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Ein Hund namens Gracie

Ein Hund namens Gracie

Titel: Ein Hund namens Gracie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Dye , Mark Beckloff
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erwog Frühstücksalternativen (Eier Benedict... Eier auf Florentiner Art... Rührei mit Pommes Frites), da begann Gracie mir das Gesicht abzulecken. Empörend! Dieses Gesicht war am Vorabend in ganz Amerika im Fernsehen zu sehen gewesen -sicherlich würde es bald die Brotdosen jugendlicher Hippies zieren -, und was tat sie? Sie sabberte es ab. Das würde ich ihr heimzahlen! Ich könnte einfach so tun, als bemerkte ich es gar nicht. Ich könnte...
    Genau.
    Ich schnappte meine Ray-Bans und wir machten uns auf in den Park.
    Der Central Park ist für Hunde, was New York für Menschen ist: die abwechslungsreichste und erstaunlichste Ansammlung von Geschöpfen aller Größen, Farben und Rassen - und meistens kamen sie auch noch gut miteinander aus. Es war erst kurz nach sieben, aber selbst an so einem kalten klaren Dezembersonnabend tobten schon Dutzende von Hunden mit ihren Menschen im Schlepptau herum. Es war, wie ich es mir vorgestellt hatte: Die Leute erkannten uns an Gracies unverwechselbarem Profil!
    »Hey, wie geht’s denn so?« brüllte mir ein großer Typ mit einem hellen Labrador zu. »Hab Sie gestern bei Letterman gesehen!« Wir winkten zurück. Einen Moment lang wollte ich ihn verbessern, aber dann fiel mir ein, dass es unserem Ruf nicht schaden würde, wenn die Leute dachten, wir seien in beiden Shows aufgetreten.
    »Oh, sieh mal, da ist ja Gracie!« Eine große junge Frau, die ein Model sein konnte, sprach mit ihrem Dalmatiner und zeigte auf uns - nun, auf einen von uns. »Wir finden euch super!«
    »Danke!« Junge, berühmt zu sein war schon klasse!
    Ich ließ Gracie von der Leine zu den anderen Hunden. Zuerst schien sie schüchtern und leicht verwirrt, aber dann schloss sie sich der Gruppe Köter an, die auf der Wiese rumtobte. Nach etwa zwanzig Minuten, in denen sie die Schönheiten der Natur mitten in Manhattan erkundet hatte, löste sie sich aus der Meute, um mit einem kleinen schwarzen Pudel zu spielen, dessen Fell - in der Art englischer Gärten - einen Formschnitt erhalten hatte.
     

     
    Dieses Park-Avenue-Schoßhündchen hielt ich für eine eher unwahrscheinliche Gespielin für Gracie, die trotz ihrer gewaltigen Größe immer noch so aussah und sich auch so benahm wie ein großes Kind. Doch wenn sie sich riechen mochten, warum sollte ich mir da ein Urteil erlauben?
    Langsam wurde es Zeit, ins Hotel zurückzugehen und etwas zu frühstücken; deswegen versuchte ich, Gracies Aufmerksamkeit mit dem Zeichen, das Mark und ich ihr unter solchen Mühen vor vielen Jahren beigebracht hatten, auf mich zu lenken: Ich breitete die Arme ganz weit aus, wackelte mit den Fingern und wartete darauf, dass sie mich sehen und zurückkommen würde.
    Sie sah nicht zu mir rüber. Ich wartete. Sie warf mir einen flüchtigen Blick zu, und ich wackelte ganz laut mit meinen Fingern. Nichts zu machen. Der Pudel kaute liebevoll an ihren Ohren, und sie hatten ganz und gar nicht die Absicht, ihr Spiel zu unterbrechen.
    Schließlich wandte sich Gracie mir quer über den halben Park einmal ganz zu, und ich wusste, dies war meine große Chance. Ich breitete die Arme aus und bewegte meine Finger so heftig, dass ich befürchtete, sie würden sich gleich von meinen Händen lösen. Ich wusste genau, dass sie angerannt käme, so wie sie es immer tat.
    Sie kam nicht. Sie wedelte und, ich schwöre es, sie lächelte. Dann jagte sie den Pudel noch ein bisschen herum. Ein Grüppchen weltverdrossener New Yorker Hundebesitzer fixierte schon den Mann mit der dunklen Sonnenbrille, der seinen Hund mit wackelnden Fingern anzulocken versuchte. Ich hörte, wie jemand sagte: »Ist das nicht der Typ aus dem Fernsehen?« Dieser Ruhm war einfach super!
    Eine elegante Blondine trat aus der Gruppe und rief nach dem Pudel, wie sich herausstellte. »Penelope! Komm! Komm mein Liebling, Zeit zu gehen!« Penelope drehte sich um und trottete auf sie zu, Gracie dicht hinter ihrem gut frisierten Hinterteil.
    »Danke«, sagte ich und nickte Penelope zu, als Gracie sich einstellte. »Wenn Sie Ihren Hund nicht gerufen hätten, müsste ich jetzt hinter meinem herjagen.«
    »Die beiden scheinen sich allerdings auch sehr...« Sie schob die Sonnenbrille hoch und sah Gracie und mich an. »Entschuldigen Sie bitte«, sie starrte mich immer noch an, »das hört sich wahrscheinlich blöd an, aber haben sie jemals von der Three Dog Bakery gehört?«
    Ich grinste. Was soll man mit einer Privatsphäre, wenn man doch von allen erkannt werden kann. »Ja.«
    Sie lächelte zurück

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