstens beim Team melden sollte, sagte das aber nicht. Die Führung war sicher unbedenklich und wahrscheinlich rasch vorüber.
    – Klar. Also los.
    – Ausgezeichnet. Etwas Saft?
    Alan nickte. Sajed

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