Ein Hund namens Gracie
ihm nun so gründlich den Hals, dass er sich umdrehte, um sie auf die Nase zu küssen. Er erklärte ihr, dass sie von »diesen snobistischen Schwestern« nichts mehr zu befürchten habe, und sie schien ihm Glauben zu schenken.
Ich war nicht so sicher.
Ich brachte Gracie in eins der anderen leer stehenden Zimmer und hoffte, dass Sarah und Dottie, wenn Mark sie hinausließ, keinen Weg finden würden, um sich durch die Wände zu graben. Ich legte den Boden mit Zeitungspapier aus und ließ Gracie mit einer Schüssel frischem Wasser, etwas Fressen und ihren beiden neuen Spielzeugen, Mr. Rechts und Mr. Links (früher als Dans Anzugsschuhe bekannt) zurück. Ich fand es schrecklich, sie den ganzen Tag allein zu lassen, also schmiss ich ihr noch ein Paar Turnschuhe hin, die ihr Gesellschaft leisten sollten, und dann dachte ich mir, Ach, zum
Teufel und warf ihr einen Wollpullover vor, den mir meine Tante letztes Weihnachten geschenkt hatte. Dann hetzte ich zur Arbeit. Ich versuchte mich mit dem Spruch: Zehn Minuten zu spät ist eigentlich gar nicht zu spät, zu beruhigen, aber ich wusste genau, dass ich von Glück reden könnte, wenn ich bis 9.30 Uhr eintraf.
In dem Moment, in dem ich in die Tür trat, waren Sarah und Dottie zur Stelle, um mich zu begrüßen, aber ohne ihre sonstige Begeisterung - eher so in der Art von Ach, du bist’s. Ich wusste nicht, ob das auf ihre Läuterung durch die Zeit im Loch zurückzuführen war und sie mich für diese Strafe verantwortlich machten, oder ob sie sich erneut schuldig gemacht hatten, indem sie Gracie gerade eben ein Bein abgerissen...
Ich rannte nach oben und stieß die Tür auf. Ich sah mich mit der überraschenden Abwesenheit von Durcheinander konfrontiert. Das Flurlicht weckte Gracie aus etwas, was ich für Zen-Meditation hielt. Ich entschuldigte mich dafür, sie allein gelassen zu haben, und sie vergab mir mit einer Gesichtswäsche, die andauerte, während ich den Boden sauber machte und die Opfer des Tages zusammensammelte (zwei Turnschuhe und ein Pulli, die sie noch nicht einmal kommen gehört hatten). Dann nahm ich sie hoch und lief auf Zehenspitzen den Gang runter.
»Sarah? Dottie?« flüsterte ich, denn wenn sie mir schon auflauerten, sollten sie es wenigstens dann tun, wenn ich bereit war.
»Hey, komm runter!« Mark war nach Hause gekommen und zappte sich durchs Programm, einen Hund zu jeder Seite. Sie waren beide vollkommen bewegungslos. Wahrscheinlich übten sie, um die Löwen zu ersetzen, die man über die Treppen vor Museen und Büchereien wachen sieht. Aber als wir das Sofa umrundeten, fuhren Sarahs und Dotties Köpfe herum. Die Hunde schossen in die Höhe.
»Wer hat euch erlaubt, euch zu rühren?« Mark wandte keinen Blick vom Fernseher und sprach so ruhig wie zu einem Baby.
Und tatsächlich, Sarah und Dottie zogen die »Augen geradeaus!«-Nummer durch und ließen sich in einer einzigen, fließenden Bewegung zeitgleich zu Boden sinken.
Mark stellte den Fernseher stumm. »Okay«, sagte er. »Ich hab’s geschnallt.«
Vielleicht erinnern Sie sich, dass ich erwähnte, was für ein logisch denkender Bursche Mark ist. Er nähert sich allen Dingen wissenschaftlich - sieht sie sich von allen Seiten an, nimmt sie auseinander, setzt sie wieder zusammen etc. Im Grunde war es genau das, was ich nicht konnte, wenn man mich in ein Zimmer setzte, mir ein Fisher-Price-Spielzeug gab, fünf Anleitungsschritte und ein Jahr, um es zum Laufen zu bringen. Wissen Sie, ich verstehe einfach keine Anweisungen, und außerdem hören sich die Erklärungen anderer Leute für mich irgendwann immer so an wie Erwachsenengeschwätz in den Peanuts-Cartoons. Während Mark mir also in aller Ausführlichkeit erläuterte, was er getan hatte, um Sarah und Dottie auf die Reihe zu kriegen, und was ich meinerseits zu tun hätte, um ihn dabei zu unterstützen, beobachtete ich die Handbewegungen, mit denen er seine Worte unterstrich. Um es genau zu sagen, beobachtete ich Gracie, wie sie Marks Gesten zusah und versuchte, nach der Hand zu schnappen, wenn sie in ihre Richtung kam. Und Mark redete einfach immer weiter: »Bla-bla-bla, bla-bla, bla-BLAH-blah-blah...« Ich begann mich allmählich schon zu fragen, ob Taubheit nicht doch Vorteile hatte.
Schließlich schien er überzeugt, dass seine Botschaft der Hundeunterwerfung verstanden worden war, und stiefelte in die Küche, wobei er uns vier, Gracie, die Piranha-Schwestern und mich - wieder allein im Zimmer ließ. Ich konnte mein Herz gegen
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