Ein Hund namens Gracie
wieder ganz anders aus.
Ich steckte Gracie unter meine Jacke und betrat die Küche rückwärts, sodass ich Gracie mit meinem Körper deckte. Aber Gracie muss ihre Todesangst des vorangegangenen Abends vergessen haben, denn sie wand sich aus meiner Jacke und rutschte an meinem Bein herunter, bevor ich sie daran hindern konnte. Waren Sie schon mal bei einem Hunderennen? Dann kennen Sie den kleinen elektrischen Hasen, den die Hunde um die Bahn jagen? Nun, obwohl Gracie keine runde Nase und hoch stehende Ohren hatte, mussten Sarah und Dottie keinen Moment überlegen, bevor sie von der Küche ins Wohnzimmer hinter ihr herstürmten, und ich stolperte wiederum hinter ihnen her und rief: »Nein! Hört auf! Wartet!«
Ich hätte genauso gut mit einer Peitsche knallen und »Schnauze!« rufen können. Gracie entwischte unter den Couchtisch, Dottie war ihr dicht auf den Fersen. Zu dicht, wie sich herausstellte - denn da Dottie doppelt so groß war wie Gracie, schlitterte sie in den Tisch wie ein Mack Truck auf einer vereisten Straße, anstatt darunter zu verschwinden, wobei sie den Tisch umkippte und meine heiß geliebte Elvislampe in eine Million Splitter zertrümmerte.
Ich befürchtete, dass die Hunde sich an den scharfen Scherben, die auf dem Boden herumlagen, schneiden könnten und machte einen Satz, um als menschliches Schutzschild zwischen Hunden und Scherben zu fungieren. Das hätte auch funktionieren können, wenn Sarah nicht aus einem anderen Winkel in dieselbe Richtung geschossen wäre. Es gibt ein physikalisches Gesetz, dass sich zwei Körper nicht zur selben Zeit am selben Ort befinden können, aber Sarah hatte das offensichtlich noch niemand erklärt. Sie stürzte in den Turm aus Zeitungen und Zeitschriften, die ich eigentlich längst zur Altpapiersammlung zusammenbinden wollte, schmiss ihn in einer Zeitlupenlawine aus Zeitungs- und Hochglanzpapier zu Boden und landete mit einem vollendeten Spagat auf allen vieren. Auch ich landete auf allen vieren, in einer Stellung durchgebogen, die es bei Yoga für Fortgeschrittene geben muss, während mich tödliche Elvistrümmer anfunkelten. Als ich den Kopf hob, starrte ich direkt in Sarahs leicht benommene Augen. Mir blieb keine Zeit, den Moment bewusst auszukosten, denn Dottie hatte sich schon wieder aufgerappelt und raste hinter Gracie her, die, nach dem, was ich aus dem Augenwinkel ausmachen konnte, im Raum herumzuhüpfen schien wie ein Flummi.
Natürlich war Sarah davon elektrisiert. Ihre Anstrengungen, auf die Füße zu kommen, waren aber etwa so erfolgreich, wie man es von einem neugeborenen Fohlen erwartet, das Rollschuhe trägt, und brachten sie nur dazu, mit der Schnauze voran in meinen Nacken zu pflügen. Als ich auf die Seite rollte, griff ich mit beiden Händen nach Sarah und sie landete (eher unabsichtlich) in einer Position auf meiner Brust, die perfekt für den klassischen Hollywood-Kuss gewesen wäre, wenn es in Hollywood nicht solche Vorurteile gegen Liebe zwischen den Arten geben würde. Gerade als ich bemerkte, dass ich rätselhafterweise nicht auf irgendwelchen Keramikbruchstücken gelandet war, sprang Sarah von mir herunter, um sich der Jagdgesellschaft anzuschließen, die in der Zwischenzeit, nach den Geräuschen der Zerstörung zu urteilen, in die Küche und wieder zurückgedonnert war.
Wackelig kam ich auf die Beine und brüllte ein paar weitere Kommandos aus der »Wartet! Halt«-Kategorie, obwohl ich wusste, dass sie keine Wirkung auf Gracie hatten. Ich hätte es nur ganz nett gefunden, wenn irgendwer auf mich gehört hätte. Und so war es tatsächlich. Wenn es auch Mark war, den wir hörten, bevor wir ihn sahen.
»SITZ! JETZT! « Die biblisch grollende Stimme von oben, die selbst heidnischen Herzen Furcht eingeflößt hätte, brachte Ordnung ins Chaos. Wenigstens halbwegs. Sarah und Dottie blieben wie angewurzelt stehen, während Gracie weiterhin rumsprang.
»BLEIB DA!« Ich drehte mich um - und sah nicht Charlton Heston die Treppe herunterkommen, sondern Mark, klatschnass, in seinem Bademantel zitternd und mit einem Gesichtsausdruck, der das Phantom der Oper erschreckt hätte. Ich bewegte mich nicht (es bestand immerhin die Möglichkeit, dass er mich meinte), und Sarah und Dottie wagten sich auch nicht vom Fleck. Doch Gracie war ungebremst, und als sie auf Mark zuschlitterte, war es die Kombination aus ihrer Geschwindigkeit, seiner Überraschung und seinen nassen Füßen, die ihn mit einem sehr unbiblischen »Oh Mist!« zu Fall brachte.
Seine
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