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Ein Hologramm für den König

Ein Hologramm für den König

Titel: Ein Hologramm für den König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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wäre mit Sicherheit tot. Sie hat sie rechtzeitig gelöscht. Er hat die Telefongesellschaft angerufen, um an sie ranzukommen. Es war lächerlich.
    Alan war entsetzt. Sein Wissen über das saudische Rechtssystem mochte ja lückenhaft sein, aber dennoch, das erschien ihm ungeheuer riskant, gemessen an dem geringen möglichen Gewinn.
    – Sie bringt sich also richtig in Lebensgefahr für diese SMS, stimmt’s? Würde die Regierung sie nicht steinigen lassen oder so?
    Yousef warf ihm einen Blick zu. – Wir steinigen hier keine Leute, Alan.
    – Entschuldigung, sagte Alan.
    – Wir köpfen sie, sagte Yousef und lachte dann, den Mund voller Reis. Aber nicht so oft. Wie auch immer. Sie hat jetzt ein anderes Handy. Sie hat zwei – eins für normale Anrufe, die er kontrollieren kann, und eins, das sie für mich benutzt.
    – Alle verheirateten Frauen, erklärte Yousef, haben ein zweites Handy. Es ist ein dickes Geschäft in Saudi-Arabien.
    Das ganze Land funktionierte anscheinend auf zwei Ebenen, der offiziellen und der tatsächlichen.
    – Sie hat viel Freizeit. Sie hat indonesisches Personal für die Hausarbeit und hat daher nichts anderes zu tun als shoppen und fernsehen. Sie verplempert ihr Leben. »Du bist die Liebe meines Lebens«, hat sie mir letzte Woche geschrieben. Ich weiß nicht, wo sie den Ausdruck herhat. Deshalb will ihr Mann mich tot sehen, und damit lebe ich. Ich weiß aber nicht, wie ernst das ist. Manchmal wache ich nachts auf und denke, dass er mich wirklich umbringen wird, irgendwann. Und an anderen Tagen lache ich drüber. Keine besonders gute Situation.
    Und plötzlich regten sich in Alan väterliche Gefühle für Yousef. Er konnte nicht anders. Dieses ganze Problem mit dem Ehemann kam ihm irgendwie recht einfach vor. Ein einfaches Problem mit einer einfachen Lösung.
    – Sie müssen mit ihm reden.
    – Was? Nein. Yousef schüttelte den Kopf und schob sich noch ein Stück Fisch in den Mund.
    – Gehen Sie zu ihm, fuhr Alan fort, und schauen Sie ihm in die Augen und sagen Sie ihm, dass Sie nie irgendwas mit seiner Frau gemacht haben. Das haben Sie doch nicht, oder?
    – Nein. Nichts. Nicht mal, als wir zusammen waren.
    – Und genau das sagen Sie ihm, und dann weiß er, dass Sie die Wahrheit sagen. Weil Sie ihm in die Augen schauen. Ansonsten wären Sie ja wohl kaum bereit, mit ihm von Angesicht zu Angesicht zu sprechen, stimmt’s? Wenn Sie wirklich mit seiner Frau ins Bett gingen, würden Sie sich doch niemals mit ihm treffen.
    Jetzt nickte Yousef. – Das ist nicht schlecht. Das ist … Das ist eine Idee. Die Idee gefällt mir. Aber ich weiß nicht, ob er noch vernünftig denkt. Er könnte inzwischen verrückt geworden sein. Diese Nachrichten, die er mir auf die Mailbox spricht, sind nicht von einem vernünftig denkenden Menschen.
    – Das ist der richtige Weg, sagte Alan. Ich hab schon einige Jährchen auf dem Buckel, und ich hab allerhand Erfahrung in solchen Dingen. Das wird die Sache aus der Welt schaffen.
    Yousef blickte Alan an, als würde der etwas sehr Wahres und Sinnvolles sagen. Als wäre Alan jemand, der in seinen vielen Jahren tatsächlich Weisheit erworben hatte. Alan war nicht sicher, ob das, was er hatte, Weisheit war. Was er hatte, war das Gefühl, dass wenige Dinge wirklich wichtig waren. Dass wenige Menschen zu fürchten sind. Daher ging er derartige Situationen inzwischen mit einem Gefühl erschöpfter Entschlossenheit und ohne Umschweife an. Außer bei Ruby, die er fast immer mied. Alan hielt es für klüger, Yousef nicht zu erzählen, dass er in Liebesdingen recht ungeschickt gewesen war und jetzt solo war und allein lebte. Dass er seit Jahren, seit zu vielen Jahren, keine Frau mehr auf bedeutsame Art und Weise berührt hatte. Er hielt es für klüger, Yousef in dem Glauben zu lassen, dass er jetzt und schon immer ein erfolgreicher Mann in den sexgetränkten Großstädten Amerikas war. Ein Siegertyp mit großer Begierde und unbegrenzten Möglichkeiten.

XVII.
    ALS SIE SCHLIESSLICH VOR ORT ANKAMEN, war es Mittag. Yousef setzte ihn in der Sackgasse unweit des Zeltes ab.
    – Ich denke, ich sehe Sie wieder, sagte Yousef.
    – Durchaus wahrscheinlich.
    Alan drehte sich um, und Yousef schnappte nach Luft.
    – Alan. Ihr Nacken.
    Alan griff nach hinten, vergaß vorübergehend seine Selbst- OP . Seine Finger berührten einen nassen, blutigen Schmier.
    Yousef kam näher. – Was ist das?
    Alan wusste nicht, wo er anfangen sollte. – Ich hab Schorf abgepult. Ist es schlimm?
    – Es

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