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Ein Hologramm für den König

Ein Hologramm für den König

Titel: Ein Hologramm für den König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Eggers
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Oder eher so, als hätte eine Ratte ihn angenagt, eine Ratte, die ein Loch in Alans Rücken graben wollte. Eine schwache Erinnerung dämmerte in ihm auf: Hatte er die Geschwulst im Nacken mit einem Messer aufgeschnitten? War das möglich? Und schon wieder tobte der Kampf zwischen dem verantwortungsbewussten Ich von heute Morgen, das für sündhaft viel Geld einen Fahrer engagierte, der ihn zur Erledigung seiner Arbeit in der zukünftigen Wüstenstadt am Meer brachte, und dem Ich, das sich im Hotelzimmer die Kante gab, Phantomtumore anstach, gegen Türen trat und unverschickbare Briefe schrieb. Welches von den Ichs war verzichtbar? Das war die ewige Frage.
    Alan suchte im Badezimmer nach irgendwas Pflasterähnlichem oder etwas zum Desinfizieren. Er fand nichts. Er knöpfte das Hemd zu und hoffte, keiner würde sehen, was er getan hatte.
    Er ging nach unten. Er setzte sich ins Atrium, bestellte Kaffee. An der Rezeption war eine elektronische Anzeige mit einer Ankündigung der Veranstaltungen, die an dem Tag im Hotel stattfanden.
    neue wege in die zukunft: Medina-Raum
    arabische Handelsartikel: Zwischengeschoss
    grundlagen des bankgeschäfts: Hilton-Saal
    schritte zum erfolg, teil i: 10.00 Uhr
    schritte zum erfolg, teil ii: 11.00 Uhr.
    Gegen Mittag könnte er erfolgreich sein, hier im Hilton. Warum nur fuhr er dann zu dem Zelt am Meer?
    Alan trank gerade seinen ersten Schluck Kaffee, als Yousef kam.
    – Alan.
    Alan versuchte zu lächeln. – Hallo, sagte er.
    – Sie sehen schlechter aus, als ich erwartet hatte. Was ist passiert?
    – Hab bloß zu viel … Alan bremste sich. So freundschaftlich sie auch miteinander umgingen, er wusste nicht, wie Yousef zum Thema Alkohol stand.
    – Bloß der Jetlag. Macht mich diesmal richtig fertig.
    Yousef grinste. – Ich war in Alabama auf dem College. Ich weiß, wie jemand aussieht, der verkatert ist. Wo haben Sie den Alkohol her?
    – Das möchte ich lieber nicht sagen.
    Yousef lachte. – Sie möchten es lieber nicht sagen? Was denn, denken Sie etwa, Sie sind da an ein ganz seltenes Produkt rangekommen? Dass Sie Ihre Bezugsquelle gefährden könnten?
    – Sie finden das komisch.
    – Allerdings.
    – Ich hab’s versprochen.
    – Es nicht zu verraten?
    – Was ich verspreche, halte ich auch.
    – Oh Gott. Meinetwegen. Aber wissen Sie was? Sie müssen nicht nach KAEC fahren. Der König kommt heute garantiert nicht. Er ist im Jemen. Sehen Sie.
    Yousef nahm Alans Zeitung und zeigte ihm Seite 3: ein Foto von Abdullah auf dem Rollfeld des jemenitischen Flughafens. Alan war nichts davon gesagt worden.
    – Ich sollte trotzdem hinfahren, der Form halber.
    – Wollen Sie vorher nicht was essen? Sie sind doch sowieso schon spät dran.
    Sie gingen nach draußen, und das Tageslicht, vor dem Alan gegraut hatte, war diffus, nachsichtig. Er fühlte sich umsorgt, als ob der Himmel und die Sonne ihn reinigen würden, die Ausschweifung der letzten Nacht wegwaschen könnten.
    Der Hotelpage, ein riesiger Mann mit einem Walrossschnurrbart, grinste Yousef an.
    – Salam, sagte Yousef zu ihm und schüttelte ihm die Hand. Er kommt oft in den Laden von meinem Dad, erklärte Yousef. Er kauft jede Menge Sandalen.
    Alan stieg in den Wagen, während Yousef unter der Motorhaube nachsah. Nach einer Minute stieg Alan wieder aus und ging nach vorne, um zu helfen.
    – Wonach suchen wir denn? Rote Dynamitstangen?
    – Ich weiß nicht genau, sagte Yousef. Vielleicht nach irgendwelchen ungewöhnlichen Drähten?
    Alan hatte einen Witz gemacht. – Sie wissen es wirklich nicht?, fragte er.
    – Woher soll ich das wissen? Ich gucke dieselben Fernsehserien wie Sie.
    Gemeinsam starrten die beiden Männer, von denen keiner je eine Bombe gesehen hatte, in Yousefs Motor, um herauszufinden, ob er eine enthielt oder nicht.
    – Ich seh nichts, sagte Alan.
    – Ich auch nicht.
    Sie stiegen in den Wagen. Yousef steckte den Schlüssel ins Zündschloss.
    – Fertig?
    – Machen Sie es nicht noch dramatischer.
    Yousef drehte den Schlüssel um. Der Motor heulte auf. Alans Herz raste.
    Sie fuhren vom Hotel weg, kamen wieder an demselben saudischen Soldaten oben auf dem Panzerwagen vorbei, das Gesicht im Schatten des Sonnenschirms über ihm, die Füße ins Kinderplanschbecken getaucht.
    – Ihr Dad hat also einen Laden?
    – In der Altstadt. Er verkauft Sandalen.
    – Moment. Ihr Dad verkauft Schuhe?
    – Ja.
    – Mein Dad auch. Das ist unglaublich.
    Alan blickte Yousef an, rechnete fast damit, dass das irgendein Witz war. So ein

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