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Ein Hund namens Gracie

Ein Hund namens Gracie

Titel: Ein Hund namens Gracie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Dye , Mark Beckloff
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die Rippen schlagen hören und von irgendwoher kam mir der Begriff Haifischgewässer in den Sinn. Die Augen der Mädchen bohrten sich in Gracie und mich, und ich begann, mich langsam aus dem Zimmer zurückzuziehen, als ich eine Stimme aus der Küche brüllen hörte: »Vergiss nicht, was ich dir gesagt habe!«
    Ich presste meine Lippen auf Gracies warmen Kopf und murmelte: »Ich nehme nicht an, dass du’s mitgekriegt hast, oder?« Gracie neigte den Kopf, um mich anzusehen, strahlte mich aus diesen babyblauen Augen an und schenkte mir die Andeutung eines Lächelns.
    Zum Glück wiederholt Mark sich gern. »Darfst sie einfach nicht wissen lassen, dass du Angst hast. Musst ihnen zeigen, wer der Boss ist. Setz dich einfach so hin, als gehörte dir das Haus.«
    Ich tastete mich zur Couch zurück und hielt Gracie noch ein kleines bisschen fester. Sarah und Dottie ließen uns nicht aus den Augen. Ich stieg über Dottie zur Fernbedienung auf Marks Platz mitten auf dem Sofa und ließ mich fallen. Ich bemühte mich sehr, so zu tun, als würde mir das hier alles gehören, aber selbst wenn ich die Hypothek vergaß, war das schwer, vor allem solange Sarah und Dottie mir den bösen Blick zuwarfen. Ich tat so, als hörte ich dem Nachrichtensprecher zu, wie er über irgendetwas redete, das ganz offensichtlich sehr wichtig war. Gracie schien es sich in meinem Schoß bequem gemacht zu haben und genauso gefesselt zu sein von den Ereignissen der Welt. Sarah und Dottie hatten ihre Blicke langsam wieder dem Bildschirm zugewandt, als das Undenkbare passierte: Gracie flitschte aus meinen Armen wie ein eingeöltes Ferkel, rutschte von der Couch und landete auf dem Boden, genau zwischen Sarah und Dottie.
     

     
    Ich hielt den Atem an. Gracie rutschte mit dem Hinterteil zurück, sodass sie in derselben Stellung lag wie die Mädchen, und sah eifrig hechelnd von einer zur anderen, wobei ihr die Zunge ganz leicht aus dem Maul hing, ohne jede Spur von Furcht: Na ihr, hab ich Recht? Sieht man so fern?
    Beide Hunde sahen auf Gracie hinunter, dann sahen sie sich an. Sarah wandte sich ab und beugte sich vor, um ihre Vorderpfote abzulecken: Oh, was ist denn das? Ist das etwa Staub auf meinem sonst so makellosen Fell? Das werden wir nicht dulden. Dottie sah zu Sarah, dann zu Gracie hinunter, schüttelte ihren Kopf und machte ein Geräusch irgendwo zwischen Seufzen und Schnauben: Tjah, eben schlechte Nachbarschaft. Dann wandten sich alle drei dem Fernseher zu.
    Als ich in dem zugigen Wohnzimmer auf der Couch saß, wir fünf im flackernden Licht des Bildschirms, wurde mir klar, dass Mark Recht hatte: Gracie drohte keine körperliche Gefahr von Sarah und Dottie. Was wir damals noch nicht wussten, war, dass sie ab jetzt in gefühlsmäßiger Gefahr war. Die Natur spielte einen gemeinen Streich - sie erschuf das Abbild einer pubertären Mädchenclique in unserem Wohnzimmer.
    Glücklicherweise liebt die Natur das Gleichgewicht. Die Lösung des Problems, auf die unsere kümmerlichen menschlichen Gehirne nie gekommen wären, lieferte sie gleich mit: Es ist viel leichter, eine Kreatur einzuschüchtern, die halb so groß ist wie du, als eine, die doppelt so groß ist wie du und außerdem noch weiterwächst.
    Wachsen war eine Untertreibung für das, was Gracie tat - sie explodierte eigentlich eher, als vergrößere man ein Bild auf das Zehnfache. Sie wog zwölf Pfund, als ich sie mit acht Wochen bekam. Zwei Wochen später wog sie 20 Pfund, einen Monat darauf fast 40 Pfund, und als sich ihr halbjähriger Geburtstag näherte, brachte sie 85 Pfund auf die Waage! Ein Hundepullover, der ihr am Dienstag passte, quetschte ihr am Donnerstag die Luft ab. Wenn man sie genau ansah, konnte man regelrecht Zusehen, wie sie größer wurde. Ich gewohnte mich an den Ausdruck höflichen Schreckens in den Augen unserer Nachbarn, als sie ihre Pfoten bemerkten, die etwa die Größe von Clownsschuhen hatten: »Oh je! Das wird aber ein großes Mädchen, nicht wahr?« Sie sahen sich an, wie sie den Bürgersteig runtertrabte und plötzlich innehielt, um mit dem winzigsten Käfer zu spielen, als sei er ihr in Größe und Status ebenbürtig, oder wie sie sich überschlug, weil die hinteren Pfoten vor die vorderen geraten waren. Ein paar Leute waren unverschämt genug zu grinsen, als sie herausfanden, dass sie Grace - Gnade, Anmut - hieß, ein paar brachen in schallendes Gelächter aus.
    Aber niemand war verblüffter über Gracies Wachstum als Sarah und Dottie. Man konnte es ihnen fast an

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